Julien Lambert wurde 1968 in einem kleinen Dorf der Butha-Ebene geboren und lebt heute im Ort Brücko, direkt am Ufer der Butha. Von seinem Vater, der als Teichwirt arbeitete, übernahm er schon früh das Handwerk der Flussfischerei. Nach der Schule half er zunächst bei der Reparatur alter Reusen im Betrieb von Leontin Dufour, bevor er sich ganz der Fischerei zuwandte. Seine Tage beginnen meist in aller Frühe, wenn der Nebel noch auf der Wasseroberfläche hängt. Lambert ist oft an der alten Steinbrücke zu sehen, wo er mit seiner hölzernen Flussschale anlegt und die gefangenen Barben, Nasen und Schleien im „Korb zum Butha-Ufer“ transportiert – einem kleinen Kiosk, betrieben von Elsa Renard, der sich auf frischen Flussfisch spezialisiert hat.
Die Butha ist nicht nur sein Arbeitsplatz, sondern auch sein Rückzugsort. In der örtlichen Fischerstube, die abends von Lambert und drei weiteren Fischern, darunter sein langjähriger Freund Roman Vevrier, als Treffpunkt genutzt wird, tauschen sie Geschichten über seltene Fänge und vergangene Hochwasserjahre aus. Lambert gilt als geduldig, manche sagen eigenwillig, und ist bekannt dafür, dass er regelmäßig Bachforellen aussetzt, um den Bestand zu sichern – sehr zur Freude der Schüler der nahegelegenen Grundschule, die ihn manchmal auf ihren Ausflügen begleiten.
Neben dem Fischfang engagiert sich Lambert in der „Initiative Butha-Lebensraum“, einer kleinen Gruppe, die sich für den Erhalt der Uferlandschaft einsetzt. In den Sommermonaten organisiert er das sogenannte „Abendfischen mit Kindern“, bei dem er lokale Anekdoten erzählt – etwa die Geschichte vom versunkenen Brücko-Wagen, der angeblich noch immer bei Niedrigwasser zu sehen sei. Auch sein handgefertigtes Ruderboot, bemalt mit einer stilisierten Forelle, ist im Ort bekannt.
Lambert lebt allein in einem alten Fischerhaus in der Rue du Moulin, hält Hühner im Hinterhof und pflegt einen kleinen Gemüsegarten, dessen Erträge er gegen einen oder mehrere Drinks in der Butha-Uferbar von Mathilde Boucher tauscht. Freunde schätzen ihn als zuverlässigen Helfer, der bei Überschwemmungen anpackt, ohne viele Worte zu verlieren. Sein Name findet sich auf der Ehrentafel der Brückoer Feuerwehr, nachdem er einst ein festgefahrenes Boot aus dem Frühjahrs-Hochwasser befreite.
Wer an der Butha unterwegs ist, begegnet Julien Lambert meist schweigend, mit Blick aufs Wasser, stets mit einem alten Angelhut und einem Beutel voller Köder. Am ersten Sonntag im Mai richtet er für die Gemeinde das traditionelle Flussfisch-Picknick aus – ein Ereignis, das in Brücko nicht mehr wegzudenken ist.