Kurzau (Landkreis Priestewitz – Buthanien)

(Pop.: 177 – 127m NN)

Das Herz der Kaninchenaufzucht in Buthanien

Kurzau liegt auf 127 Metern Höhe am westlichen Rand der Butha-Ebene, etwa sechs Kilometer südlich von Priestewitz, in einer ländlichen Umgebung, die durch Felder, kleine Baumgruppen und die Nähe zum Bach Krolnbach geprägt ist. Das Dorf wird von der schmalen Hauptstraße „Dorfanger“ durchzogen, die sich vom östlichen Ortseingang – an einem alten, halb zugewachsenen Wegweiser nach Zindersloh – bis zum kleinen Platz vor dem Gemeindehaus zieht. In der Umgebung sind die Felder des Agrarbetriebs „Fehrmann & Söhne“ zu sehen, einer Familiengenossenschaft, die zusammen mit der benachbarten „Kaninchenzucht Zeilinga“ die lokale Wirtschaft bestimmt. Die Adresse der größten Kaninchenfarm lautet Dorfanger 17; hier betreibt Jutta Zeilinga mit ihrem Bruder Jonas die Zucht von Angora-, Rex- und Grauscheckenkaninchen in wetterfesten Ställen und gepflegten Ausläufen. Direkt gegenüber liegt die kleine Bäckerei „Höppner“, in der morgens oft noch Kaninchenzüchter aus dem Ort ein Frühstück holen, bevor sie zu den Ställen gehen.

Ein aktuelles Foto von einer Kaninchenfarm in Kurzau. Hier sind verschiedene Rassen von Kaninchen in gut gepflegten Gehegen zu sehen. Ein Bauer kümmert sich liebevoll um die Tiere.

Kurzau hat 177 Einwohner, die überwiegend in der Landwirtschaft und verwandten Berufen tätig sind. Neben der Kaninchenzucht gibt es im Ort die Werkstatt von Hansjürgen Melz, einem alten Bastler, der Käfige und Tränkesysteme für die Höfe baut. Im „Gasthaus zur Ebne“ von Ines Gottschall, Dorfanger 5, trifft sich abends ein kleiner Kreis von Züchtern, Handwerkern und gelegentlich Vertreter der Nachbarorte, um über Zuchtlinien, Fellfarben und Marktlage zu diskutieren. Die Kaninchenaufzucht ist im Alltag ständig präsent: Überall im Dorf sieht man Wagen mit Futterrüben, Kinder helfen nachmittags beim Sammeln von Löwenzahn, und der jährliche Kaninchenmarkt ist das gesellschaftliche Hauptereignis im Kalender.

Der Kaninchenmarkt findet jedes Jahr im Oktober auf dem Platz vor dem Gemeindehaus statt. Stände von Züchtern aus Kurzau und der Umgebung, etwa der Familie Fröstling aus Wehren oder dem Händler Diethelm Marzel aus Priestewitz, bieten Tiere, Felle und selbst gefertigte Wollprodukte an. Zum Markttag kommt es regelmäßig zu kleinen Wettstreiten: Wer das schwerste Kaninchen bringt, bekommt ein Fass Most von „Fehrmann & Söhne“. Vor einigen Jahren sorgte ein besonders temperamentvolles Angorakaninchen für Aufsehen, als es aus dem Korb sprang und eine wilde Jagd über den Platz entfachte, bei der der halbe Chor des Gesangvereins Kurzau mitsingen musste, um das Tier mit einer Möhre zu locken.

Ein aktuelles Foto vom jährlichen Kaninchenmarkt in Kurzau. Züchter, Käufer und Interessierte sind zu sehen, wie sie Geschäfte tätigen, sich austauschen und die Gemeinschaft feiern.
Kaninchenmarkt in Kurzau

Im sozialen Leben des Dorfes spielt die Kaninchenzucht eine verbindende Rolle. Die Kinder der Grundschule Kurzau erhalten im Rahmen des „Kaninchenprojekts“ jedes Frühjahr ein Jungtier zur Pflege, während der „Kaninchenzüchterverein Butha-Süd“ seine monatlichen Treffen meist im Gasthaus abhält. Unter den Dorfbewohnern gibt es zahlreiche Geschichten und Anekdoten – so erzählt man sich von Großmutter Zeilinga, die einst behauptete, am Heiligabend könne sie die Kaninchen singen hören, wenn Schnee auf die Dächer fällt.

Die Felder um Kurzau sind oft von Kaninchengehegen unterbrochen, und nicht selten stehen kleine Schutzhütten am Rand der Wiesen, in denen Züchter bei einsetzendem Regen Schutz suchen. Zur Orientierung dienen alte Grenzsteine, die noch aus der Zeit stammen, als der Ort zum Herzogtum Butha gehörte. Die Umgebung ist von einem Netz aus Feldwegen durchzogen, die zu den Nachbardörfern Wehren und Zindersloh führen – bei gutem Wetter sieht man gelegentlich Wanderer oder Radfahrer, die am kleinen Rastplatz „Krolnbachsteg“ eine Pause machen und dabei einen Blick auf die Kaninchenställe werfen.

Kurzau ist ein Dorf, das sich durch die enge Verbindung zwischen Landwirtschaft, handwerklichem Können und lebendiger Gemeinschaft auszeichnet. Die Kaninchenzucht prägt nicht nur den Alltag, sondern auch Identität und Zusammenhalt – und kaum ein Besucher verlässt das Dorf, ohne wenigstens ein Glas selbst gemachten Möhrenlikörs probiert zu haben.

Ch.: B35 (SO: Straßen 6km; N: Ihlefeld 11km); BT26 (W: Skola, O: Netwitz)