Ynames (Landkreis Priestewitz – Buthanien)

(Pop.: 455 – 149m NN)

Ynames ist ein kleines Dorf im Landkreis Priestewitz, Buthanien, mit 455 Einwohnern, das auf 149 Metern über dem Meeresspiegel liegt. Seine Lage am südlichen Ausläufer des Buthanischen Landrückens prägt den Charakter der Siedlung: Während im Norden sanfte Hügel ansteigen, öffnet sich im Süden die weite Butha-Ebene mit ihren großen, geometrisch angelegten Feldern. Über die Chaussee A3 ist das Dorf sowohl mit Zwinkhaus im Süden als auch mit Dora im Norden verbunden. Daneben verlaufen die Straßen BT11, BT21 und BT24, die Ynames mit Skola, Quarkdorf, Butterfeld, Kohlkopf und Ihlefeld verbinden. Diese Straßen sind zugleich Lebensadern, die den Austausch mit den Nachbardörfern sichern. Die Landwirtschaft, allen voran der Gemüsebau, bestimmt das Bild rund um Ynames, doch gibt es auch Handwerksbetriebe, kleine Läden und eine wachsende Zahl an Freizeitangeboten, die den Ort lebendig machen.

Im Zentrum des Dorfes erhebt sich die Pilgerkapelle Ynames, die im 13. Jahrhundert erbaut wurde. Sie ist ein schmales, längliches Bauwerk mit einem steilen Satteldach und einem kleinen, hölzernen Dachreiter. Die Mauern bestehen aus hellem Sandstein, an dem man bis heute die Arbeit der mittelalterlichen Steinmetze erkennen kann: Rundbogenfenster mit zierlich gearbeiteten Säulchen, ein schlichtes Portal und ein schmaler Chorabschluss zeugen vom frühen gotischen Baustil. Im Inneren herrscht eine einfache, aber eindrückliche Atmosphäre. Ein steinerner Altar mit eingeritztem Kreuz und ein verwittertes Wandgemälde, das eine Pilgergruppe zeigt, erinnern an die ursprüngliche Nutzung. Über Jahrhunderte diente die Kapelle den Reisenden, die auf dem Weg nach Butha hier rasteten. Die Legende vom heiligen Brunnen, der unweit des Kapellenhügels entsprungen sein soll, ist bis heute lebendig: Man sagt, wer von seinem Wasser trank, sei vor Krankheit und Gefahren auf der weiteren Reise geschützt gewesen. Auch wenn der Brunnen längst versiegt ist, besuchen noch immer Gruppen von Wanderern die Kapelle und halten inne, bevor sie weiterziehen.

Unmittelbar neben der Kapelle liegt der kleine Dorfplatz. Hier steht ein alter Lindenbaum, dessen Krone im Sommer dichten Schatten spendet. Unter ihm treffen sich die Bewohner am Abend auf Bänken, die vom örtlichen Schreiner gestiftet wurden. Mehrmals im Jahr findet auf dem Platz ein kleiner Markt statt: Im Frühjahr verkaufen Landwirte Jungpflanzen und Setzlinge, im Herbst dominieren Kürbisse, Kohlköpfe und die verschiedensten Kohlarten. Ein beliebtes Ereignis ist der sogenannte „Krustenkuchen-Tag“, an dem das Café „Zum grünen Feld“ seinen berühmten Ynameser Krustenkuchen in großer Zahl backt und mit Kaffee ausschenkt. Der Kuchen besteht aus einem schweren Hefeteig mit einer dicken, knusprigen Zuckerkruste und wird gerne warm gegessen. Das Café wird von dem Ehepaar Bernd und Hannelore Meck geführt, die auch einfache herzhafte Speisen anbieten und damit den Mittelpunkt der dörflichen Geselligkeit bilden.

Eine prägende Persönlichkeit von Ynames ist George Wilskopf, der als „Blumenkohl-Meister“ weit über die Region hinaus bekannt ist. Sein Hof liegt am westlichen Ortsrand, und schon von weitem erkennt man die sorgfältig angelegten Felder, auf denen verschiedene Blumenkohlsorten angebaut werden. Wilskopf, 1958 geboren, gilt als Innovator im Gemüsebau. Er experimentierte früh mit neuen Sorten und Anbaumethoden, entwickelte Bewässerungstechniken und setzte auf regionale Vermarktung. Besucher sind in seinem kleinen Museum willkommen, das er im ehemaligen Stall eingerichtet hat. Dort zeigt er alte Werkzeuge des Gemüsebaus, Samenbehälter aus dem 19. Jahrhundert und Fotos der bäuerlichen Arbeit in Ynames. Schulkinder aus der Umgebung besuchen regelmäßig das Museum, um mehr über den Zyklus vom Saatkorn bis zur Ernte zu lernen. Wilskopf erzählt dabei gern Anekdoten, etwa von einem Jahr, in dem ein Hagelsturm fast die gesamte Ernte vernichtete, woraufhin das ganze Dorf zusammenkam, um die wenigen unbeschädigten Köpfe gemeinsam einzukochen und haltbar zu machen.

Ebenso bekannt ist Anne Gäbler, die ihre Apotheke an der Hauptstraße betreibt. Sie ist nicht nur als Apothekerin und Kräuterexpertin geschätzt, sondern auch für ihre ungewöhnlichen Rollenspieltouren. Mit kleinen Gruppen wandert sie durch Ynames, erzählt Geschichten von alten Bräuchen und stellt dabei Szenen mit einfachen Kostümen nach. Besonders beliebt ist die Geschichte vom Glockenschlag der Kapelle: Man sagt, wenn die Glocke dumpf klingt, kündige sich Regen an, wenn sie hell klingt, bleibe das Wetter stabil. Gäste werden eingeladen, selbst die Glocke zu läuten und die Stimmung zu deuten. Neben diesen Aktivitäten kennt Anne Gäbler die Kräuter der Umgebung genau und stellt Teemischungen her, die in der Region gefragt sind. Ihre „Ynameser Abendruhe“ – ein Aufguss aus Melisse, Hopfen und Lavendel – ist ein Verkaufsschlager im Dorf und den Nachbarorten.

Das Leben in Ynames ist eng mit der Landwirtschaft verbunden. Neben Blumenkohl werden Kartoffeln, Rüben und Zwiebeln angebaut. Viele Familien halten Hühner, einige wenige auch Rinder oder Ziegen. Es gibt zwei kleine Werkstätten: Eine Tischlerei, die Möbel aus regionalem Holz fertigt, und eine Schmiede, die vor allem Werkzeuge für die Bauern herstellt. Der Schmied, Rainer Polzin, ist bekannt für seine handgeschmiedeten Pflugscharen, die er noch auf traditionelle Weise formt. Sein Vater hatte in den 1960er Jahren begonnen, alte Schmiedetechniken zu bewahren, und Rainer setzt diese Arbeit fort. Einmal im Jahr, beim Dorffest, führt er das Schmieden vor Publikum vor, was stets zahlreiche Besucher anlockt.

Das Dorffest von Ynames ist ein weiterer Höhepunkt im Jahreslauf. Es findet im Spätsommer statt, wenn die Ernte eingebracht ist. Auf dem Dorfplatz werden Stände aufgebaut, die Kapelle wird festlich geschmückt, und ein Umzug zieht durch die Straßen. Kinder tragen dabei oft Kohlköpfe auf kleinen Wagen, eine Anspielung auf die Bedeutung des Gemüses für das Dorf. Am Abend gibt es Musik, häufig gespielt von Kapellen aus den Nachbarorten. Einmal, so erzählt man, probte eine Blaskapelle aus Butterfeld mangels Probenraum in einem alten Hühnerstall. Das führte zu großem Gelächter, als die Musiker beim ersten Stück von gackernden Hühnern begleitet wurden. Solche Geschichten gehören fest zum kollektiven Gedächtnis des Ortes.

Auch die Umgebung von Ynames lädt zu Erkundungen ein. Nach Osten öffnet sich das Land Richtung Ihlefeld, wo sich kleinere Teiche und Weiden finden. Nach Westen hin grenzt das Dorf an Kohlkopf, dessen Name schon die enge Verbindung zum Gemüsebau verrät. Wanderer schätzen die Wege, die über Feldraine führen und immer wieder den Blick auf den Buthanischen Landrücken freigeben. Im Winter, wenn Schnee die Felder bedeckt, ist es still im Dorf, doch die Kapelle bleibt ein Ziel: Dann stellen die Bewohner Laternen auf, die den Weg erhellen und Pilger wie Spaziergänger anlocken.

Die Dorfgemeinschaft von Ynames ist eng verbunden. Viele Bewohner engagieren sich im örtlichen Vereinshaus, das in einem ehemaligen Schulgebäude untergebracht ist. Dort finden Versammlungen, Theateraufführungen und Kurse statt, die vom Kochkurs bis zur Volkstanzgruppe reichen. Kinder und Jugendliche spielen auf dem angrenzenden Bolzplatz, während die Älteren im Sommer Boule im Schatten der Linden spielen. Abends sitzen viele Bewohner auf den Bänken vor ihren Häusern und beobachten das Treiben auf der Hauptstraße.

Ch.: A3 (S: Zwinkhaus, N: Dora); BT11 (S: Skola, NW: Quarkdorf); BT21 (N: Butterfeld); BT24 (W: Kohlkopf, O: Ihlefeld)