Das Herrenhaus von Hausdorf, ein imposantes Bauwerk aus dem 16. Jahrhundert, erzählt die Geschichte von Macht, Ruhm und Wandel. Einst Residenz der Familie von Stein, einem alten sturmländischen Adelsgeschlecht, erhebt sich das Gebäude am Rand des Dorfes inmitten eines weitläufigen Parks. Die Familie von Stein führte ihre Herkunft stolz auf die Wikinger zurück, und es wird gesagt, dass ihr Stammvater, Jarl Eirik, im 9. Jahrhundert an der Ostküste der Sturminsel landete. Seine Nachfahren bauten ein florierendes Gut, das durch Fischerei, Handel und eine strategisch wichtige Lage am Sturmmeer zu Reichtum gelangte.

Über Generationen hinweg galt die Familie als einflussreiche Säule der Region. Berühmt war Graf Magnus von Stein, der im 17. Jahrhundert eine der größten Bibliotheken des Landes anlegte. Die Sammlung historischer Schriften und Karten zog Gelehrte aus ganz Sturmland an. Seine Enkelin, Freifrau Amalie von Stein, war eine geschickte Diplomatin und trug maßgeblich zur Aussöhnung mit benachbarten Adelsfamilien bei. Doch trotz ihres Ruhms war der Wohlstand der Familie nicht unerschütterlich.
1887 traf ein schwerer Schicksalsschlag die von Steins. Nach missglückten Investitionen in Überseehandel und einem verheerenden Feuer, das weite Teile der Ländereien zerstörte, musste die Familie Konkurs anmelden. In einer dramatischen Auktion wurde das Herrenhaus samt Gelände an die Kommune Hausdorf verkauft. Der letzte Bewohner aus der Adelslinie, Ferdinand von Stein, verließ das Anwesen mit nur wenigen Kisten persönlicher Erinnerungsstücke. Er zog nach Golden Gate, wo er ein bescheidenes Leben als Lehrer führte.
Die Kommune Hausdorf stand vor der Herausforderung, das große Gebäude zu nutzen. Nach längerer Diskussion wurde beschlossen, das Herrenhaus in eine Kulturstätte umzuwandeln. Anfang des 20. Jahrhunderts begannen umfangreiche Umbauten. Die prächtigen Wohnräume wurden in Säle für Konzerte, Theater und Ausstellungen umgewandelt. Besonders beeindruckend ist der Große Saal mit seiner hohen Decke und den restaurierten Wandmalereien, die Szenen aus der Wikingerzeit zeigen. Der einstige Festsaal dient heute als Veranstaltungsort für Hochzeiten und Feierlichkeiten. Ein Teil des Parks wurde in einen öffentlichen Garten umgestaltet, der vor allem im Sommer Besucher anzieht.
Das Herrenhaus ist nun ein Zentrum des kulturellen Lebens in Hausdorf. Es beherbergt regelmäßige Konzerte, von klassischer Musik bis zu modernen Ensembles, und eine jährliche Ausstellung über die Geschichte der Region. Besucher können bei Führungen die ehemalige Bibliothek von Magnus von Stein besichtigen, die inzwischen eine Sammlung lokaler Artefakte und moderner Kunstwerke beherbergt. Die Öffnungszeiten des Herrenhauses sind von Dienstag bis Sonntag, jeweils von 10:00 bis 18:00 Uhr. Führungen finden täglich um 11:00, 14:00 und 16:00 Uhr statt, und das Café im Erdgeschoss bietet regionale Spezialitäten an.
Viele Dorfbewohner sind eng mit dem Herrenhaus verbunden. Sophie Bernard, die örtliche Notarin, engagiert sich ehrenamtlich für die Organisation von Lesungen und Vorträgen in der Bibliothek. Oliver Lee, der Verkäufer aus dem Dorfladen, tritt gelegentlich mit seiner Band bei Konzerten im Großen Saal auf. Die örtliche Schule nutzt die Räumlichkeiten des Herrenhauses für kulturelle Projekte, und die Firma PreciCut Werkzeugmaschinen sponsert regelmäßig Kunstausstellungen.
Die Geschichte des Herrenhauses lebt durch die Menschen, die es mitgestalten. Die Führungen werden oft von Hannes Färber geleitet, einem ehemaligen Lehrer und passionierten Historiker, der die Geschichte der Familie von Stein mit beeindruckender Detailtreue erzählt. Die Landschaftsgärtnerin Julia Meißner hat den Garten des Anwesens neu gestaltet, wobei sie historische Pläne mit modernen Elementen kombinierte. Auch die Kirche St. Petri nutzt das Herrenhaus gelegentlich für besondere Gottesdienste und kirchliche Veranstaltungen, die eine besondere Atmosphäre in den alten Mauern schaffen.
Das Herrenhaus von Hausdorf ist ein Ort, der Vergangenheit und Gegenwart verbindet. Hier werden nicht nur Geschichten erzählt, sondern auch neue Kapitel geschrieben – durch die Menschen, die dieses historische Gebäude mit Leben füllen.