
(Pop.: 756 – 3m NN)
Suhle liegt an der Ostküste der Sturminsel, direkt an der Suhler Meerenge, die in das offene Sturmmeer übergeht. Vom breiten, sandigen Strand aus kann man bei klarem Wetter die acht Kilometer entfernte Küste von Kohlonia erkennen, auch wenn der Himmel oft von tiefhängenden Wolken und der Wind von salziger Gischt geprägt ist. Die Küste ist geprägt von hohen Dünen und dunklen Felsformationen, die von der rauen Brandung geformt wurden. In den Sommermonaten wagen sich einige Schwimmer in das kühle Wasser, doch die Strömung kann tückisch sein.
Der Name des Dorfes geht einer alten Legende zufolge auf eine versunkene Siedlung zurück, die einst weiter nördlich gelegen haben soll. Die Geschichte erzählt von einer gewaltigen Sturmflut, die in einer einzigen Nacht das alte Dorf hinwegfegte. Ein Fischer namens Gorm soll als einziger überlebt haben, indem er sich an ein Stück Treibholz klammerte und sich schließlich in einem seichten Gewässer wiederfand. Dort, wo er ans Ufer kroch, fand er eine große Senke voller Wasserlachen, in denen Wildschweine sich suhlten. Er nahm dies als Zeichen und gründete eine neue Siedlung – Suhle. Bis heute behaupten einige Bewohner, dass man bei stürmischem Wetter in der Ferne Glocken aus den Tiefen des Meeres läuten hören kann.
Die Straßen des Dorfes sind schmal und verwinkelt, viele von ihnen folgen dem natürlichen Verlauf der Küste. Die Hauptstraße, die Suhlstraße, führt vom Hafen bis zum kleinen Marktplatz, an dem sich einige der wichtigsten Gebäude des Ortes befinden. Dort steht das Feuerwehrhaus mit seinem auffälligen roten Backsteinbau. Die freiwillige Feuerwehr unter der Leitung von Hannes Jørgensen ist nicht nur für Brände zuständig, sondern wird auch oft zu Seenotrettungen gerufen, wenn Fischer oder unvorsichtige Touristen in Schwierigkeiten geraten. Gleich daneben befindet sich das Planetarium „Suhler Sternwarte“, eine kleine, aber eindrucksvolle Einrichtung, die von Astronomie-Enthusiasten betrieben wird. Das Gebäude mit der großen Kuppel wurde 1924 von einem exzentrischen Seefahrer gestiftet, der behauptete, die Sterne hätten ihm einst den Weg aus einem Sturm gewiesen. An den Wochenenden hält Astronomin Dr. Annika Fors Vorträge über die Navigation zur See anhand der Sterne.
Ein paar Häuser weiter liegt die Kunstgalerie „Meerblick“, in der Werke von lokalen Künstlern ausgestellt werden. Besonders bekannt ist hier der Maler Torben Kaspersen, der sich auf stürmische Küstenlandschaften spezialisiert hat. Auch die Bildhauerin Lene Boström stellt hier ihre Skulpturen aus Treibholz und rostigem Metall aus. Die Galerie wird von der engagierten Kunsthistorikerin Eva Malmström geleitet, die regelmäßig Veranstaltungen und Workshops für Einheimische und Besucher organisiert.
Die Dorfkirche, die dem Heiligen Olav geweiht ist, steht auf einer kleinen Anhöhe und trotzt seit dem 15. Jahrhundert Wind und Wetter. Ihre spitze, schiefergedeckte Turmspitze dient Fischern als Orientierungspunkt, wenn sie auf das Meer hinausfahren. Der Innenraum der Kirche ist schlicht, aber eindrucksvoll: Dunkle Holzbalken und geschnitzte Verzierungen erzählen von der langen Geschichte der Seefahrer, die hier für eine sichere Heimkehr beteten. Pastor Magnus Helleberg hält die sonntäglichen Messen und ist bekannt für seine mitreißenden Predigten, die oft vom Leben auf dem Meer handeln. Die kleine Gemeinde versammelt sich regelmäßig zu Gottesdiensten und Festen, besonders am Tag des Heiligen Olav, an dem ein großes Dorffest veranstaltet wird.

Ein Stück südlich des Ortes liegt die älteste Werft der Insel. Die Havsmidt-Werft wurde 1768 von Elias Thorsson gegründet und war bekannt für ihre robusten Fischerboote. Im 19. Jahrhundert erlebte die Werft einen Aufschwung, als die Fischerei florierte. Die „Sturmfänger“, widerstandsfähige Boote mit Runenzeichen, erlangten über die Inselgrenzen hinaus Anerkennung. Im 20. Jahrhundert drohte die Werft zu verschwinden, bis sie in den 1980er Jahren wiederbelebt wurde. Heute ist sie ein Ort des traditionellen Bootbaus und der Ausbildung junger Handwerker. Besucher können den Bootsbauern über die Schulter schauen und an Vorträgen über die maritime Geschichte teilnehmen. Ein Highlight ist das „Projekt Sturmsegler“, bei dem ein altes Handelsschiff nachgebaut wird. Die Werft ist auch ein Ort der Begegnung für Liebhaber maritimer Geschichte und Interessierte an Holzschiffkonstruktionen.

Das Heimatmuseum in Suhle ist ein wichtiger Bestandteil des Dorfes und erzählt die Geschichte der Küstenbewohner und ihrer Verbindung zum Meer. Die Sammlung umfasst Artefakte aus der Seefahrt und Fischerei, darunter traditionelle Fischerboote mit eigenen Geschichten. Die Leiterin führt begeistert durch die Ausstellung und erzählt von der harten Arbeit der Fischer. Besucher können in der interaktiven Werkstatt Modellboote bauen und an den „Tagen des traditionellen Schiffbaus“ teilnehmen. Das Museum ist ein lebendiges Zentrum des Austauschs zwischen den Generationen und bewahrt das maritime Erbe der Insel. Das Museum arbeitet eng mit der Havsmidt-Werft zusammen, um das traditionelle Handwerk des Bootbaus zu erhalten.

Das Strandbad Suhlstrand in Suhle besticht durch seine raue Schönheit und einzigartigen Charme. Trotz kühler Temperaturen lockt der feine Sandstrand Besucher an, die sich in die erfrischenden Fluten stürzen oder im Strandcafé dem Meer bei einem heißen Getränk zuschauen. Auch im Herbst und Winter finden Wassersportler wie Kitesurfer und Kajakfahrer optimale Bedingungen vor. Eine besondere Tradition ist das jährliche Nacktbaden am 21. Februar, bei dem mutige Teilnehmer Glück und Gesundheit für das kommende Jahr erhoffen. Suhlstrand ist ein Ort für Naturliebhaber und Abenteurer, die die ungeschminkte Schönheit der Küste und lebendige Traditionen schätzen. Das Meer spielt hier die Hauptrolle, und der Mensch begegnet ihm mit Respekt und Begeisterung. Das Strandcafé Meeresbrise direkt am Zugang zum Strand bietet heiße Getränke, frisch gebackene Zimtschnecken und eine Auswahl an Fischgerichten.
Ein bekanntes Gesicht in Suhle ist die Fischerin Marta Lund, die mit ihrem kleinen Kutter „Nordlys“ fast täglich hinausfährt. Sie ist eine der wenigen Frauen im Ort, die noch aktiv fischen, und ihr fangfrischer Kabeljau ist auf den Märkten der Umgebung sehr gefragt. Abends trifft sie sich oft mit Freunden im Gasthaus „Zum Alten Anker“, das an der Hafenstraße 12 liegt. Der Wirt, Henrik Fjeld, ist für seine deftigen Eintöpfe und die hausgemachten Fischspezialitäten bekannt. Gäste schätzen die urige Atmosphäre mit den niedrigen Deckenbalken und dem knisternden Kamin.
Für Reisende, die ein paar Tage in Suhle verbringen möchten, bietet das kleine Hotel „Haus am Meer“ eine gemütliche Unterkunft. Gelegen in der Dünenstraße 3, verfügt es über nur sechs Gästezimmer, die schlicht, aber komfortabel eingerichtet sind. Die Besitzerin, Ingrid Mikkelsen, legt großen Wert auf Gastfreundschaft und serviert morgens ein reichhaltiges Frühstück mit hausgemachtem Brot und selbstgemachter Marmelade. Besonders beliebt sind die Zimmer mit Meerblick, von denen aus man das raue Spiel der Wellen beobachten kann.
Suhle ist ein Dorf, das von Wind und Wellen geprägt ist, aber auch von den Menschen, die hier leben. Ihre Geschichten, ihre Arbeit und ihre Traditionen geben dem Ort seinen ganz eigenen Charakter.
Bahn: StLB82 2stündlich 6:36 – 20:36 nach Western, 8:02 – 22:02 nach Nordfähre