Der große Fall vom Balken – Ethans Siebenschläfer-Winter

Der große Fall vom Balken – Ethans Siebenschläfer-Winter

In einem besonders langen Winter, als der Schnee sich bis in den April hinein hartnäckig über die Hänge des Sturmgebirges hielt, spielte sich am nördlichen Rand des Askevann-Tals eine kleine Begebenheit ab, die im Dorf Zwitschi bis heute gern weitererzählt wird. Ethan Brown, der Betreiber von Brown’s Reparaturwerk am Birkenweg 5, hatte sich in den Kopf gesetzt, einen alten Militär-Jeep aus den Sechzigern wieder fahrtüchtig zu machen. Das Fahrzeug, das seit Jahren hinter der Bibliothek unter einer Plane verrottete, war von Mäusen bewohnt und von Moos überwuchert, doch Ethan ließ sich davon nicht beeindrucken.

Er schleppte das rostige Ding mit seinem Traktor in die Werkstatt und begann mit der Demontage. Als sich allerdings das Getriebe als festgefressen erwies, beschloss er, den Motorblock mit Hilfe eines improvisierten Flaschenzugs aus der Karosserie zu heben. Was er nicht bedacht hatte: Die Halterung des Werkstattbalkens, an dem er den Flaschenzug befestigte, war durch Jahrzehnte alter Holzbohlen und Ölrauch morsch geworden.

An einem Dienstagmorgen – es war noch frostig, aber sonnig – krachte der Balken in einem dramatischen Moment durch, der Motorblock polterte auf den Werkstattboden, und mit ihm kam eine ganze Familie Siebenschläfer aus dem Dachgebälk gerutscht, die sich augenscheinlich genau dort ihr Winterlager eingerichtet hatte. Ethan, der gerade unter dem Jeep hervorlugte, bekam die größte Panik nicht wegen des Motorblocks, sondern wegen der Siebenschläfer – einer fiel ihm direkt auf die Schulter und sprang anschließend über die Werkbank in den offenen Pappkarton mit Schraubmuttern.

Die folgende Stunde bestand aus einer improvisierten Rettungsaktion, bei der Ethan mit einem alten Einweckglas, einem Nussknacker und einem Honigbrot versuchte, die Tiere einzufangen. Zwei flüchteten in den Pausenraum, einer kletterte die Heizungsleitung entlang, und der letzte – von Ethan „Wilbert“ getauft – saß bis zum Abend auf dem obersten Regal und ließ sich erst mit einem halben Apfel überzeugen.

Seither hängt über dem Werkstatttresen ein Schild, das aus einem alten Nummernschild ausgesägt wurde: „Achtung Siebenschläferzone“. Und Wilbert, so wird behauptet, hat es sich später in der alten Handschuhbox des Jeeps gemütlich gemacht, den Ethan inzwischen tatsächlich wieder flottbekommen hat – samt kleiner Plakette auf dem Armaturenbrett: „In Erinnerung an den großen Fall vom Balken“.