Meteorologischer Stützpunkt „Hoher Zahn“ (Flecken Wetterstation – Gemeinde Darso)

Meteorologischer Stützpunkt „Hoher Zahn“ (Flecken Wetterstation – Gemeinde Darso)

(Pop.: 7 – 1.228 m NN)

Auf dem Gebirgskamm der Sturminsel erhebt sich auf 1.228 Metern der Meteorologische Stützpunkt „Hoher Zahn“. In den Karten schlicht als „Wetterstation“ bezeichnet, gehört dieser abgelegene Flecken offiziell zur Gemeinde Darso, liegt aber weit entfernt von den moorigen Küstenlagen des Hauptortes. Die Station besteht aus einem langgestreckten, windstabilen Hauptbau aus wettergegerbtem Lärchenholz mit angeschlossener Technikgarage und einem kleinen Versorgungsbau. Hier leben und arbeiten ganzjährig sieben Personen, die den extremen Bedingungen trotzen – Meteorolog:innen, Techniker:innen, Beobachter:innen, gelegentlich auch Gastwissenschaftler:innen. Die Station ist aus über den sogenannten Gratweg erreichbar. Diese Gebirgsstraße führt von Tiefental im Süden der Sturminsel hinauf zur Wetterstation.

Die Wetterstation wurde in den 1930er Jahren als Beobachtungsposten für das Westmeerklima gegründet. Ihre Lage macht sie einzigartig: keine andere Station auf der Sturminsel blickt von so weit oben auf die gesamte Westküste, das Sturmmeer und bei klarer Sicht sogar bis nach Laguna und nach Darso. In ihrer heutigen Form dient sie nicht nur der laufenden Wetterüberwachung, sondern ist auch Teil eines regionalen Klimaprojekts zur Dokumentation von Wolkenverhalten, Frostgrenzen und Windmustern entlang des westlichen Gebirgskamms. Dabei steht die Station in engem Austausch mit der Bergstation Silberblick und dem Gipfelhaus am Hohen Zahn. Der Datenaustausch zwischen den Stationen läuft größtenteils automatisiert, doch regelmäßige Funkkontakte sind Teil des Alltags – auch aus sozialer Notwendigkeit.

Der Alltag auf der Station ist geprägt von festen Abläufen: Wetterbeobachtung, Datenübertragung, Gerätewartung, Schneeräumung. Neben wissenschaftlichen Aufgaben gehören aber auch ganz profane Dinge zum Leben hier oben: Schnee schmelzen für Wasser, Holz hacken für den Ofen, Vorräte checken, Funkverbindungen testen. Die Bewohner – darunter die aus Rautal stammende Kira Novalsky, bekannt aus Darso als „die Frau mit dem Schneekern“ – organisieren ihren Rhythmus selbstständig, jedoch nach gemeinschaftlich abgestimmtem Wochenplan.

Die Station ist nicht für Besucher zugänglich, aber gelegentlich Teil von wissenschaftlich begleiteten Exkursionen aus Deichstedt oder Darso. Die wenigen Gäste, die hier übernachten, schlafen in einem fensterlosen, gut isolierten Nebenraum, der den Spitznamen „Eiskernkammer“ trägt. In einem Seitenraum dokumentieren wechselnde Wettergrafiken, Wandkarten und eine fotografische Chronik die Geschichte der Station – darunter auch Aufnahmen vom legendären Wintereinbruch 1985, bei dem die Station für 17 Tage völlig von der Außenwelt abgeschnitten war.

Trotz Isolation gilt die Wetterstation als einer der wichtigsten Wettermelder für die Region. Ihre Berichte fließen nicht nur in die regionalen Wetterdienste ein, sondern beeinflussen auch Entscheidungen auf der Insel – etwa beim Schiffsverkehr vor der Küste, bei Exkursionen aus der Bergstation Silberblick oder bei Veranstaltungen rund ums Gipfelhaus. Im Jahreslauf ist die Station auch Teil des sogenannten „Zahnkreises“: einer informellen Zusammenarbeit von hochgelegenen Einrichtungen, die gemeinsam Klimaänderungen beobachten und dokumentieren.

Und so lebt der Flecken Wetterstation, trotz aller Abgeschiedenheit, nicht nur vom Blick auf Wetterkarten und Windfahnen, sondern auch vom Austausch mit anderen Höhenorten der Sturminsel. Was in Darso als Wetterprognose auf der Wandtafel erscheint, hat oft hier oben seinen Ursprung – auf dem hölzernen Balkon am Messmast, wo sich Windrichtung, Sichtweite und Schneehöhe zur Sprache der Berge formen.

Ch.: Gebirgsstraßen nach Pilza, Spam, Fungus, Laguna, Ruhdorf, Tiefental und zur Bergstation Silberblick