Die Küstenquell-Brauerei in Straßenstrand ist ein mittelgroßer, handwerklich geführter Braubetrieb, der sich ganz dem maritim geprägten Weizenbier verschrieben hat. Gegründet wurde die Brauerei im Jahr 1974 von dem gelernten Mälzer und ehemaligen Küstenfischer Otto Barling, der in einem ehemaligen Bootsschuppen südlich der Straße „Zur Woge“ seine ersten Sude ansetzte. Heute steht dort ein moderner, aber schlichter Zweckbau mit hell gestrichenem Klinker, flankiert von einem kleinen Lagerhaus und einer überdachten Veranda, auf der im Sommer Verkostungen stattfinden. Die Brauerei liegt nur 250 Meter vom Strand entfernt – der salzige Wind ist im Hopfengarten zu spüren, der sich in geschützter Lage hinter dem Sudhaus ausbreitet.
Geführt wird der Betrieb mittlerweile von Ottos Enkelin Malene Barling, einer ausgebildeten Braumeisterin, die nach ihrer Ausbildung in Bierona und einem einjährigen Aufenthalt in Küstritz mit neuen Ideen und sicherem Gespür für Aromatik in den Familienbetrieb zurückkehrte. Sie legt Wert auf eine Kombination aus traditioneller Brauweise und charakteristischen Küstenzutaten. Das Hauptprodukt der Brauerei ist das „Brieshell“, ein obergäriges Weizenbier, das durch die Zugabe von Küstenfenchel, einer kleinen Menge Salzwasser aus dem Mare Internum und gedörrten Hopfenblüten aus Niederodewitz seine feinwürzige, fast mineralische Note erhält. Der Geschmack ist leicht hefig, zitronig-frisch und mit einem salzig-herben Nachklang, der besonders gut zu Fischgerichten und geröstetem Küstenbrot passt.

Neben dem Brieshell werden noch zwei weitere Sorten gebraut: das „Dünengold“, ein untergäriges, malzbetontes Bier mit leichtem Sanddorn-Aroma, das besonders im Spätsommer nachgefragt wird, und das „Pelagius Dunkel“, benannt nach der Kirche im Ort, ein tiefbraunes, leicht geröstetes Starkbier, das ab Ende Oktober in Flaschen mit Bügelverschluss abgefüllt wird. Die Etiketten der Biere zeigen jeweils Motive aus der Region – das Brieshell ziert das Ausflugsschiff, das Dünengold eine stilisierte Hopfenpflanze zwischen Dünen und das Pelagius Dunkel ein abstrahierter Glockenturm vor Abendhimmel.
Die Produktion liegt derzeit bei etwa 2.800 Hektolitern jährlich, was die Küstenquell-Brauerei zu einem der kleineren, aber stabil etablierten Betriebe im Landkreis Mähnendorf macht. Der Vertrieb erfolgt hauptsächlich in der Region: in den vier Gaststätten von Straßenstrand, im Supermarkt von Schandau, im Museumscafé von Mähnendorf und in vereinzelten Brauerei-Kooperationen in Bierona. Besonders beliebt ist das Bier auf der Bries, dem Ausflugsschiff, das täglich zwischen den Küstenorten pendelt – dort wird das Brieshell direkt aus 10-Liter-Holzfässern gezapft.
Einmal im Monat – immer am ersten Samstag – öffnet die Küstenquell-Brauerei ihre Tore für Besucher. Unter dem Titel „Offene Sudpfanne“ führt Malene Barling persönlich durch den Brauprozess, zeigt Malzvorräte, das Läuterbottichsystem und das kleine Gärkeller-Labor, in dem neue Hefekulturen getestet werden. Die Führungen enden mit einer Verkostung im Hopfengarten, wo unter einer Pergola aus Kiefernholz Bier, Hopfenbrot und marinierte Salatgurken gereicht werden. Schulklassen aus Mähnendorf, Kurgäste aus dem Sanatorium „Uferblick“ und Braufans aus der Hauptstadt nehmen regelmäßig daran teil.
Neben dem Bierbetrieb ist die Küstenquell-Brauerei auch eine Art kultureller Treffpunkt. Einmal im Jahr, zur Sommersonnenwende, richtet sie das Fest „Woge & Würze“ aus – ein Abend mit Musik, Lesungen, einer Bierandacht mit dem Pastor von St. Pelagius und dem traditionellen „Lichtfass“, einem großen Holzfass mit eingelassenen Kerzen, das aufs Meer hinausgetragen wird. Zu diesem Anlass erscheint auch immer eine kleine Sonderabfüllung – zuletzt ein mit Thymian und Birkenteer verfeinertes Bockbier namens „Flutlese“.
Auch im Winter ruht der Betrieb nicht. Dann wird im Innenraum experimentiert, werden Lieferverträge verhandelt und Etiketten entworfen. Die Brauerei betreibt seit 2023 eine kleine Kooperation mit der Schulbrauerei des Gymnasiums in Mähnendorf. Dort durften Schüler zuletzt ein Winterbier mit Kümmel und Fichtennadeln entwerfen, das im Frühjahr in kleiner Auflage als „Sturmpfeffer“ erschien – abgefüllt und etikettiert unter Anleitung von Malene Barling selbst.
Das Lager der Küstenquell-Brauerei ist bekannt für seine alten Gärprotokolle, die bis in die 1970er Jahre zurückreichen. Eine Sammlung davon wurde vom Kreisarchiv Mähnendorf digitalisiert und wird als Beispiel für handwerkliche Braukontinuität zitiert. Besucher dürfen in die großen Bücher blättern, in denen noch in Tinte mit feiner Schrift Sudtemperaturen, Ruhezeiten, Schaumverläufe und Notizen wie „Meerwind zu stark – verzögert Hopfenkochen“ vermerkt sind.
Die Küstenquell-Brauerei verkörpert nicht nur das Brauhandwerk von Straßenstrand, sondern auch die Verbundenheit des Dorfes mit Wind, Wasser, Jahreszeiten und kulinarischer Tradition. Zwischen Dünen, Gärkessel und Glockenklang findet hier eine Bierkultur statt, die nicht laut auftritt, aber lange nachwirkt – im Glas, in Gesprächen und in Geschichten, die mit jedem Schluck weitererzählt werden.