Das Hopfenkundliche Archiv des Südens befindet sich am Südrand von Zentodorf in einem restaurierten Speicherbau aus dem 19. Jahrhundert – roter Backstein, hohes Krüppelwalmdach, große Sprossenfenster. Ursprünglich diente das Gebäude der Zwischenlagerung von Malz und Hopfen für die Brauereien entlang des Zento. Seit seiner Umwidmung 1998 beherbergt es eine einmalige Sammlung zur Geschichte, Kultur und Systematik des Hopfens im südlichen Bierland.

Zentraler Bestandteil des Archivs ist die berühmte Sortenkarte von Falderich von Langhaus aus dem Jahr 1813. Falderich, ein legendärer Braumeister, katalogisierte darin 42 Hopfensorten nach Aroma, Bitterwert, Lagerverhalten und „Gehbarkeit“ im Biersud. Die Karte zeigt handgezeichnete Blütendarstellungen, erläuternde Fußnoten zur Kombination verschiedener Sorten sowie persönliche Anmerkungen zur Wirkung auf Schaumhaltbarkeit und Gärprozess. Das Original wird hinter Glas auf einem massiven Eichentisch präsentiert. Daneben hängen Kopien für das Studium, begleitet von einem digitalen Bildschirm mit interaktiven Querschnitten und Sensoriktests.

Die Ausstellung im Erdgeschoss zeigt historische Gerätschaften zur Hopfenernte: Reffsäcke, Pflückkämme, Trockensiebe und Jutesäcke mit alten Familieninitialen. In einer kleinen Seitenkammer steht ein vollständiger Trockenschrank mit funktionierendem Umluftsystem – einst genutzt in Langhaus und heute restauriert für Demonstrationszwecke. Die Gerätschaften dürfen angefasst werden, was das Archiv bei Schulklassen und Brauschülern beliebt macht.

Im Obergeschoss befindet sich die Lesestube, in der über 800 Bücher und Manuskripte zur Hopfenzucht, Brautechnik und agrarischer Entwicklung aufbewahrt werden – darunter auch regionale Hopfenkalender, Preislisten und Saatgutverzeichnisse aus der Zwischenkriegszeit. Eine Sondervitrine zeigt ein altes Reisetagebuch von Gisela Endbrecht, einer Hopfenhändlerin, die 1903 von Klodorf bis Zentravia reiste und jeden gehandelten Sack minutiös dokumentierte.

Das Archiv ist zugleich ein Ort der Lehre. In Zusammenarbeit mit der Zentodorfer Brauschule finden regelmäßig Seminare und Praxiskurse statt: etwa zur Bestimmung von Hopfenaromen, zur Bedeutung von Bodenbeschaffenheit oder zur Dokumentation von Wildhopfenfunden. Im Sommer treffen sich hier Hobbybrauer und Botaniker zu sogenannten „Zapfentagen“, an denen aktuelle Sorten mit historischen verglichen werden.

Ein kleiner Kräutergarten hinter dem Gebäude ist mit alten Hopfensorten bepflanzt, darunter eine mutmaßlich ausgestorbene Unterart des „Langhauser Kammhopfens“. Führungen sind täglich möglich, und ein kleiner Museumsshop bietet Repliken der Sortenkarte, handgemachte Hopfenseifen, Postkarten und aromatisierte Tinte mit Hopfenextrakt an.

Das Archiv ist kein musealer Ort im klassischen Sinne, sondern ein lebendiger Forschungs- und Vermittlungsraum, in dem das Wissen um das grüne Herz des Bieres gesammelt, erhalten und geteilt wird.