Die Zentrobrücke von 1437 gilt als die älteste urkundlich belegte Brücke über den Fluss Zento im heutigen Bierland. Sie befand sich wenige Kilometer flussaufwärts von Zentodorf und verband einst zwei Abschnitte eines alten Handelsweges zwischen Buthanien und Bierona. Gebaut aus grob behauenen Kalk- und Feldsteinen, bestand sie ursprünglich aus drei Rundbögen und einem hölzernen Mittelsteg, der bei Bedarf abgebaut werden konnte – ein Schutzmechanismus gegen Hochwasser und feindliche Truppenbewegungen.

Die Brücke war über Jahrhunderte hinweg eine kritische Verkehrsader für Salz, Getreide, Bier und Metallwaren. Besonders Zentodorf profitierte von ihrer Nähe – viele der ältesten Lagerbauten des Ortes stehen auf Fundamenten, die mit der Brückennutzung in Zusammenhang gebracht werden.

Im Frühjahr 1563 zerstörte ein außergewöhnliches Hochwasser weite Teile der Brücke. Der hölzerne Mittelteil wurde weggerissen, zwei Pfeiler unterspült. Der Wiederaufbau wurde beschlossen, aber nie durchgeführt – Gründe waren vermutlich die gestiegenen Kosten, politische Instabilität und der zunehmende Einsatz von Fähren.

Heute sind noch Brückenreste erhalten: zwei massive Widerlager, ein halber Rundbogen aus Stein und mehrere Pflastersteine des ehemaligen Brückenverlaufs. Die Überreste liegen zwischen Ufergestrüpp, kaum 400 Meter von der heutigen Zentodorf-Fähre entfernt. Ein hölzerner Aussichtssteg mit Informationstafeln wurde 2012 errichtet und macht den Ort gut zugänglich.

Die Brücke hat auch Eingang in das kollektive Gedächtnis der Region gefunden. In Zentodorf gibt es zahlreiche Erzählungen über Händler, die bei Nacht den Fluss querten, oder Soldaten, die versuchten, das Bauwerk mit Fackeln zu beschädigen. Eine lokale Sage berichtet von einem Trupp Klosterbrauer, der auf dem Weg nach Bierona mit einem Wagen voller Fässer auf der Brücke in einen Streit geriet – der Streit soll so laut gewesen sein, dass sich die Glocke der Kirche St. Winfried davon gelöst habe.

Heute ist die Zentrobrücke kein Verkehrsweg mehr, sondern ein stillgelegtes Denkmal. Doch ihre Geschichte prägt den Ort bis heute. Besonders bei Flussspaziergängen und den beliebten abendlichen Führungen der Zentodorfer Brauschule wird sie oft besucht.

Einmal im Jahr, zur Sommersonnenwende, wird hier eine kleine Zeremonie abgehalten: Auf der alten Brückenrampe wird ein Fass „Zento Helle“ angestochen – als Zeichen der Verbindung von Fluss, Brauhandwerk und Geschichte.