(Pop.: 625 – 5m NN)

Sonnenblick, ein Dorf mit 625 Einwohnern im Landkreis Kreuzberg, liegt an einem besonders offenen Abschnitt der Bierbucht, etwa zwölf Kilometer östlich von Bierona. Die Lage auf fünf Metern über dem Meeresspiegel macht den Ort flach, übersichtlich und stark von der Nähe zum Wasser geprägt. Nach Westen hin beginnt direkt hinter den letzten Häusern der breite Sandstrand am Bieronaer Küstenwald, der in einem weiten Bogen über Strandwieck bis nach Nonto reicht (aber teilweise als Vogelschutzgebiet ausgewiesen ist). Auch der nördliche Rand des Dorfes wird vom Bieronaer Küstenwald gefasst, dessen lichte Kiefernhaine den Übergang zwischen Land und Meer strukturieren und durchzogen sind von Fuß- und Radwegen, die bis nach Waldbeerenbach und Kleintolkau führen. Die Siedlungsstruktur Sonnenblicks ist locker und durchzogen von Gärten, Ferienhäusern und älteren Bauernhöfen, die teils noch bewirtschaftet werden. Zentrum des Dorfs ist der kleine Platz vor der alten Schulstelle, heute Gemeindehaus, Bibliotheksraum und Wahllokal, umgeben von einem Backsteinsockel, Pflaster, drei Kastanienbäumen und einer Bank, auf der vormittags meist zwei oder drei Dorfbewohner in Gespräche vertieft sind.

Die wirtschaftliche und soziale Mitte bildet aber zweifellos das Ensemble aus Räucherei und Schankwirtschaft „Sonnendeck“, betrieben von der Familie Törne in dritter Generation. Die Räucherei verarbeitet Seesaibling, Zento-Forelle und Küstengarnelen, die morgens von kleinen Booten direkt an den Anleger gebracht werden. Das dazugehörige Wirtshaus besteht aus einem zweistöckigen Holzbau mit wettergegerbter Veranda und einem großen, mit gestampftem Muschelkalk befestigten Innenhof. Dort wird mittags das Tagesgericht – etwa geräucherter Aal auf Schwarzbrot – serviert, dazu das helle Waldpils aus der Mikrobrauerei „Waldkante“ in Waldbeerenbach. Das Bier wird in 25-Liter-Keg-Fässern per Lieferfahrrad über den Waldweg angeliefert. Besonders am Wochenende, wenn Gäste aus Bierona Strand mit der kleinen Fähre herübersetzen, ist das Sonnendeck Treffpunkt für Einheimische und Ausflügler.

Die Fähre ist eine kleine motorisierte Flachfähre mit offenem Deck, die vier Mal täglich zwischen Bierona-Strand und dem Anleger von Sonnenblick pendelt. Direkt am Fähranleger befindet sich auch die Bar „Zur Planke“, eine schlicht gehaltene Holzkonstruktion mit Außentheke, Holzpodest und improvisierten Sitzmöglichkeiten aus ausrangierten Fischkisten. Ab dem späten Nachmittag wird hier kühl gezapft, und wer sitzen bleibt, erlebt mit etwas Glück den Moment, in dem das Mare Internum die untergehende Sonne spiegelt – ein Anblick, den manche Gäste als Grund angeben, jährlich wiederzukommen.

Unterkunftsmöglichkeiten in Sonnenblick sind zurückhaltend, aber gut integriert. Das „Haus Lichte Düne“, geführt von Ehepaar Stannek, bietet sieben Gästezimmer mit direktem Blick auf das Meer, darunter zwei Dachkammern mit Oberlicht und weitem Horizont. Im Hinterhof werden Fahrräder verliehen, ein kleiner Schuppen dient als Abstellplatz für Strandausrüstung. Weiter östlich, am Rand des Küstenwalds, liegt die Pension „Zum Wellentor“, deren Betreiberin, Wilma Hellwacht, ihre Gäste regelmäßig mit selbst gebackenem Rosinenbrot zum Frühstück überrascht. Das Haus stammt aus den 1930er Jahren, wurde aber mehrfach modernisiert und verfügt über eine kleine Sitzecke im Garten mit Blick auf die Düne.

Nördlich des Dorfes, entlang eines mit Kiefern bestandenen Dünensaums, liegt der Campingplatz „Sonnenblick-Nord“. Die Anlage ist schlicht gehalten, mit einem zentralen Waschhaus, zwei Grillstellen und direktem Zugang zum Strand über einen Bohlenweg. Neben klassischen Stellplätzen gibt es auch neun kleine Holzhütten zur Miete, jeweils ausgestattet mit Etagenbett, Tisch, zwei Stühlen und einer kleinen Veranda. In den Sommermonaten lebt hier eine dichte Gemeinschaft aus Familien, Radreisenden und Stammgästen. Es gibt eine kleine Tauschbibliothek in einem alten Bauwagen, wöchentliche Strandfilmabende mit Decken und Popcorn sowie das sogenannte Morgensingen – ein freiwilliger Treff am Strand, bei dem Kinder und Eltern einfache Lieder singen, angeleitet von wechselnden Gästen mit Instrumenten.

Im Jahresverlauf ist Sonnenblick ruhig, aber nie leer. Auch außerhalb der Saison kommen Besucher, die das Licht, die Weite der Strände und die Nähe zum Wald suchen. Viele reisen mit dem Fahrrad an – entweder von Bierona über die gut ausgebaute Küstenroute oder über Waldbeerenbach Bahnhof. Das Dorf hat keinen Supermarkt, aber einen winzigen Laden namens „Korb & Korn“, in dem neben frischem Brot, Eiern und Käse aus der Region auch Zeitungen, Strandschirme und Postkarten erhältlich sind. Der Laden gehört Elsbeth Törne, Cousine des Räuchermeisters, und hat werktags von 8 bis 12 Uhr sowie samstags bis 14 Uhr geöffnet. Wer nicht fündig wird, kann am späten Vormittag den fahrenden Händler abwarten, der regelmäßig mit seinem Lieferwagen auf dem Platz vor dem Gemeindehaus hält und alles von Milch bis Mückenspray anbietet.

Sonnenblick besitzt auch eine kleine Kapelle, die nicht geweiht, aber doch ein Ort der Sammlung ist. Sie wurde in den 1970er Jahren auf Initiative von Dorfbewohnern errichtet, besteht aus hellem Klinker mit einem geschwungenen Dachfirst und trägt den Namen „Stillpunkt“. Hier finden Lesungen, Liederabende, kleine Trauungen und Gedenkfeiern statt – meist organisiert durch den Dorfverein, dessen Mitglieder sich auch um die Instandhaltung des nahe gelegenen Dünenpfades kümmern.

Einige historische Elemente sind im Ortsbild erhalten geblieben, darunter zwei steinerne Anker, die heute als Sitzsteine auf dem kleinen Strandvorplatz dienen und einst vor der Flutlinie große Boote sicherten. Im Gemeindearchiv findet sich der Hinweis auf eine kleine Schmugglerbucht östlich des heutigen Strands, die im 19. Jahrhundert als Umschlagplatz für Küstensalz und Likör galt. Der schmale Pfad dorthin, heute „Salzweg“ genannt, führt durch kniehohes Dünengras und endet an einer natürlichen Mulde im Sand, in der gelegentlich Holzreste sichtbar werden – vielleicht einst Teil eines Lagerschuppens.

Insgesamt ist Sonnenblick ein Ort, der nicht durch Größe, sondern durch Zusammenhang überzeugt: Wald, Strand, Dorfleben und Wasser sind hier auf engem Raum verwoben. Wer länger bleibt, merkt schnell, dass viele Dinge in Sonnenblick über Gespräche geregelt werden – sei es ein Liegeplatz am Campingstrand, ein Platz beim Räucherabend oder ein verlorener Sonnenhut, der sich plötzlich auf der Theke der „Planke“ wiederfindet. So bleibt Sonnenblick für viele kein Ort, den man schnell abhakt, sondern einer, den man erinnert – und wieder aufsucht, oft ohne sich recht erklären zu können, warum.

Fähre nach Bierona Strand

Ch: B41 (NW: Bierona 13km); BL7 (O: Strandwieck); Waldwege nach Kleintolkau und Waldbeerenbach