(Pop.: 125 – 3m NN)

Strandmule ist ein kleines Dorf im Süden des Landkreises Kreuzberg, direkt an der Küste des Mare Internum gelegen. Mit 125 Einwohnern zählt es zu den kleinsten, zugleich aber auch zu den touristisch aktivsten Ortschaften der Region. Der Ort liegt auf nur drei Metern über dem Meeresspiegel, am Rand des dichten Bieronaer Küstenwalds, etwa fünf Kilometer westlich der Kreisstadt Kreuzberg. Eingebettet in einen Streifen aus Kiefern, Dünen und Sandwegnetz wirkt Strandmule wie ein schmaler Saum zwischen Wald und Meer – unaufdringlich, ruhig, aber mit spürbarem Rhythmus durch Gäste, Gezeiten und Fischkisten.

Besonderes Merkmal ist der langgezogene, feinsandige Strand, der sich beidseitig weit öffnet und stellenweise FKK-Gäste anzieht. Das wird im Ort nicht weiter thematisiert – „wer baden will, der badet“, heißt es in einem handgeschriebenen Schild an der Düne. Badegäste finden viel Platz, auch in der Hochsaison, denn das Gelände zieht sich entlang der Küstenlinie über fast zwei Kilometer. Zwischen Binsen, Dünenkämmen und Strandkiefern verteilen sich in lockerer Ordnung zahlreiche mietbare Strandhütten – teils aus Holz, teils aus Segeltuch und Altholz improvisiert, doch alle mit einem Mindestabstand von zehn Metern zur Dünenkante, wie es der alte Gemeinderatsbeschluss von 1987 vorschreibt.

Vier kleine Hotels bieten Unterkunft: das „Strandhaus Mule“ mit seinen windgeschützten Terrassen und Sandgarten, das „Hotel Pinta“ in einem umgebauten ehemaligen Forsthaus mit Blick auf den Dünenwald, das kleine Apartmenthotel „Seezeichen 4“, benannt nach einem ehemaligen Seezeichen aus dem Mare Internum, und das zurückhaltende „Utkiek“, das nur sechs Zimmer hat, dafür aber jeden Morgen ein Frühstück mit frisch geräuchertem Fisch serviert. Hinzu kommt ein kleiner Campingplatz östlich des Ortes, betrieben von der Familie Malin, die dort auch einfache Holzhütten vermietet. Die sanitären Anlagen sind schlicht, aber gepflegt; der Gemeinschaftsraum bietet Kochnischen, eine kleine Bibliothek und einen alten Fernseher, der fast ausschließlich für Strandwetterberichte genutzt wird.

Der Ort selbst besteht aus drei Sandwegen, die parallel zur Küste verlaufen. Hier stehen die Wohnhäuser der Fischer, einige Werkstätten, eine improvisierte Fahrradreparaturhütte mit dem Namen „Kette & Salz“ sowie das kleine Restaurant „Zur Düne“, das bekannt ist für seine Fischsuppe mit Apfelessig und Meerrettich. Das zweite Restaurant, „Luma“, liegt am westlichen Dorfrand direkt in den Dünen und bietet eine kleine, oft wechselnde Karte, die mit regionalen Zutaten und Tagesfang arbeitet. Auf der offenen Terrasse dort stehen grob gezimmerte Tische, die oft mit Tischdecken aus Segeltuch und Treibholzvasen gedeckt sind. Abends gibt es hier Sonnenuntergang, einfachen Weißwein, Fisch und – wenn der Wind nicht zu stark weht – Musik von Einheimischen.

Die Bar von Strandmule, schlicht „Bar Mule“ genannt, liegt am Zugang zum Strand. In einem ehemaligen Materiallager eingerichtet, bietet sie einfache Getränke – Bier aus der Region, selbstgemachten Wacholder, Saftschorlen – sowie Salznüsse, Trockenfischstreifen und das berühmte „Mulebrot“, ein in der Glut gebackenes, flaches Brot mit Wildkräutern. Abends sitzen hier Gäste und Einheimische zusammen, manchmal auf Bierbänken, manchmal auf angeschwemmten Baumstämmen. Musik läuft leise aus einer alten Lautsprecherbox, Gespräche führen über das Wetter, den besten Angelplatz oder das Alter der jüngsten Möwe.

Die wirtschaftliche Basis des Ortes bildet nach wie vor der Fischfang. Etwa fünf Fischerfamilien sind noch aktiv, zwei davon betreiben kleine Räuchereien, deren Duft an frühen Vormittagen über den Wald zieht. Der Fisch – hauptsächlich Hering, Barsch, Zander und gelegentlich Aal – wird direkt an Urlauber verkauft oder dienstags und freitags morgens auf dem Fischmarkt in Kreuzberg angeboten, wo die Händler aus Strandmule traditionell an der linken Marktseite stehen. Dort kann man die typischen Mule-Fischkisten erkennen: flache Holzkisten mit eingeschnitzten Muschelmotiven.

In Strandmule gibt es keine Kirche, aber eine kleine Kapelle am Waldrand, die ausschließlich für Trauungen unter freiem Himmel genutzt wird. Ein schlichter Holzrahmen, etwas erhöht in den Sand gebaut, mit Blick auf das Mare Internum. Der Ort wird auch für Lesungen, Abschiede und inoffizielle Andachten genutzt – der Pfarrer aus Kreuzberg kommt etwa einmal im Monat, meist im Sommer.

Verkehrsanbindung ist schlicht, aber funktional. Ein Bus fährt zwei- bis dreimal täglich direkt nach Kreuzberg, vom 3km entfernt liegenden Bahnhof Mule kann man auch den Zug nehmen. Fahrräder sind das übliche Fortbewegungsmittel. Viele Gäste kommen zu Fuß über den Waldweg von Kreuzberg oder mit dem Rad. Für den Gepäcktransport zwischen Bahnhof Mule und Hotel hat sich ein System aus kleinen Handkarren etabliert, das von der Dorfgemeinschaft betreut wird. Am Dorfrand befindet sich ein kleiner Parkplatz, auf dem das Abstellen von Autos ausdrücklich erlaubt, aber nicht beworben wird.

Ein jährliches Ereignis ist das „Lichterfischen“, ein traditionsreicher Abend im September, bei dem Boote mit Laternen aufs Wasser hinausfahren. Die Dorfbewohner werfen kleine Netze aus und erzählen dabei Geschichten, die sich um versunkene Krüge, wandernde Sandbänke oder das „stille Schiff“ ranken – eine gespenstische Silhouette, die angeblich bei Nebel am Horizont erscheint. Nach dem Fischen werden die Boote an Land gezogen, ein Feuer entzündet und der Fang gemeinsam zubereitet.

Strandmule lebt nicht vom Lärm, sondern vom Rhythmus. Vom morgendlichen Tappen der Barfüße im Sand, vom Knistern der Strandhütten in der Sonne, vom Flattern der Wäscheleinen zwischen Dünengräsern. Es ist kein Urlaubsort mit Programm, sondern einer mit Raum. Raum für Wind, für Stille, für Nähe zur Natur und für eine Form von Alltag, die sich weder verstellen noch beschleunigen will. Wer hierherkommt, bleibt oft länger als geplant – oder kehrt regelmäßig zurück, wenn es wieder Zeit ist, sich ans Wasser zu setzen und zu schweigen.

Ch.: BL10 (N: Mule), Waldwege nach Nonto, Pulkwitz und Kreuzberg