Dorfkirche St. Birgitta in Winoma

Dorfkirche St. Birgitta in Winoma

Die Dorfkirche St. Birgitta in Winoma steht am östlichen Rand des Dorfes, errichtet aus grobem grauen Feldstein, dessen unregelmäßige Struktur dem Bauwerk einen schlichten und zugleich widerstandsfähigen Charakter verleiht. Der kleine Turm trägt ein schlichtes Kreuz aus Schmiedeeisen, das selbst in den kräftigen Westwinden sicher steht. Das Dach ist mit rotbraunen Ziegeln gedeckt, deren Ränder von salzverkrusteten Stellen zeugen – Spuren der nahen See. Das Hauptportal besteht aus schwerem Eichenholz mit schmiedeeisernen Bändern, und über dem Eingang befindet sich ein schlichtes Rundfenster, dessen Bleiverglasung bunte Muster aus Blau- und Grüntönen bildet, inspiriert von den Farben des Westmeeres.

Die Entstehung der Kirche wird in den Dorfchroniken auf das frühe 18. Jahrhundert datiert. Damals trafen sich die Fischerfamilien von Winoma noch in einem einfachen Holzgebäude, das bei einem schweren Sturm 1712 zerstört wurde. Der damalige Gemeindevorsteher, Lars Holm, setzte sich dafür ein, einen festen Steinbau zu errichten, um der Gemeinde einen sicheren Ort für Gottesdienste und Zusammenkünfte zu geben. Die Steine wurden größtenteils aus der nahen Küstenregion gebrochen und in mühsamer Arbeit mit Booten ins Dorf gebracht. Der Name St. Birgitta wurde gewählt, weil einige der ersten Siedler aus Gegenden stammten, in denen die heilige Birgitta von Sturmland verehrt wurde.

Im Inneren ist die Kirche schlicht, aber voller Details, die auf das Leben am Meer hinweisen. Die Kirchenbänke sind aus hellem Kiefernholz gefertigt, ihre Rückenlehnen mit kleinen, eingeritzten Symbolen versehen – Fische, Segelboote, Wellenlinien – die über Generationen hinweg von Gemeindemitgliedern eingearbeitet wurden. Der Altar aus poliertem Granit ist mit einer gestickten Altardecke bedeckt, die Szenen aus der Legende der Namensgeberin Winomas zeigt. Hinter dem Altar ragt ein schmales, hohes Fenster auf, dessen Glas das Bild einer stilisierten Möwe zeigt, die gegen den Wind anfliegt.

Pastorin Annika Söderlund, die seit über zehn Jahren hier tätig ist, hat die Kirche zu einem sozialen Mittelpunkt des Dorfes gemacht. Neben den sonntäglichen Gottesdiensten organisiert sie Gesprächskreise, kleine Konzerte und jährliche Basare. Besonders beliebt ist der „Abend der Geschichten“, an dem ältere Dorfbewohner von Stürmen, Fischfangfahrten und den alten Legenden erzählen. Die Einnahmen dieser Veranstaltungen fließen in den Erhalt des Gebäudes – etwa in die Erneuerung der Dachziegel oder den Austausch beschädigter Bleiglasfenster.

Zu den besonderen Schätzen der Kirche gehört ein hölzernes Kruzifix, das angeblich aus Treibholz geschnitzt wurde, das nach einem Schiffsunglück im Jahr 1824 an den Strand gespült wurde. Der unbekannte Schnitzer soll ein Überlebender gewesen sein, der einige Monate in Winoma Zuflucht fand und der Gemeinde dieses Werk zum Dank schenkte. Auch eine alte Schiffsglocke, die im Vorraum hängt, zieht Besucher an. Sie stammt vom Fischkutter „Svea“, der 1903 bei einem Sturm sank – alle Besatzungsmitglieder konnten sich damals retten, was die Glocke für die Dorfbewohner zu einem Symbol der Hoffnung machte.

An hohen Feiertagen ist die Kirche gefüllt bis auf den letzten Platz. Besonders zu Weihnachten wird sie mit Tannengrün, getrockneten Beeren und von Kindern gebastelten Papiersternen geschmückt. In der Adventszeit erklingt oft das Harmonium, das 1898 von einer Handwerkerfamilie aus Antlas gebaut wurde und noch heute in gutem Zustand ist. Bei Sturm hört man im Inneren das Pfeifen des Windes durch kleine Ritzen, was manchen Gottesdienst zu einer beinahe nautischen Erfahrung macht.

Auch außerhalb religiöser Anlässe ist St. Birgitta ein Ort der Gemeinschaft. Fischer kommen hier zusammen, um wichtige Entscheidungen zu besprechen, Trauerfeiern verbinden ganze Familienverbände, und Hochzeiten – oft mit Blick auf das Meer im Hintergrund – sind für viele Paare ein unvergesslicher Moment. Touristen, die die Kirche besuchen, werden meist freundlich in ein Gespräch verwickelt und erfahren so mehr über Winoma und seine besondere Verbindung zu Glauben und Meer.

Die Dorfkirche St. Birgitta ist kein prunkvolles Bauwerk, sondern ein Ort, der in seiner Einfachheit die Geschichte und das Wesen der Gemeinschaft widerspiegelt. Sie steht fest gegen Wind und Wetter, so wie es die Menschen hier seit Generationen tun, und ist zugleich ein lebendiges Zeugnis dafür, wie eng Spiritualität und das raue Leben an der Küste miteinander verflochten sind.