(Pop.: 498 – 301m NN)

Noskim, ein 498-Einwohner-Dorf im Norden des Landkreises Kreuzberg, liegt auf 301 Metern Höhe auf dem Drosener Rücken, jener langgezogenen Landform, die sich vom Zentralmassiv bis hinunter zur Küste des Mare Internum zieht. Die Lage ist geprägt von weiten Feldern, vereinzelten Obstgärten und jenen sanften Erhebungen, die dem Rücken seinen charakteristischen Wellenverlauf geben. Östlich des Dorfes fällt das Land steil zu einem schmalen, bewaldeten Tal ab, in dem der Krisbach verläuft, der hier, wie die Bewohner sagen, „fast immer kaltes Wasser“ führt. Im Westen breitet sich ein Mosaik aus kleineren Parzellen aus, wo Kartoffeln, Roggen und Lupinen angebaut werden.

Das Zentrum von Noskim wird von der Johanneskirche bestimmt, einem gedrungenen Backsteinbau aus dem späten 15. Jahrhundert. Der Turm ist nur leicht erhöht, fast wie ein Wachtposten über dem Dorfplatz, und das Dach trägt dunkle Biberschwanzziegel, die im Winter schwer von Schnee liegen. Im Inneren spannt sich eine hölzerne Kassettendecke über den Kirchraum, in den Fächern bemalt mit einfachen Pflanzenmustern, Sonnenrädern und Tiermotiven. Am meisten Aufmerksamkeit zieht jedoch der geschnitzte Taufstein auf sich: Er zeigt einen Hahn mit menschlichem Antlitz, dessen Gesichtszüge leicht spöttisch wirken. Die zugehörige Legende erzählt von einem Bauern, der sich im Hochmut über seine gute Ernte rühmte, bis er in dieser Gestalt verflucht wurde. Kinder im Dorf halten respektvollen Abstand zu dem Hahn, und bei Taufen wird die Figur stets mit einem weißen Tuch verhüllt.

Um die Kirche gruppieren sich die wichtigsten Gebäude: das alte Schulhaus, heute ein Mehrzweckgebäude für Versammlungen und Kurse; die kleine Bäckerei Wittstock, deren Steinofen seit drei Generationen betrieben wird; und das Gasthaus „Zum Hahnenschrei“, in dem lokale Gerichte wie Roggenpfannkuchen mit Lauchfüllung oder Linsensuppe mit Speck serviert werden. Im Gasthaus wird auch das „Noskamer Bernstein“ ausgeschenkt, ein bernsteinfarbenes Landbier, das in einer kleinen Braustube am südlichen Dorfrand gebraut wird. Diese Braustube gehört der Familie Grewe, die auch den Hopfenanbau in Eigenregie betreibt. Das Bier hat eine malzige Note mit einem Hauch getrockneter Kräuter, was es unverwechselbar macht.

Die Dorfbewohner pflegen eine lebendige Gemeinschaftskultur. Jeden ersten Samstag im Monat gibt es einen „Rückenmarkt“ auf dem Platz vor der Kirche. Hier werden Brot, Käse, geräucherter Fisch aus den Teichen im Helmbachtal und handgewebte Tücher verkauft. Besonders beliebt sind die Holzarbeiten des Tischlers Marenko, der aus dem Holz gefallener Obstbäume Küchenbretter, Schalen und Schmuckkästchen fertigt. Im Winter findet der Markt trotzdem statt, dann jedoch in der großen Scheune der Familie Behrendt, wo neben den Verkaufsständen auch ein kleiner Bereich mit wärmendem Ofen und heißen Getränken eingerichtet ist.

Die Geschichte von Noskim ist in vieler Hinsicht mit dem Drosener Rücken verbunden. Alte Flurnamen wie „Schafstieg“ oder „Wacholderhang“ erinnern an frühere Nutzungen, und an der Westkante des Dorfes steht ein Feldkreuz aus dem 17. Jahrhundert, errichtet nach einer Viehseuche. Im Gemeindearchiv finden sich Einträge, die belegen, dass Noskim im 18. Jahrhundert kurzzeitig als Poststation diente – ein Wirtshaus beherbergte damals Reisende auf dem Weg zwischen Kreuzberg und den zentravischen Grenzdörfern.

Besucher, die den Ort heute erreichen wollen, kommen meist über die B55 aus Süden und biegen in Krisdorf links ab oder fahren auf schmalen Nebenstraßen über den Rücken. Ein kleines Netz von Feld- und Waldwegen lädt zum Wandern ein. Besonders beliebt ist der Pfad entlang des Helmbachs, der zu einer Holzbrücke führt, unter der sich im Sommer Forellen tummeln. Von dort gelangt man zu einer Anhöhe, von der man bei klarer Sicht bis zu den ersten Höhenzügen der Bierländer Schweiz im Süden blicken kann.

Die Johanneskirche ist nicht nur ein bauliches, sondern auch ein kulturelles Zentrum. Am 10. August 2025 fand hier eine besondere Abendandacht statt, die ganz dem Paul-Gerhardt-Lied „Geh aus, mein Herz, und suche Freud“ gewidmet war. Die Gemeinde sang begleitet von einer Zither, gespielt von der 74-jährigen Anna Brömmel, die im Dorf als letzte Zitherspielerin gilt. Die warmen, leicht metallischen Klänge erfüllten das Kirchenschiff, während der späte Sommerabend goldenes Licht durch die Fenster warf. Zwischen den Strophen erzählte Pfarrer Holm kurze Anekdoten zu Paul Gerhardt und dem Entstehungshintergrund des Liedes, und die Anwesenden berichteten, welche Verse für sie besondere Bedeutung haben. Es war ein Moment, der vielen in Erinnerung bleiben dürfte, nicht zuletzt wegen der seltenen Verbindung von altem Kirchenlied, lokaler Musikkultur und einer spürbaren Gemeinschaftsstimmung.

Das Jahresleben in Noskim folgt einem festen Rhythmus: Im Frühjahr wird die Saat auf den Feldern ausgebracht, im Mai findet der „Hahnenlauf“ statt – ein Dorflauf über 5 Kilometer, bei dem der Schnellste eine geschnitzte Hahnfigur erhält. Im Sommer prägen Heuernte und Feste den Alltag, im Herbst das Erntedankfest mit Prozession und Markttafel, und im Winter die „Lichtabende“ in der Kirche, bei denen Kerzen und Geschichten die dunkle Jahreszeit erhellen.

Trotz seiner geringen Größe hat Noskim einen eigenen Charakter, der sich aus der Mischung von bäuerlicher Tradition, handwerklicher Eigenständigkeit und gelebter Gemeinschaft ergibt. Besucher, die länger bleiben, berichten oft von der ruhigen, fast in sich geschlossenen Welt, die das Dorf bildet – und von dem Eindruck, dass der Drosener Rücken hier nicht nur eine Landschaft, sondern ein Lebensraum mit eigener Seele ist.

Ch.: BL6 (W: Worda, O: Krisdorf), BL11 (S: Folstorf, N: Drosedorf)