Johanneskirche in Noskim

Die Johanneskirche von Noskim prägt mit ihrem gedrungenen Backsteinbau seit Jahrhunderten das Dorfbild und bildet das geistliche Zentrum der Gemeinde. Umgeben von einem kleinen Kirchhof und alten Linden, erhebt sich der Bau mit seinem schlichten Turm, den dunkelroten Biberschwanzziegeln und der hölzernen Kassettendecke im Inneren, die mit einfachen Pflanzenmotiven bemalt ist. Der geschnitzte Taufstein, der einen Hahn mit menschlichem Antlitz zeigt, zieht auch heute noch Besucher in seinen Bann.

Die Kirchengemeinde ist überschaubar, aber lebendig. Viele Familien sind seit Generationen mit ihr verbunden. Pfarrer Holm, seit über zwanzig Jahren im Amt, kennt seine Mitglieder persönlich und ist für seine klaren, ruhigen Predigten bekannt. Neben den Gottesdiensten bilden die Kantorei, ein kleiner Kirchenchor mit etwa 18 Sängerinnen und Sängern, und ein Kreis ehrenamtlicher Helfer das Herz des Gemeindelebens.

Besonders bemerkenswert ist die Sommerdisziplin der Kantorei. Auch wenn der Kantor, Matthias Reinecke, im August seinen Jahresurlaub nimmt, treffen sich die Chormitglieder dienstags um 19 Uhr in der leicht geöffneten Kirche, um die Proben fortzusetzen. In diesem Sommer haben sie sich ein ehrgeiziges Ziel gesetzt: die Kantaten 4 bis 6 aus Bachs Weihnachtsoratorium bis zum ersten Advent vollständig einstudieren.

Die jüngste Probe, an einem lauen Dienstagabend, wurde von Altistin Marlies Bredow geleitet. Mit sicherem Blick auf die Partituren gab sie Einsätze, ließ schwierige Passagen wiederholen und achtete besonders auf die Textverständlichkeit. Der Chor saß im Halbrund vor dem Altarraum, die Fenster standen offen, und von draußen drang das Rauschen der Blätter und gelegentlich der Ruf eines Rotkehlchens herein. Trotz der sommerlichen Wärme waren alle konzentriert; die Fugen der Chöre wurden mehrfach durchgearbeitet, bis Stimmen und Atemführung stimmten.

Sopranistin Hanne Lorenz brachte zur Pause selbstgebackenen Zwetschgenkuchen mit, den man auf den Kirchbänken genoss, während Bassist Rüdiger Niemann vom geplanten Aufführungstermin erzählte und neue Notenmappen verteilte. Zum Ende der Probe sang die Kantorei nach dem Schlusschor der sechsten Kantate noch den irischen Segen.

Für viele in Noskim sind diese Sommerproben mehr als nur musikalische Arbeit: Sie sind Treffpunkt, Gemeinschaft und Vorfreude auf eine Aufführung, die das Dorf zur Adventszeit zusammenbringen wird. In der Johanneskirche spürt man dabei, dass selbst in kleinen Orten große Musik lebendig werden kann – auch wenn der Kantor gerade unter südlicher Sonne weilt.