
(Pop.: 175 – 321m NN)
Krisdorf liegt im Nordosten des Landkreises Kreuzberg, hoch oben auf dem Drosener Rücken, einer langgestreckten Hügellandschaft, die sich wie ein Rückgrat durch die Region zieht. Mit nur 175 Einwohnern zählt Krisdorf zu den kleinsten Ortschaften des Landkreises – doch seine Ausdehnung entlang der Landesstraße BL6 ist bemerkenswert. Über 13 Kilometer zieht sich das Dorf durch drei Täler: zuerst dem des Krisbaches, der aus dem nördlich gelegenen Krisdorfer Wald kommt, dann über einen Hügel ins Tal der Wisnitz und schließlich über eine weitere Anhöhe ins Tal der Scalsa. Jede dieser drei Siedlungsabschnitte hat ihre eigene kleine Mitte – ein paar Höfe, vielleicht ein Laden oder eine Gaststätte –, sodass man als Besucher das Gefühl hat, in drei verschiedene Mini-Dörfer zu kommen, obwohl sie alle zu Krisdorf gehören.

Der Norden des Dorfes wird vom Krisdorfer Wald beherrscht. Dieses zusammenhängende Waldgebiet misst etwa 10 mal 11 Kilometer und reicht im Norden bis ins Nachbarland Zentravia. Auf zentravischer Seite liegt nur acht Kilometer entfernt die Stadt Drosen, die dem gesamten Drosener Rücken seinen Namen gab. Im Wald wechseln dichte Buchenbestände mit Kiefernlichtungen, und dazwischen liegen moosige Senken, in denen im Frühjahr Wasser steht. Viele alte Hohlwege durchziehen das Gebiet, teils Überreste alter Handelsrouten, die einst Kreuzberg mit Drosen verbanden. Ein dichtes Netz aus Wanderwegen und Forststraßen macht den Krisdorfer Wald zu einem beliebten Ziel für Spaziergänger, Reiter und Mountainbiker, während Jäger hier vor allem Reh- und Schwarzwild beobachten.

Am Südwestrand des Waldes, nur zwei Kilometer vom ersten Häuserzug Krisdorfs entfernt, betreibt das Unternehmen SmartStone Steinbearbeitung einen aktiven Steinbruch. Der helle, leicht gelblich schimmernde Sandstein aus dem Krisdorfer Wald wird seit Jahrzehnten in Bauprojekten der Region verwendet – vom Brückenbau bis zur Restaurierung historischer Gebäude in Bierona. SmartStone ist der größte Arbeitgeber des Dorfes, mit einer Werkhalle, in der die Blöcke zugeschnitten, poliert oder zu Pflastersteinen verarbeitet werden. Ein eigener Anschluss an die Bahnlinie 112 sorgt dafür, dass die schweren Steinblöcke direkt ab Werk verladen werden können. Die Firma ist stolz auf ihre moderne Technik, wirbt aber ebenso mit der handwerklichen Erfahrung ihrer langjährigen Mitarbeiter. Besucher, die sich anmelden, können von einer erhöhten Plattform aus den Abbau und die Bearbeitung der Steine beobachten.

Die Bahnlinie 112 ist für Krisdorf ohnehin ein wichtiges Bindeglied. Sie verbindet Kreuzberg über den Drosener Rücken mit dem Zentralmassiv, und der kleine Bahnhof Krisdorf wird von Pendlern ebenso genutzt wie von Ausflüglern, die in den Wald oder auf die Höhenrücken wollen. Der Bahnhof selbst ist schlicht: ein zweigleisiger Haltepunkt mit einem kleinen Backsteingebäude, in dem ein Warteraum, ein Fahrkartenautomat und ein Kiosk untergebracht sind. An Samstagen verkauft hier die Familie Ritter ihre selbstgemachten Schafskäseprodukte – ein Hinweis auf die andere große wirtschaftliche Säule des Dorfes.
Denn die Weiden auf den sanften Hügeln des Drosener Rückens bieten ideale Bedingungen für die Schafzucht. In Krisdorf werden seit Generationen robuste, wetterfeste Landschafrassen gehalten, deren Wolle und Fleisch gleichermaßen gefragt sind. Die Herden prägen im Sommer das Landschaftsbild: weiße und graue Punkte, die sich über die Hänge verteilen, oft begleitet vom Bellen der Hütehunde. Einmal im Jahr, im Spätsommer, findet das „Schaf- und Wollfest“ statt. Dabei zeigen Schäfer ihre Tiere, es gibt Vorführungen im Schafscheren und Stände mit Wolle, Filzprodukten und Lammgerichten. Kinder dürfen bei der Fütterung helfen, und nicht selten schließt das Fest mit einer Musikkapelle aus Kreuzberg, die auf der Wiese neben dem Gemeindehaus aufspielt.

Das Leben in Krisdorf folgt dem Rhythmus der Jahreszeiten. Im Frühling wird der Krisbach hochwasserführend, und auf seinen Wiesen blühen Sumpfdotterblumen. Im Sommer sorgt der Wald für kühlere Temperaturen, und man hört vom Waldrand her das Klopfen der Steinbearbeitungsmaschinen. Im Herbst taucht Nebel aus den Tälern auf, und die Schafweiden werden nach und nach geräumt. Im Winter schließlich liegt oft tagelang Schnee, der den Drosener Rücken in eine stille, fast monochrome Landschaft verwandelt. Dann ist es besonders reizvoll, mit der Bahn die Höhenzüge zu überqueren und den Blick über die glitzernden Felder schweifen zu lassen.
In jedem Siedlungsabschnitt von Krisdorf gibt es kleine, alltägliche Anlaufpunkte. Im Abschnitt am Krisbach findet man das Gasthaus „Zum Bachlauf“, bekannt für seine Forellen aus örtlicher Zucht. Im Wisnitz-Talabschnitt gibt es eine kleine Bäckerei, die zweimal pro Woche Holzofenbrot anbietet. Im Scalser Teil liegt das Gemeindehaus, in dem Veranstaltungen wie Filmabende, Versammlungen und Kurse stattfinden. Ein gut organisierter Fahrdienst mit Kleinbus verbindet die drei Abschnitte untereinander, sodass auch ältere Bewohner ohne eigenes Auto mobil bleiben.
Wer als Besucher nach Krisdorf kommt, sollte Zeit für den Wald einplanen, vielleicht verbunden mit einem Abstecher zum Steinbruch oder einer Wanderung zu den Schafweiden oberhalb des Wisnitz-Tals. Auch eine Fahrt mit der Linie 112 über den Drosener Rücken bietet eindrucksvolle Ausblicke auf die abwechslungsreiche Topografie dieser Region, die im Bierland einzigartig ist. Krisdorf mag klein sein, doch es ist ein Ort, in dem Natur, Handwerk und Landwirtschaft ein harmonisches Miteinander bilden – und der trotz seiner geringen Einwohnerzahl über eine beachtliche wirtschaftliche Vielfalt verfügt.
Bahn: BZF112 stündlich 6:52 bis 20:52 nach Kreuzberg, 21:52 nach Wisnitz; 7:24 bis 19:24 nach Bundorf, 20:24 nach Paulstedt, 21:24 nach Drosen
Ch.: B55 (S: Siebenstein 12km, N: Drosen 7km); BL6 (W: Noskim, SO: Nossen)