Pfarrer Henricus Mahlbrock, seit zwölf Jahren Seelsorger an der Basilika St. Pientrion in Ruppin, wohnt in einer kleinen Dienstwohnung im Schatten des südlichen Kirchturms, deren Fenster zum „Gildengestühl“ im Seitenschiff hinausgehen. An diesem Abend steht er am geöffneten Fenster, der Fluss Zento glitzert träge in der flachen Schleife, und die flirrende Hitze von 35 °C im Schatten scheint auch in die kühlen Mauern der Basilika zu kriechen. In zwei Tagen wird er über Matthäus 13, 44–46 predigen – vom Schatz im Acker und der kostbaren Perle –, und der Gedanke daran begleitet ihn wie eine leise Hintergrundmelodie, während er in der Küche Paprika in mundgerechte Stücke schneidet. Auf der Arbeitsplatte liegt das Bio-Hühnerfilet, frisch vom Wochenmarkt „Zur Alten Schleuse“, wo er am Morgen zwischen Fischpasteten und Krugkeramik den Stand der Familie Brandt aufgesucht hat.
Die Vorbereitungen für das Abendbrot – Hühnerspieße, die er mit einer Marinade aus Olivenöl, Knoblauch und einem Schuss „Ruppiner Flut“ einpinselt – laufen parallel zu gedanklichen Skizzen für die Predigt. In seinem Kopf wechseln sich Bilder von schwitzenden Gemeindemitgliedern mit Fächern in den Bankreihen ab und Erinnerungen an das letzte Fest der „Drei Tropfen“, als die Pientrionskelle im Chorraum kreiste. Er überlegt, wie er die Geschichte von der Perle so erzählen kann, dass sie in dieser Bierstadt nicht als trockene Moral erscheint, sondern wie ein kühler Schluck an einem Hitzetag wirkt. Vielleicht, denkt er, könne der Schatz im Acker wie ein uralter, fast vergessener Sud im Braukeller sein – verborgen, aber von unschätzbarem Wert.
Er weiß, dass er am Sonntag nicht nur das Wort auslegen, sondern auch das Thermometer besiegen muss. Die Sakristei liegt voller geliehener Ventilatoren, die die Messdiener zwischen die Pfeiler stellen wollen. Mahlbrock erwägt, die Predigt auf dem Kirchplatz zu halten, wo der Wind vom Zento manchmal eine Brise bringt. Während er die Spieße auf den Grill im kleinen Hof legt, mischt sich der Duft von Paprika und Huhn mit der feuchten Sommerluft. Im Hintergrund schlägt die Turmuhr, und er denkt: Wenn es gelingt, das Evangelium so frisch wie dieses Abendbrot zu servieren, dann lohnt sich auch das Schwitzen unter den schweren Gewölben.