Ausstellung zum Märchen „Das Spiegelmädchen“ in Zwinkhaus

Die Ausstellung zum Märchen Das Spiegelmädchen wurde in Zwinkhaus, einem Dorf in der Butha-Ebene, gezeigt. Ort des Geschehens war die Werkhalle der Zwinkhaus Metallwerkstatt von Sabrina Bouchet. Normalerweise dient der Raum dazu, funkenstiebende Schmiedearbeiten und kunstvolle Skulpturen entstehen zu lassen, doch für einige Wochen wurde er in eine Galerie verwandelt. Die schweren Ambosse waren an die Seite gerückt, die Wände mit schwarzen Tüchern abgehängt, nur vereinzelte Lampen warfen kaltes Licht auf die Bilder.

Die Ausstellung führte die Besucher in fünf Stationen durch das Märchen. Den Anfang machte „The Moonlit Mirror“, das in der Nähe des alten Werkstattofens hing. Das silberne Leuchten des Bildes vermischte sich mit dem Geruch von Eisen und Ruß, wodurch die Grenze zwischen Kunst und Handwerk spürbar verschwamm.

Beim zweiten Werk, „The Mirror Girl Emerging“, stellte Sabrina einen zerbrochenen Werkstattschilderspiegel daneben. Viele Besucher blieben dort länger stehen, manche meinten sogar, der Spiegel habe kurz gezuckt.

Das dritte Bild, „The Almost Kiss“, war an einem Eisengestell aufgehängt, das Bouchet sonst für ihre Skulpturen nutzte. Vor dem Gestell lagen zwei rohe Eisenstühle, auf denen Paare Platz nahmen, um den Moment des beinahe erfüllten Kusses auf sich wirken zu lassen.

„The Nightly Vigil“ war in einer abgetrennten Nische platziert, in der Kerzen tropften und den Eindruck verstärkten, man sitze tatsächlich neben dem einsamen Mann vor seinem Spiegel.

Den Abschluss bildete „The Other Side of the Mirror“, das allein auf einer langen weißen Wand hing. Darunter hatte die Schmiedin Platten aus poliertem Stahl verlegt, sodass die Besucher im eigenen Spiegelbild über das Glaswald-Motiv schritten.

Zur Eröffnung las der Lehrer Thomas Hausen, zugleich Leiter der Schreinerei „Zwinkhaus Holzdesign“, Passagen aus dem Märchen. Begleitet wurde er von der Dorfjugend, die auf selbstgebauten Glasharfen spielte. Das metallische Klingen hallte zwischen den Mauern wider und ließ die Szene wie ein Ritual wirken.

Eine Anekdote machte rasch die Runde: Ein älterer Besucher, der Müller Heinrich Schacht, soll nach der Ausstellung behauptet haben, beim nächtlichen Heimweg am Dorfbrunnen eine weibliche Gestalt im Wasser gesehen zu haben. Sie habe gelächelt wie das Spiegelmädchen auf dem letzten Bild. Manche lachten darüber, andere mieden den Brunnen in den folgenden Nächten.

In Zwinkhaus sprach man noch lange über diese Ausstellung. Der Dorfkiosk von Emma Zwink verkaufte kleine Postkarten mit Reproduktionen der fünf Werke, die bald vergriffen waren. Und wer heute abends am Zwinkforst vorbeigeht, hört manchmal Jugendliche sagen, man müsse nur tief genug in die dunklen Pfützen zwischen den Baumwurzeln blicken – vielleicht sei das Spiegelmädchen längst von der Metallwerkstatt hinaus ins Dorf gezogen.