Der kleine Dorfimbiss von Ruhdorf liegt direkt am Platz gegenüber dem Gemeindehaus. Er besteht aus einem niedrigen Steinhaus mit dicker Holztür, zwei kleinen Fenstern zur Straße und einem schmalen Schornstein, aus dem fast immer Rauch aufsteigt. Betrieben wird er von Helga Hahnenfuß, einer Frau, die seit Jahrzehnten für ihre einfachen, kräftigen Gerichte bekannt ist. Die Einrichtung ist schlicht: grobe Holztische, Bänke mit Schaffellen und eine kleine Theke, hinter der ein eiserner Herd und ein großer Kupferkessel stehen. Dort köchelt fast immer ein Eintopf, meist aus Wildfleisch, das Jäger wie Ragnar Stensson beisteuern, ergänzt durch Kartoffeln, Wurzeln und Kräuter aus den umliegenden Wäldern.

Die Pilze aus dem Tropfritzwald spielen eine besondere Rolle. Helgas „Pilzpfanne“ gilt als das bekannteste Gericht des Hauses, ein Rezept, das sie eifersüchtig hütet. Händler aus Darso haben ihr bereits hohe Summen für die Mischung angeboten, doch sie lehnt jedes Mal ab. Manche Ruhdorfer scherzen, die Würze sei ein Geheimnis, das Helga selbst nicht aufschreiben könne, da es sich aus dem genauen Zeitpunkt des Sammelns und einer bestimmten Reihenfolge des Bratens ergebe. Besucher berichten, der Duft der Pfanne hänge lange im Dorf, und es sei nicht verwunderlich, dass selbst ein Bär sich neulich an Helgas Küche angezogen fühlte.

Neben der Pilzpfanne gibt es wechselnde Eintöpfe, getrocknetes Brot mit Schmalz, manchmal auch Wildpasteten, wenn Jäger frische Beute bringen. Getränke beschränken sich auf Wasser aus dem Perlengrabenbach, stark gebrühten Kräutertee und im Winter heißen Beerenwein. Einfache Holzschilder an der Wand nennen die Tagesgerichte. Bezahlt wird meist in Naturalien: ein Stück Wolle, ein Glas Honig oder ein paar getrocknete Pilze. Helga nimmt das an, notiert es in einem alten Heft und gleicht die Werte großzügig nach Gefühl aus.

Helgas „Pilzpfanne“

Der Imbiss ist nicht nur Essensausgabe, sondern das eigentliche Wohnzimmer des Dorfes. Mittags sammeln sich hier fast alle Bewohner. Die Wollarbeiter Lars und Annika Torfinnson bringen manchmal unfertige Stücke mit, die sie am Tisch vollenden, während Helga den Kessel umrührt. Kinder spielen auf dem Boden mit geschnitzten Holzfiguren, die Tischler aus Fuglo gefertigt haben. Abends sitzen die Ruhdorfer länger zusammen: Bürgermeister Egil Svensson liest aus den Dorfchroniken vor, und Jäger Ragnar erzählt Jagdgeschichten, während Helga noch einmal Teller nachreicht.

Besondere Tage entstehen, wenn Helga ein seltenes Gericht kocht. Einmal im Jahr, wenn die Elvset-Geschwister ihre Schattenpfifferlinge vom Markt zurückbringen, bereitet sie eine Gewürzsoße, die nur wenige kosten dürfen. Dann wird der Imbiss fast zu einem rituellen Ort, an dem man flüstert, als müsse die Stille selbst Teil der Zubereitung sein. Manche behaupten, die Mahlzeit wirke wie der legendäre Stein der Tropfritz: Sie bringe Ruhe in den Kopf und tiefe, erholsame Träume.

So ist der Dorfimbiss in Ruhdorf weit mehr als ein Ort zum Essen. Er ist die Mitte des sozialen Lebens, eine Küche, Chronik und Bühne zugleich, und Helga Hahnenfuß ist dabei nicht nur Köchin, sondern Hüterin einer Tradition, die das Dorf zusammenhält.