
(Pop.: 998 – 65m NN)
Entenbad, mit seinen knapp 1.000 Einwohnern, liegt im äußersten Osten des Landkreises Kreuzberg, dort, wo die Küstenlinie des Mare Internum von weiten Stränden und sanften Dünen in die ersten Hänge des Drosener Rückens übergeht. Die Lage ist verkehrsgünstig: Von Westen führt die Bundesstraße B4 direkt durch die Stadt hindurch nach Nova, weiter im Osten. Von ihr zweigt die B55 nach Norden ab, die über das Hügelland bis nach Paulstedt am Zentralmassiv führt. Diese Straßenverbindungen machen Entenbad zu einem wichtigen Knotenpunkt zwischen Küste und Binnenland, auch wenn die Stadt mit ihren überschaubaren Dimensionen nicht die Größe einer Metropole erreicht.
Der Ortskern liegt kaum 65 Meter über dem Meeresspiegel, der Übergang zwischen Meer, Ebene und Hügeln ist fließend. Hier treffen alte Handelswege, Küstentradition und moderne Infrastruktur aufeinander. Besucher, die sich Entenbad von Westen nähern, sehen zuerst die langgezogene Seebrücke, die weit ins Mare Internum hineinragt. Sie ist ein beliebter Ort für Spaziergänge und kleine Konzerte im Sommer, aber auch für Fischer, die ihre Netze am Abend auslegen. Gleich dahinter beginnt die kleine Innenstadt, die sich um den Marktplatz gruppiert und mit Gasthäusern, Geschäften und dem Rathaus ein übersichtliches Zentrum bildet.

Eine Besonderheit der Stadt ist das Thermalbad, das 1968 eröffnet wurde. Gespeist wird es von einer schwefelhaltigen Quelle, die aus den Schichten des Drosener Rückens austritt. Die Anlage besteht aus einem Hallenbad, einem Außenbecken mit Blick aufs Meer und mehreren Kurkabinen, in denen Inhalationen und Bäder durchgeführt werden. Schon bald nach der Eröffnung entwickelte sich das Thermalbad zu einem Anziehungspunkt für Kurgäste, die vor allem aus Bierona, Nova oder dem Nachbarland Zentravia anreisen. Das Wasser, mit seinem charakteristischen Geruch, soll vor allem Haut- und Atemwegserkrankungen lindern. Heute wird die Anlage regelmäßig modernisiert, ohne dabei den Charme ihrer Gründungszeit zu verlieren.
Nicht weit vom Thermalbad entfernt liegt der Salzgarten. Er ist als kleiner Park gestaltet und erinnert an die Salzgewinnung, die in Entenbad und Umgebung seit Jahrhunderten betrieben wurde. Flache Bassins, Salinenmodelle und Schautafeln machen die Arbeitsweise sichtbar, daneben wächst eine Auswahl von Pflanzen, die salzhaltige Böden bevorzugen. Hier lässt sich Geschichte buchstäblich im Alltagsspaziergang nachvollziehen.

Historisch steht Entenbad besonders durch das Ereignis des „Salzmarsches von 1811“ im Fokus. Damals verhängten die Behörden neue Abgaben auf den Transport von Salz, das aus den Küstensalinen über den Drosener Rücken ins Binnenland gebracht wurde. Tagelöhner aus Feldstein und Klausheim, die ihre wirtschaftliche Existenz bedroht sahen, organisierten gemeinsam einen Protestzug, der bis nach Entenbad führte. Im alten Zollhaus kam es zu Auseinandersetzungen mit den Beamten, die den Zug gewaltsam beenden wollten. Dieses Ereignis blieb als Ausdruck von Widerstand und Selbstbehauptung im kollektiven Gedächtnis der Region erhalten. Heute wird es jedes Jahr mit einer Gedenkwanderung nachgestellt. Teilnehmer tragen historische Gewänder, Musikkapellen begleiten den Marsch, und entlang der Strecke gibt es Bier, Brot und einfache Speisen. In Entenbad endet die Wanderung traditionell mit einer Kundgebung vor dem „Haus der Übergänge“, dem alten Zollhaus am Hafen.

Dieses „Haus der Übergänge“ ist ein markantes Gebäude: ein steinerner Bau mit Mosaikfassade, in dem heute ein Museum für Grenzgeschichte und Küstenleben untergebracht ist. Besucher können hier neben Originaldokumenten und Karten auch Alltagsgegenstände aus der Zeit der Salztransporte sehen. Besonders eindrucksvoll ist die Dauerausstellung über den Salzmarsch von 1811, in der Berichte von Zeitzeugen, Werkzeuge der Salzträger und ein original erhaltener Abgabeschein gezeigt werden. Die Mosaike an der Fassade, die in den 1920er Jahren hinzugefügt wurden, zeigen Szenen von Küstenarbeit, Schiffen und Märschen – ein künstlerisches Bildprogramm, das die Verbindung zwischen Meer und Land eindrücklich visualisiert.

Kulturell bietet Entenbad mehr als nur Geschichte. Im Botanischen Garten, etwas nördlich des Zentrums, wird eine Sammlung von Küsten- und Salzwiesenpflanzen gepflegt. Im Frühsommer verwandelt sich der Garten in einen Treffpunkt, wenn die Brauerei „Nova-Quell“ aus Klausheim hier ihr Sommerbier ausschenkt. Besucher können dann inmitten blühender Pflanzen ihr Glas genießen, begleitet von Musikgruppen aus der Region.
Auch kulinarisch spielt das Meer eine zentrale Rolle. Auf dem Markt in Entenbad, der zweimal pro Woche direkt am Hafen stattfindet, verkaufen die Fischer ihren Fang frisch vom Boot. Aal, Garnelen, Muscheln und Karpfen gehören regelmäßig zum Angebot, doch besonders begehrt ist der geräucherte Zento-Karpfen, der nur während der Niedrigwasserwochen erhältlich ist. Viele Einheimische decken sich hier für die Woche ein, während Besucher den Fisch direkt vor Ort in kleinen Imbissständen probieren können. Ergänzend fahren Händler aus Entenbad mittwochs nach Straßendorf und sind auch auf dem Kreuzberger Fischmarkt vertreten, wo sie vor allem von Gastronomen aufgesucht werden.
Der Hafen von Entenbad ist klein, aber belebt. Er dient vor allem den Fischern, die in den frühen Morgenstunden ihre Boote hinaus ins Mare Internum steuern. Am Nachmittag legen kleine Ausflugsboote ab, die die Küste entlangfahren oder Kurztrips auf dem Mare Internum anbieten. Die Seebrücke bildet das Herz dieser Szenerie. Hier treffen sich Jugendliche zum Angeln, ältere Bewohner zum Plaudern und Touristen für den Sonnenuntergang.
Das gesellschaftliche Leben in Entenbad ist eng mit dem Jahresrhythmus verbunden. Neben der Gedenkwanderung zum Salzmarsch gibt es das Hafenfest im Juli, bei dem Musikgruppen aus der Region auftreten, Stände mit Fischgerichten locken und das Feuerwerk über dem Mare Internum den Höhepunkt bildet. Ein weiteres Ereignis ist der Wintermarkt, bei dem der Salzgarten festlich beleuchtet wird und lokale Handwerker ihre Produkte verkaufen.
Die Stadt selbst zeigt in ihrer Bebauung eine Mischung aus älteren Fachwerk- und Backsteinhäusern im Kern sowie neueren Gebäuden am Stadtrand. Viele Häuser sind mit bunten Fensterläden versehen und tragen kleine Mosaike oder Kachelbilder, die an die Küstenarbeit erinnern. Besonders sehenswert ist das Rathaus, das im 19. Jahrhundert erbaut wurde und mit einem kleinen Glockenturm ausgestattet ist.
Wer länger in Entenbad bleibt, findet mehrere Gasthäuser, Pensionen und kleinere Hotels, die sich rund um die Innenstadt und am Meer gruppieren. Manche bieten Meerblick, andere liegen direkt am Botanischen Garten oder in der Nähe des Thermalbades.
So ist Entenbad ein Ort, an dem Geschichte, Natur und moderne Erholung zusammentreffen. Die Nähe zum Drosener Rücken, die Küstenlage am Mare Internum und die lebendige Erinnerungskultur machen die kleine Stadt zu einem festen Bestandteil jeder Reise durch das Bierland.
Bahn: BZF113 stündlich 6:34 – 20:34 nach Bierona, 21:34 nach Mule; 6:36 – 20:36 nach Nova, 21:36 nach Bad Novamünde
Ch.: B4 (W: Schwanensee 10km, O: Seyde 8,5km); B55 (N: Klausheim 8km)