(Pop.: 478 – 99m NN)

Hocheck, ein Dorf mit 478 Einwohnern, liegt am Oberlauf des Kjølevann, dort, wo der Bach aus den Quellen des Hochwaldes tritt. Dieser Wald, rund acht mal sechs Kilometer groß und bis zu 105 Meter hoch, erhebt sich wie eine bewaldete Insel aus der weiten Seeland-Ebene. An seinem westlichen Rand, nahe der Grenze zu Kohlonia, sitzt Hocheck wie eine hölzerne Insel selbst – zwischen Bäumen, Lichtungen und klaren Bächen. Der Hochwald schützt das Dorf vor Wind und Wetter, zugleich verleiht er ihm eine abgeschlossene, fast eigene Welt.

Die Dorfstruktur ist überschaubar: Ein langgezogenes Straßendorf, dessen Häuser sich am Hangfuß ausbreiten. Dächer aus Holzschindeln und Schiefer dominieren, viele Fassaden sind dunkel gebeizt, damit sie sich in die Umgebung einfügen. Zwischen den Häusern führen schmale Wege hinauf zu den Waldrändern, wo Holzstöße lagern und Wanderpfade beginnen. Die Luft riecht nach Harz und feuchtem Laub, und wer hier ankommt, spürt sofort, dass das Leben in Hocheck eng mit dem Wald verwoben ist.

Ein altes Sägewerk bildet das Herzstück des Dorfes. Einst trieb der Kjølevann sein Sägeblatt, um Stämme aus dem Hochwald zu Brettern zu verarbeiten. Heute ist die Anlage stillgelegt, doch sie dient als Werkstatt für Holzskulpturen. Die Familie Breimann, die das Sägewerk über Generationen führte, hat das Handwerk gewandelt. Sie schnitzt Tiere aus den Sagen des Sturmlandes: Wölfe mit rauen Mähnen, Drachen mit geschuppten Flanken, Pferde mit glatten Rücken. Diese Figuren stellen sie entlang des Waldrandes auf, wo sie in der Dämmerung wie Schatten erscheinen. Wanderer bleiben oft stehen, erschrecken kurz und erkennen dann die Kunstwerke – eine Mischung aus Erinnerung, Spiel und Kunst, die Hocheck unverwechselbar macht.

Die Forststation (Am Hochweg 6) ist ein weiteres Zentrum des Dorfes. Hier arbeiten Förster und Waldarbeiter, die den Hochwald pflegen, Bäume schlagen, Brände überwachen und Wildbestand regulieren. Zur Station gehört der Hochwaldturm, ein 24 Meter hoher Stahlgitterbau, der 1932 als Brandwacht errichtet wurde. Heute ist er für Besucher geöffnet. Wer die Stufen erklimmt, blickt weit über die Ebene hinaus: Felder erscheinen wie ein geometrisches Muster aus hellen und dunklen Flächen, im Norden blitzt die Bucht von Kohla, im Osten reicht der Blick nach Kohlonia. Der Turm ist eine der wichtigsten Sehenswürdigkeiten Hochecks und zieht Ausflügler aus der ganzen Region an.

Am Rande des Dorfes steht die kleine Kapelle „Zum Hocheck“. Sie ist schlicht, mit Schieferdach und Holzturm, doch sie birgt eine Besonderheit: In einer Wandnische steckt eine kleine Bootsschnitzerei, von Generationen gepflegt. Nach alter Tradition wird dieses Boot einmal im Jahr in das Taufbecken gelegt – als Symbol dafür, dass Kinder Mut zum Wasser haben sollen, auch wenn sie am Waldrand aufwachsen. Dieses Ritual verbindet den Ort mit den Flussdörfern des Kreises und mit der Küste, wo Boote Lebensgrundlage sind.

Eine weitere Institution ist die Waldschule mit Schul-Imkerei, die sich am Dorfrand befindet. Sie empfängt Kinder aus allen Orten des Kreises zu Projektwochen. Hier lernen sie, Bäume zu bestimmen, Feuerstellen zu errichten, kleine Hütten aus Ästen zu bauen und den Wald als Lebensraum zu verstehen. Direkt daneben stehen Reihen von Bienenstöcken, die vom Imkerverein betreut werden. Der Honig, der hier gewonnen wird, trägt eine besondere Note: herb, leicht bitter, durchzogen von Aromen der Waldblüten und des Harzes. Er wird in kleinen Gläsern mit Holzdeckel verkauft, ein typisches Mitbringsel für Besucher.

Die Alltagskultur in Hocheck ist geprägt vom Rhythmus des Waldes. Morgens ziehen die Holzfäller mit Äxten und Sägen los, mittags trifft man sich auf dem Dorfplatz, abends hallt das Schlagen der Äxte noch nach, wenn die Sonne zwischen den Bäumen sinkt. Viele Bewohner betreiben nebenbei Imkerei, sammeln Pilze oder pflegen Obstgärten am Waldrand. In den Wintermonaten werden Geschichten erzählt: von den Tieren der Breimanns, von Geistern, die im Hochwald umgehen sollen, und von geheimnisvollen Lichtern, die manchmal zwischen den Bäumen auftauchen.

Die Natur rund um Hocheck ist vielseitig. Kleine Bäche schlängeln sich zwischen Farnen und Moosen, Hirsche und Wildschweine durchstreifen die Lichtungen. Im Frühjahr blüht ein Teppich aus Anemonen, im Herbst färben sich die Blätter golden und rot. Wanderwege sind markiert, und der Hochwaldturm dient als Ausgangspunkt vieler Touren. Beliebt ist ein Rundweg, der an den Skulpturen der Breimanns vorbeiführt und über kleine Holzbrücken zu Quellen des Kjølevann leitet.

Ein besonderer Brauch ist das „Bootslegen“ in der Kapelle. Jedes Jahr im Juli wird die Bootsschnitzerei aus der Nische geholt und ins Taufbecken gelegt. Kinder dürfen ihre Hände ins Wasser tauchen und das Boot berühren, während der Förster – traditionell der älteste Mann des Dorfes – ein paar Worte über Mut und Gemeinschaft spricht. Anschließend gibt es ein Fest auf dem Dorfplatz, bei dem Honigbrot, Bier aus Zulo und Käse aus Belo gereicht werden.

Hocheck ist kein großes Dorf, aber es bietet eine unverwechselbare Mischung aus Natur, Kunst und Brauchtum. Wer hierherkommt, erlebt die Stille des Waldes, das Rattern der alten Sägen, den Blick vom Hochwaldturm und die Wärme einer Gemeinschaft, die den Wald nicht nur als Ressource, sondern als Heimat begreift.

Ch.: SEE5 (S: Tsitsa, N als K309: Bunsa), SEE10 (W: Langsalza, O: Vierhaus)