Die Seelandküche Konservenwerke AG in Klamsdorf ist der wichtigste Lebensmittelbetrieb im Landkreis Nassfeld und zugleich eines der markantesten Symbole für die enge Verbindung zwischen Landwirtschaft und Verarbeitung in der Seeland-Ebene. Der Betrieb liegt an der Bahnhofstraße 5, in unmittelbarer Nähe der Gleise, sodass Rohwaren und fertige Produkte schnell verladen werden können. Das Werk wurde in den 1920er Jahren gegründet, zunächst als kleiner Betrieb zur Haltbarmachung von Sauerkraut und Bohnen. Nach den Bürgerkriegen wurde die Fabrik ausgebaut, modernisiert und schließlich in den 1960er Jahren als Aktiengesellschaft neu aufgestellt. Heute beschäftigt sie rund 240 Mitarbeiter, von denen viele aus Klamsdorf und den umliegenden Dörfern stammen.
Das Produktsortiment ist breit, doch zwei Erzeugnisse sind besonders bekannt: die „Klamsdorfer Scheiben“, Gurken mit Pfefferkörnern, die in Gläsern eingelegt werden, und Bohnen mit Bergbohnenkraut, ein Rezept, das sich aus regionaler Tradition entwickelt hat. Diese Spezialitäten finden sich in fast jedem Haushalt der Region und werden auch nach Buthanien und ins Sturmland exportiert. Der Geruch von Dill, Essig und gekochtem Gemüse liegt in der Saison in den Straßen rund um die Bahnhofstraße und erinnert selbst Außenstehende an den Zyklus der Ernten.

Die Produktion ist auf Effizienz und Sauberkeit ausgerichtet. Besucher, die an den regelmäßig stattfindenden Führungen teilnehmen, erleben die Abläufe hautnah: Gläser laufen auf Förderbändern, werden in Waschtrommeln gereinigt, von Messerwellen befüllt, durch Dampfsprüher erhitzt und schließlich mit metallenen Verschließköpfen versiegelt. Ein gleichmäßiges Summen erfüllt die Halle, das nur vom Zischen der Dampfdüsen unterbrochen wird. Trotz des modernen Maschinenparks gibt es noch immer Bereiche, in denen Handarbeit eine Rolle spielt – etwa beim Prüfen der Gläser oder beim Mischen der Gewürze.
Die enge Verzahnung mit den Bauern der Umgebung ist eine Besonderheit. Viele Höfe haben feste Lieferverträge, darunter der Hof Krüger in Vierhaus, der große Mengen Zwiebeln, Bohnen und Möhren liefert. LKWs rollen in der Saison im Minutentakt über die Landstraßen nach Klamsdorf, ihre Ladungen werden direkt an Rampen entladen. Für die Landwirte bedeutet die Fabrik einen sicheren Absatzmarkt, für die Stadt Klamsdorf eine stetige Versorgung mit Arbeit und Wirtschaftskraft.

Die Seelandküche ist nicht nur ein Ort der Produktion, sondern auch der Begegnung. Auf dem jährlichen „Tag der offenen Halle“ dürfen Besucher in Bereiche schauen, die sonst verschlossen bleiben. Kinder bekommen Mini-Gläser, die sie selbst mit Bohnen und Kräutern füllen, während ältere Besucher die Technik bestaunen. Die Kantine des Werkes ist bekannt für ihre kräftigen Suppen, die in der Mittagszeit auch von Handwerkern und Schülern besucht werden.
Kulturell hat die Fabrik ebenfalls Spuren hinterlassen. Lieder wie das „Gurkenlied“ der Klamsdorfer Grundschule oder das „Bohnenkraut-Tanzstück“ des Gymnasiums sind direkte Bezüge zur Produktion. Im Stadtfestzug fährt jedes Jahr ein Wagen der Seelandküche mit, beladen mit übergroßen Glasattrappen, aus denen Kinder kleine Kostproben verteilen.
Das Selbstverständnis des Unternehmens ist eng mit dem Begriff „Seeland“ verbunden: Boden, Feld, Ernte und Haltbarkeit. Die Konservenwerke verstehen sich als Bewahrer regionaler Lebensmitteltraditionen in einer industriellen Form. In ihrer Mischung aus Fabrikarbeit, Markttradition und enger Bindung an die Höfe ist die Seelandküche Konservenwerke AG ein Kernstück der Identität von Klamsdorf und des gesamten Landkreises Nassfeld.