(Pop.: 128 – 604m NN)

Schauburg ist ein kleines Dorf im Landkreis Nassfeld, gelegen auf 604 Metern Höhe im engen Tal des Skarefoss. Mit seinen 128 Einwohnern gehört es zu den kleineren Siedlungen im Sturmgebirge, doch seine Lage im Schatten des markanten Burgfelsens gibt dem Ort ein unverwechselbares Gepräge. Hoch über dem Tal stehen die Reste der Burgruine Schauburg, ein einst bedeutender Wehrbau, dessen Mauern noch heute eine Zisterne und den breiten Zwinger erkennen lassen. Das Wasser in der Zisterne steht grün und unbewegt, ein Spiegel der Jahrhunderte, die seit dem Verfall der Anlage vergangen sind.

Das Dorf selbst zieht sich eng entlang der Talstraße. Die Häuser sind aus Schieferplatten und dunklem Holz errichtet, oft mit dicken Mauern gegen die Feuchtigkeit, die vom Fluss aufsteigt. Der Skarefoss ist hier allgegenwärtig: Er schneidet tief in die Schieferbänke des Gebirges, und an engen Stellen türmt er Gischtwolken auf. Besonders im Frühjahr, wenn das Schmelzwasser aus dem Sturmgebirge kommt, liegt ein beständiges Brausen über dem Dorf. Lärchenzweige treiben dann zwischen den Steinen, und die Luft ist von feuchtem Harzduft erfüllt.

Das Leben in Schauburg wird vom Fluss und der Burg bestimmt. Der Burgfelsen ist nicht nur Wahrzeichen, sondern auch Ziel von Spaziergängen und Wanderungen. Der „Kanzelpfad“, ein steiler Serpentinenweg, beginnt am Gasthaus „Zur Letzten Kehre“ (Kanzelweg 1) und führt zur Aussichtskante. Von dort blickt man weit über das Tal, sieht den Schaum des Flusses und die dunklen Wälder am Hang. Der Gasthof selbst ist ein Treffpunkt: Wanderer, Dorfbewohner und Reisende sitzen hier, trinken Bier aus Steinkrügen und essen deftige Speisen – Käse, Schinken und Brot aus den Backöfen der umliegenden Höfe. Abends erklingen Fiedeln, und die Geschichten über die Burg werden weitererzählt.

Die Burgruine trägt viele Legenden. Man erzählt, dass die Herren von Schauburg im 13. Jahrhundert Zölle auf den Flusstransport erhoben hätten. Händler mussten ihre Boote am Felsen anlegen, und wer nicht zahlte, dessen Fracht wurde beschlagnahmt. Später verfiel die Burg nach einem Brand, und seither blieb nur die Erinnerung. Kinder spielen heute im Zwinger, wo sie sich Ritterkämpfe ausdenken, während Erwachsene von alten Zeiten sprechen.

Schauburg lebt auch von kleinen Handwerken. Eine Schieferwerkstatt stellt Platten und Schindeln her, die im Dorf gebraucht und bis nach Nassfeld verkauft werden. Daneben gibt es eine Holzschnitzerei, die Figuren aus Sturmgebirgs-Lärche fertigt: Heiligenbilder, Schalen und Tiere, die auf Märkten begehrt sind. Landwirtschaft spielt nur eine kleine Rolle, da das Tal eng und die Böden steinig sind, doch Ziegen und Schafe weiden auf den Hängen, und ihre Milch wird zu Käse verarbeitet.

Die Dorfkirche, St. Hilarius, liegt am Hangweg oberhalb der Talstraße. Ein schlichter Bau mit Schieferdach, im Inneren mit einer bemalten Holzdecke und einem Altar aus geschnitztem Lindenholz. Hier feiert die kleine Gemeinde ihre Gottesdienste, und die Glocke klingt weithin über das Tal.

Einmal im Jahr, im Sommer, wird das Burgfest gefeiert. Dann ziehen die Bewohner in Kostümen zur Ruine, entzünden Fackeln und spielen Szenen aus der Ritterzeit nach. Auf dem Dorfplatz gibt es Marktstände, an denen Käse, Brot und Schnitzereien verkauft werden. Musikgruppen spielen, und die Kinder tragen selbst gebastelte Schilde. Das Fest zieht Besucher aus dem ganzen Skarefoss-Tal an und ist für Schauburg ein wichtiges Ereignis, das Geschichte und Gegenwart verbindet.

Der Fluss bleibt zugleich Freund und Gefahr. Im Frühjahr, wenn das Wasser steigt, müssen Stege und Brücken gesichert werden. Hochwasser hat das Dorf mehrfach heimgesucht, und noch heute erinnern Markierungen an den Häusern an vergangene Pegelstände. Doch der Skarefoss ist auch Energiequelle: Früher trieb er mehrere Mühlen an, von denen nur noch eine als Ruine sichtbar ist.

Schauburg ist ein Ort, der Geschichte und Natur eng miteinander verbindet. Wer das Dorf besucht, spürt den ständigen Wechsel von Wasserrauschen, Stein und Holz. Der Blick auf die Burgruine, der Weg am Fluss, das Gespräch im Gasthaus und der Klang der Glocke – all dies prägt den Ort. Schauburg ist klein, aber reich an Eindrücken, ein Dorf, das den Charakter des Sturmgebirges in sich trägt.

Ch.: SEE20 (O: Hirsedorf), Waldstraße zur Burgruine Schauburg