(Pop.: 258 – 348m NN)

Winos ist ein Dorf mit 258 Einwohnern, gelegen auf 348 Metern Höhe auf dem südlichen Skarebog, zwischen Vintau im Norden und der Grenzstadt Grenzburg im Süden, jenseits des Grenzbaches in Buthanien. Der Ort liegt in einer offenen, von Weiden und kleinen Wäldchen durchzogenen Landschaft.

Am Rand von Winos zieht sich der „Alte Kamm“, ein grasiger Wallgraben in weitem Halbkreis um den Ort – ein Relikt aus dem 9. Jahrhundert, als hier die Grenze zwischen dem Seeland und Buthanien verlief. Diese Anlage gehört zu den ältesten noch erkennbaren Grenzbefestigungen der Region und prägt das Selbstverständnis des Dorfes bis heute. Der Wall besteht aus aufgeworfener Erde, einst von einer hölzernen Palisade gekrönt, und war Teil eines Verteidigungssystems, das vom Sturmgebirge nördlich des Grenzbaches bis zur Mündung in den Grenzsee reichte. An der Oberfläche sind noch deutliche Spuren zu sehen: eine sanfte Erhebung, die sich wie ein Halbkreis durch die Wiesen zieht. Heute grasen dort Schafe, die das Gras kurzhalten und damit das Gelände offen halten. Spaziergänger können dem Verlauf folgen; ein Lehrpfad mit kleinen Holztafeln erklärt die Geschichte und Bauweise der Anlage.

Winos selbst ist ein stilles, überschaubares Dorf, das sich entlang einer einzigen Hauptstraße zieht. Die Häuser sind aus hellem Bruchstein gebaut, mit flachen Dächern aus grauen Platten. Zwischen den Grundstücken verlaufen niedrige Mauern, oft mit Wacholderbüschen bepflanzt. Am südlichen Ortsrand steht ein hölzerner Aussichtsturm, von dem man über den Wallgraben hinweg bis nach Buthanien blicken kann. In klaren Nächten sind dort die fernen Lichter von Grenzburg zu sehen.

Die Dorfgemeinschaft lebt überwiegend von Landwirtschaft und kleinem Handwerk. Viehhaltung spielt eine zentrale Rolle: Ziegen, Schafe und einige Rinderherden prägen die Wiesen rund um das Dorf. Die Milch wird in der Käserei von Vintau verarbeitet, wohin jeden Morgen ein kleiner Lieferwagen fährt. Manche Familien betreiben Obstgärten und bauen Bohnen, Rüben oder alte Weizensorten an, die auf den sandigen Böden des Skarebogs gut gedeihen.

Winos besitzt keinen eigenen Sakralbau; die Bewohner gehen zum Gottesdienst nach Vintau, mit dem Zug, manchmal auch zu Fuß oder mit dem Rad über einen alten Pfad, der durch Felder und Buschwerk führt. Dennoch gibt es am nördlichen Dorfrand einen kleinen Andachtsplatz: eine einfache Steinbank mit einem Holzkreuz und einer Inschrift, die an die Erbauer des Alten Kamms erinnert. Hier werden an Frühlingsabenden Kerzen entzündet, besonders am 12. April, dem Tag des „Grenzlichts“, an dem die Dorfbewohner eine Prozession zum Wallgraben unternehmen. Dort werden Lichter in kleinen Tonlampen entzündet, die in der Dämmerung den Wall in sanftes Glühen tauchen – ein Symbol des Friedens an der alten Grenze.

Winos ist bekannt für seine Werkstatt für Holzspielzeug, die sich in einem umgebauten Stadel am Ortsrand befindet. Hier fertigt der Handwerker Joran Rell kleine Tiere, Kreisel, Klangstäbe und Modelle von alten Wagen und Palisadentürmen, inspiriert von der Geschichte des Alten Kamms. Seine Werkstücke werden auf den Märkten von Kleinros und Nassfeld verkauft. Besucher dürfen in der Werkstatt zusehen, wie aus einfachen Holzstücken kleine Figuren entstehen. Kinder aus den umliegenden Orten kommen regelmäßig zu Werkstattnachmittagen, bei denen sie selbst kleine Modelle bauen dürfen.

Ein weiteres Zentrum des Dorflebens ist der Gasthof „Zum Alten Kamm“, ein schlichtes, zweistöckiges Haus mit steinernem Fundament und niedrigen Fenstern. Drinnen stehen grobe Holztische, an denen die Dorfbewohner abends zusammenkommen. Auf der Karte stehen deftige Gerichte: Eintopf mit Bohnen, Lammragout, Brot aus Vintau und Ziegenkäse. Oft wird musiziert – Flöten, Fiedeln und Trommeln begleiten die Gespräche. Besucher, die auf dem Skarebog wandern, finden hier Unterkunft, einfache Zimmer und herzliche Bewirtung.

Die Nähe zur Grenze prägt das Dorf in besonderer Weise. Viele Bewohner haben Verwandte in Buthanien, und trotz der politischen Trennung ist der Austausch lebendig. Über alte Wege, die durch die Wälder führen, werden Nachrichten, Rezepte und Geschichten weitergegeben. Die Menschen in Winos sprechen vom „anderen Ufer“, wenn sie von Grenzburg sprechen, und sehen sich als Bindeglied zwischen beiden Ländern.

Einmal im Jahr, am ersten Septemberwochenende, findet in Winos das „Kammfest“ statt. Dann verwandelt sich der Wallgraben in eine Freilichtbühne. Dorfbewohner und Gäste lagern auf den Hängen, Musiker spielen auf, und abends wird eine Lichterkette entlang des Walles entzündet. Das Fest erinnert an die Zeit, als der Alte Kamm Grenze und Schutz zugleich war – und heute Symbol für Verbindung und Nachbarschaft ist.

Auch landschaftlich bietet Winos reizvolle Kontraste. Der Skarebog zeigt hier seine typische Form: sanfte Höhen, offene Kuppen, spärliche Baumgruppen. Im Westen sieht man bei gutem Wetter die Gipfel des Sturmgebirges, im Süden fällt der Blick weit hinab ins Grenzbachtal. Von der Anhöhe bei der Windmühle, die heute als Aussichtspunkt dient, lässt sich die Weite der Landschaft erfassen.

Der Alltag in Winos ist ruhig. Morgens hört man das Läuten der Glocken von Vintau, mittags das Rufen der Schafhirten, abends das Summen der Insekten über den Feldern. Viele Häuser besitzen kleine Werkstätten oder Ställe, und oft stehen Körbe mit Äpfeln oder Brot vor den Türen, als Zeichen der Nachbarschaftshilfe. Wer nach Winos kommt, erlebt keine Sehenswürdigkeiten im klassischen Sinn, sondern eine Landschaft, die Geschichte atmet und die Spuren vergangener Grenzen mit dem Alltag der Gegenwart verbindet.

Bahn: StlB84 stündlich 6:09 – 21:09 nach Trenwien, 7:15 – 22:15 nach Grenzburg

Ch.: B6 (N: Vintau 8km, O: Kleinros 10km), SEE27 (S: Grenzburg)