Der Hafen von Antlas ist das pulsierende Zentrum der Stadt und seit Jahrhunderten der Dreh- und Angelpunkt des Lebens an der Westküste der Sturminsel. Direkt an der Mündung des Viddelva ins Westmeer gelegen, bietet er Schutz vor den rauen Wellen, die unaufhörlich gegen die Felsen schlagen. Hier, wo die salzige Brise durch die schmalen Gassen zieht, sind die Geräusche der Hafenarbeiter, das Kreischen der Möwen und das rhythmische Knarren der Holzstege allgegenwärtig.

Die Hafeneinfahrt wird vom imposanten Leuchtturm von Antlas bewacht, einem massiven Bauwerk aus groben Steinblöcken, das bereits seit Jahrhunderten den Seefahrern den Weg weist. Besonders an stürmischen Tagen, wenn der Himmel in dunklen Wolken gehüllt ist und die Wellen gegen die Kaimauern peitschen, erweist sich sein Licht als unverzichtbare Orientierung für Fischer und Händler. An klaren Tagen kann man von seiner Plattform aus weit über das Westmeer blicken und mit etwas Glück die Segel ferner Schiffe am Horizont entdecken.

Der Hafen selbst ist in mehrere Bereiche unterteilt. Der alte Fischerhafen liegt im südlichen Abschnitt und wird fast ausschließlich von den einheimischen Fischern genutzt. Hier schaukeln die robusten Kutter auf den Wellen, während an den Kais die Netze ausgebreitet und ausgebessert werden. In den frühen Morgenstunden kehren die Boote mit frischem Fang zurück – Kabeljau, Seeteufel und gelegentlich ein besonders großer Heilbutt. Direkt am Kai stehen kleine Räucherhäuser, aus deren Schornsteinen stets feiner Rauch aufsteigt. Die Räucherei Hansen ist eine der ältesten ihrer Art und bekannt für ihren besonders zarten Lachs, der in handgeschnitzten Holzfässern gepökelt und über Buchenholz geräuchert wird.

Nördlich des Fischerhafens schließt sich der Handelshafen an. Hier legen größere Schiffe an, die Waren von und nach Antlas transportieren. Die Handelsrouten führen zu den Nachbarhäfen von Sturmland sowie zu den weiter entfernten Küstenstädten des Westmeeres. Vor allem Fischprodukte, Holz und handgefertigte Waren aus der Region werden von hier aus exportiert, während Handelsgüter wie Gewürze, Stoffe und Metallwaren aus dem Süden ankommen. Die Lagerhäuser entlang der Kais sind solide Steinbauten mit hohen Toren, die oft mit kunstvollen Schnitzereien verziert sind. Besonders auffällig ist das alte Kontorhaus der Handelsgesellschaft Nyström & Söhne, dessen Fassade mit geschnitzten Wellenmustern verziert ist. Hier werden noch heute Geschäfte abgeschlossen, während im Hintergrund die schweren Lastkräne die Waren aus den Schiffsrümpfen heben.

Das Hafengebiet ist auch Heimat zahlreicher Tavernen, Schenken und kleiner Läden. Die bekannteste Hafenschenke ist Zum Strömenden Becher, ein rustikales Lokal direkt am Wasser. Hier treffen sich Fischer, Seefahrer und Einheimische, um bei einem dunklen Starkbier oder einem Gläschen sturmgebrannten Aquavit den Geschichten des Wirts Sigurd Holm zu lauschen. Wer eine deftige Mahlzeit sucht, wird in der Küstenpfanne fündig, wo Fischsuppe mit frischem Brot serviert wird, während aus der offenen Küche der Duft von geröstetem Knoblauch und Küstenkräutern strömt.

Am nördlichen Ende des Hafens liegt die Schiffswerft von Antlas, in der nach alter Tradition Boote gebaut und repariert werden. Hier arbeiten erfahrene Schiffsbauer an neuen Kuttern und restaurieren alte Segler mit beeindruckender Präzision. Der Duft von frisch geschnittenem Holz liegt in der Luft, während Holzspäne unter den Stiefeln knirschen. Besonders beeindruckend sind die Langboote, die nach den Bauweisen der Wikinger gefertigt werden – ein Erbe der langen Seefahrtsgeschichte der Region.

Nicht weit von der Werft entfernt, auf einer felsigen Landzunge, befindet sich die kleine Pilgerkapelle des Heiligen Torgils. Sie dient seit Jahrhunderten als Zufluchtsort für Seefahrer, die sich vor einer stürmischen Überfahrt segnen lassen oder nach einer langen Reise für ihre sichere Heimkehr danken. Die Holztafeln in der Kapelle sind mit eingeritzten Namen und Botschaften von Seeleuten übersät – einige stammen aus längst vergangenen Zeiten und erzählen von Stürmen, verlorenen Kameraden und Heimkehrern, die den Gefahren des Westmeeres trotzten.

Ein weiteres markantes Bauwerk am Hafen ist die Fischauktionshalle, wo jeden Morgen frischer Fang versteigert wird. Händler, Gastronomen und Einheimische versammeln sich in der kühlen Halle, um die besten Stücke zu ergattern. Hier kann man nicht nur hervorragenden Fisch erwerben, sondern auch das geschäftige Treiben beobachten, das seit Generationen zum alltäglichen Bild von Antlas gehört.

Der Hafen von Antlas ist auch Ausgangspunkt für zahlreiche Erkundungstouren. Von hier aus starten Boote zu den abgelegenen Klippen und Inseln der Umgebung, wo Kormorane nisten und Robben sich auf den Felsen sonnen. Besonders beliebt sind die Fahrten zur Antlasinsel, die vor der Küste liegt. Obwohl unbewohnt, grasen hier die Schafe der Stadtschäferin Maja Nyström unter der wachsamen Aufsicht ihres treuen Hundes Fritzi.

Abends, wenn die Sonne über dem Westmeer versinkt und der Himmel in tiefen Rottönen leuchtet, kehrt eine besondere Ruhe im Hafen ein. Die Boote schaukeln sanft im Wasser, das letzte Licht spiegelt sich in den feuchten Holzplanken, und in der Ferne klingt das Läuten der Hafenglocke. Für Einheimische wie Besucher ist dies der magischste Moment des Tages – eine Erinnerung daran, dass der Hafen von Antlas weit mehr ist als ein Umschlagplatz für Waren und Fische. Er ist das Herz der Stadt, geformt von Wind, Wasser und den Geschichten derer, die hier leben und arbeiten.