
(Pop.: 356 – 74m NN)
Winoma liegt etwa fünf Kilometer nordwestlich der Kreisstadt Antlas, unmittelbar an der stürmischen Westküste der Sturminsel. Das kleine Dorf mit seinen 356 Einwohnern erstreckt sich entlang einer sanften Erhebung auf einer Höhe von etwa 74 Metern über dem Meeresspiegel, direkt am wilden Westmeer. Die Landschaft um Winoma herum ist von robustem Heidekraut, moosbewachsenen Steinen und windschiefen Bäumen geprägt, deren knorrige Formen Zeugnis vom ständigen Kampf gegen Wind und Wetter ablegen. Südlich des Dorfes erheben sich im Meer zwei kleine Inseln, Win-Ö und Ö Berga. Beide Inseln wurden inzwischen zu streng geschützten Vogelschutzgebieten erklärt und sind daher für Menschen unzugänglich.
Die Einwohner Winomas erzählen gern von der Legende, wie ihr Dorf einst seinen Namen erhielt. Vor Jahrhunderten soll eine junge Frau namens Winoma auf rätselhafte Weise in den Sturmfluten verschwunden sein, als sie während eines gewaltigen Unwetters versuchte, ihren Geliebten vom Meer zurückzuholen. Ihre Stimme, heißt es, könne man noch heute in besonders stürmischen Nächten als leises Klagen zwischen den Felsen und Klippen vernehmen. Zu Ehren ihres Mutes und ihrer Treue benannten die Dorfbewohner ihren Ort nach ihr.
Die Hauptstraße Winomas, die Windstraße, zieht sich entlang der Küstenlinie durch das gesamte Dorf. An ihr reihen sich kleine Häuser aus weißgekalktem Stein mit rot gedeckten Dächern. Direkt am Anfang dieser Straße steht das Gemeindezentrum, ein schmales, zweistöckiges Gebäude, in dem Bürgermeisterin Solveig Arnesen regelmäßig zu Bürgersprechstunden einlädt. Ein Stück weiter, am zentralen Dorfplatz, befindet sich das Bauunternehmen „Westwind“, das von Erik Lundgren geführt wird. Erik kümmert sich nicht nur um Neubauten, sondern repariert auch regelmäßig die von Sturm und salzhaltiger Luft beschädigten Dächer und Fassaden. Gegenüber liegt die Dorfkneipe „Zum Klippenläufer“, betrieben von Magnus und Freya Jonsson, die hier seit 20 Jahren regionale Gerichte wie Kabeljau-Eintopf und Muschelpfanne servieren.

Am östlichen Rand von Winoma steht die kleine, aus grauem Feldstein errichtete Dorfkirche St. Birgitta. Pastorin Annika Söderlund, eine freundliche Frau Mitte fünfzig, die auch als Seelsorgerin sehr geschätzt wird, lädt jeden Sonntagvormittag zum Gottesdienst. Die Kirchengemeinde ist klein, aber sehr aktiv und bekannt für ihre jährlichen Basare, deren Erlöse den Erhalt der Kirche sichern und sozialen Projekten auf der Insel zugutekommen.
Wirtschaftlich lebt Winoma überwiegend vom Fischfang und der Muschelzucht. Der Hafen, eine Ansammlung von Stegen und hölzernen Fischerhütten, ist das Herzstück des Dorfes. Besonders stolz sind die Einwohner auf ihre Miesmuscheln, die in speziellen Anlagen vor der Küste gezüchtet und von Kjell Andreasson verwaltet werden. Frühmorgens fahren die Fischer, allen voran Johan Larsson und seine beiden Söhne Nils und Oskar, hinaus aufs raue Meer, um Dorsch, Seelachs und gelegentlich einen begehrten Seeteufel aus den Fluten zu ziehen. Am Nachmittag kann man sie häufig dabei beobachten, wie sie ihre Netze flicken oder den frischen Fang an die umliegenden Gemeinden liefern.

Nur wenige Kilometer nördlich von Winoma liegt auf Cascade Island die beeindruckende Festung von Ekkarsklippe. Diese massive Steinburg aus dem 13. Jahrhundert diente ursprünglich der Verteidigung gegen Piratenangriffe und andere feindliche Übergriffe. Ihre gut erhaltenen Mauern und die unterirdischen Gänge, die sie mit dem Festland verbinden, ziehen heute sowohl Touristen als auch Historiker an. Der ortsansässige Historiker Gunnar Falk begleitet regelmäßig interessierte Besuchergruppen und erzählt dabei spannende Geschichten von Schlachten, Piratenüberfällen und angeblichen Geheimgängen, in denen noch immer sagenumwobene Schätze verborgen sein sollen.
Im Dorf kursieren viele Geschichten über ungewöhnliche Ereignisse. So berichtet man sich gern von dem alten Fischer Olle Einarsson, der eines Nachts einen leuchtenden Fisch gefangen haben soll, der angeblich sprechen konnte. Oder von der jungen Mira Gustavsson, die behauptet, am Strand regelmäßig alte Silbermünzen zu finden, deren Herkunft niemand erklären kann. Das Leben im Dorf ist von einer Mischung aus Realität und Mythen geprägt, was die Gemeinschaft eng zusammenschweißt und stets für reichlich Gesprächsstoff sorgt.
Besucher finden Unterkunft im kleinen, familiär geführten Hotel „Westmeerblick“ an der Windstraße 12, das von Hanna und Lars Bengtsson betrieben wird. Von den gemütlichen Zimmern aus hat man eine freie Sicht auf die unruhigen Wellen des Westmeeres. Kulinarisch verwöhnt das Restaurant „Winomaer Bucht“, gelegen in der Klippenstraße 3, seine Gäste mit regionalen Spezialitäten wie gegrilltem Seelachsfilet, selbstgebackenem Brot und hausgemachten Desserts.
Winoma ist geprägt von der Verbundenheit seiner Einwohner mit der Natur und der rauen Umgebung des Westmeeres. Die Dorfgemeinschaft ist stolz auf ihre Traditionen, Legenden und ihre herzliche Gastfreundschaft, mit der sie jeden Besucher willkommen heißt.
Ch.: B305 (SO 5km Antlas); ST305 (N: Festung Ekkarsklippe, Darso)