Der Campingplatz von Schandau liegt westlich des Dorfkerns, eingebettet zwischen dem lichten Rand des Küstenwalds und einer windgeschützten Dünensenke, keine 300 Meter vom Strand entfernt. Er trägt offiziell den Namen „Platz am Dünenschatten“, doch die meisten Einheimischen nennen ihn schlicht die Wiese, was seinem offenen, naturbelassenen Charakter sehr nahekommt. Entstanden ist der Platz in den 1960er Jahren auf einer ehemaligen Flachweide, zunächst als improvisiertes Sommerlager für Wanderer und Jugendgruppen. Seitdem wurde er schrittweise ausgebaut, ohne seinen ursprünglichen Charme zu verlieren.

Der Platz ist nicht parzelliert – Zelte, kleine Wohnwagen und Camper stehen locker verteilt, unter Weiden und Kiefern, dazwischen Trockenrasen, Sandpfade und Holzplanken. In der Hauptsaison von Juni bis September finden hier bis zu 80 Einheiten Platz. Die Infrastruktur ist bewusst einfach gehalten: Es gibt zwei Sanitärhäuser aus Lärchenholz mit getrennten Waschbereichen, eine große offene Spülstation und eine überdachte Kochstelle mit Feuerplatten und Gaskocheranschlüssen. Elektrizität wird über Solar-Inselanlagen zur Verfügung gestellt – für Licht, Ladegeräte und einen kleinen Kühlschrank pro Stellfläche.

Verwaltet wird der Platz von Frieder Bunge, einem ehemaligen Biologielehrer, der seit 2011 als Platzwart fungiert. Er wohnt in einem umgebauten Bauwagen am Nordrand des Areals und begrüßt jeden Neuankömmling mit denselben Worten: „Wind von rechts, Regen von vorn, Mücken in Maßen – willkommen am Dünenschatten!“ Seine Frau Lore betreibt den kleinen Kiosk, der morgens frische Brötchen vom Bäcker Pfahl aus Mähnendorf verkauft, dazu Filterkaffee, Zeitung, Sonnencreme und Fahrradflickzeug. In einem Regal stehen gebrauchte Bücher, im Kühlschrank lagern Flaschen der Küstenquell-Brauerei.

Ein zentrales Merkmal des Platzes ist die Lagerfeuerstelle, ein gepflasterter Kreis mit umliegenden Sitzstämmen, der abends zum Treffpunkt für viele Gäste wird – besonders für jene, die mit Kindern reisen oder das Alleinreisen bevorzugen. Hier wird oft musiziert, gekocht, erzählt. In der Hochsaison finden hier auch Küstenlesungen statt: Freiwillige lesen aus Tagebüchern, Reiseberichten oder alten Brauereichroniken, manchmal begleitet von Geige oder Akkordeon.

Für Kinder gibt es eine einfache, aber robuste Naturspielzone mit Balancierbalken, Seilrutsche, Hängebrücke und einem wetterfesten Zeltkino, in dem bei Regen kurze Tierfilme oder lokal produzierte Streifen über Hopfenernte, Strandleben oder das Schiff Bries gezeigt werden.

Ein besonderes Highlight ist die Dünenwanderung im Morgengrauen, die zweimal pro Woche angeboten wird. Frieder Bunge führt kleine Gruppen ab fünf Uhr früh durch die küstennahen Pfade, erzählt von Dünengras, Möwenverhalten, leeren Schneckenhäusern und den „unbekannten Geräuschen“ des erwachenden Strandes. Als Abschluss wird in Emaillebechern eine warme Gerstensuppe ausgeschenkt – eine alte Campingtradition, die laut Bunge „den Magen beruhigt, bevor der Tag sich zeigt“.

Der Platz ist saisonal geöffnet von Mai bis Mitte Oktober. Reservierungen sind nur für Gruppen möglich; alle anderen kommen „wie sie sind“ – was das Gelände zu einem Ort macht, an dem sich Lebensstile, Generationen und Sprachen begegnen. Neben Familien und Radreisenden trifft man hier Studierende mit Notizbüchern, ältere Paare mit nostalgischer Ausrüstung oder Handwerker auf Durchreise, die ihr Zelt im Windschatten der Sanitärstation aufschlagen.

Auch Hunde sind erlaubt – solange sie unter Aufsicht bleiben. Für sie gibt es eine kleine abgesteckte Laufzone nahe dem Waldzugang. Dort hängt ein Wassereimer und eine Tafel mit den Namen der „Stammhunde“ des Sommers: Bruno, Smilla, Gusto, Tinka.

Der Campingplatz am Dünenschatten ist kein Ort für Luxus, aber ein Ort für Erfahrungen: Wind und Salz auf der Haut, einfache Mahlzeiten unter freiem Himmel, Gespräche mit Unbekannten, die zu Freunden werden. Ein Ort, an dem der Rhythmus der Küste, das Licht über dem Mare Internum und der Duft von Hopfen und Kiefern den Ton angeben.