(Pop.: 578 – 36m NN)

Klodorf, ein Dorf mit 578 Einwohnern, liegt im Nordosten des Landkreises Ruppin auf 36 Metern über Normalnull. Die Siedlung verteilt sich locker entlang der alten Handelsstraße von Ruppin nach Nova und ist von Feldern, Hopfengärten und dem tiefgrünen Klowald umgeben. Klodorf liegt mitten in der Zentoebene, auch wenn der namensgebende Fluss Zento selbst einige Kilometer entfernt fließt. Bekannt ist Klodorf landesweit – wenn auch in einem anderen Zusammenhang: Das nahegelegene Autobahndreieck Klowald, an dem die A5 (aus Nudeltopf) mit der A17 (von Bierona zur A1) zusammentrifft, wird in Verkehrsnachrichten häufig erwähnt. Für viele ist das ein reiner Durchgangsort – doch wer Klodorf verlässt, ohne zu verweilen, verpasst einen der wichtigsten Orte der Hopfenkultur im Bierland.

Der sogenannte Klodorfer Hopfen gilt unter Brauern als charaktervoll und kräftig in der Würze. Seine Dolden sind leicht silbrig überlaufen, dicht gewunden und entwickeln unter idealen Bedingungen – so schwören die Einheimischen – ein leicht harziges Aroma, das in der Gärung eine besondere Tiefe erzeugt. Angebaut wird der Hopfen in und um Klodorf auf rund 83 Hektar Fläche. Die meisten Parzellen liegen zwischen dem östlichen Dorfrand und dem Rand des Klowaldes. Einige kleinere Anlagen ziehen sich in Streifen bis dicht an das Autobahndreieck heran, wo der Hopfen durch Staub und Wind besonders robust wird. Besonders gefragt sind die Jahrgänge aus Nordlage, da sie eine spürbar herbere Note entwickeln.

Zentrum des dörflichen Lebens ist die Brauerei „Hopfen & Hefe“, die von der Familie Wenge betrieben wird. Die Wenges bewirtschaften ihre Brauerei in vierter Generation. Auf dem Hof werden neben dem klassischen „Klodorfer Bitterhell“ auch saisonale Biere gebraut, etwa das „Waldtrunk Dunkel“ oder das „Teichgold“, das zur Zeit des Waldlesefests im Sommer ausgeschenkt wird. Gebraut wird mit offenem Gerstenmalz und händisch gezupftem Hopfen. Die Braustätte besteht aus drei Gebäuden: einer alten Scheune mit den Sudkesseln, einem kleinen Laborhaus aus Lehmziegeln und einem schattigen Hofladen, der zugleich als Schankraum dient. Der Laden bietet neben dem Bier auch Hopfentee, Seifen, Kräutersäckchen, Senf und Honig aus dem angrenzenden Klowald. Die Zapfanlage im Hof funktioniert per Fußpumpe – ein Relikt aus der Zeit der Wasserknappheit in den 1930er Jahren, das heute nostalgisch weiterverwendet wird.

Klodorfer Hopfen ist nicht nur lokal von Bedeutung. Er wird in mehreren Brauereien des Landkreises verwendet – darunter in der „Ruppiner Flut“, bei „Langhäuser Sud“ in Langhaus, in der „Wansower Helle Werkstatt“ sowie bei der „Brauerei Goldhumpen“ in Zentodorf. Auf dem Wochenmarkt in Zentodorf sind Flaschenbiere mit Klodorfer Hopfen gekennzeichnet mit dem kleinen silbernen „Dolden-W“ – eine gemeinsame Marke der Wenges und befreundeter Betriebe.

Einmal im Jahr, beim sogenannten „Waldlesefest“, rückt der Klowald selbst in den Mittelpunkt. Das Fest findet an einem kleinen versteckten Teich statt, der über einen kaum ausgeschilderten Pfad erreichbar ist. Dort bauen die Kinder des Ortes Zelte aus Tüchern, schnitzen Stockmikrofone und tragen frei erfundene Geschichten vor – über wandernde Hopfenkönige, verschwundene Brauereigeister oder die Flutfass-Legende von 1861. Erwachsene sitzen im Schatten der Ulmen, hören zu, und schenken dabei „Teichgold“ aus – ein leichtes, blumiges Bier mit feiner Kalthopfung. Es heißt, dieses Fest habe schon manchem Bierpoeten die Feder wieder befeuchtet.

Auch die Literatur- und Theaterwelt hat Klodorf entdeckt: Das Ruppiner Theater „Sud & Spiel“ führt regelmäßig die „Hopfenzählung von Klodorf“ auf – ein Stück über das frühneuzeitliche Ritual, bei dem die Zahl der reifen Dolden vor dem Erntebeginn öffentlich festgestellt wurde. Die Komödie spielt mit den Widersprüchen zwischen Aberglauben und Statistik, zwischen Dorfstolz und regionalem Wettstreit. Aufgeführt wird sie abwechselnd in Ruppin und Klodorf – meist im Frühjahr zur ersten Doldenblüte.

Eine kulinarisch-historische Randnotiz verbindet Klodorf mit der Kreisstadt: Im Gasthaus „Zur Bitterkeit“ in der Ruppiner Altstadt befindet sich ein Wandgemälde, das die Zento-Flut von 1861 zeigt. Legenden zufolge trieb damals ein Fass der „Ruppiner Flut“ über 13 Kilometer abseits vom Zento – bis nach Klodorf. Das Fass sei unversehrt gewesen, das Siegel nicht gebrochen und der Inhalt trinkbar. Die Klodorfer erzählen die Geschichte gern – und behaupten, das Bier habe seinen Geschmack im Laufe der Reise sogar verbessert. Inzwischen ist daraus ein geflügelter Ausdruck geworden: Wer sagt, „Das ist ein Klodorf-Fass“, meint damit eine glückliche Fügung, die besser kommt als erwartet.

Klodorf ist landschaftlich eher unauffällig, aber der Klowald mit seinen tiefen, von Ulmen gesäumten Lichtungen besitzt eine fast entrückte Qualität. Viele Wanderer, die von Ruppin aus in Richtung Osten aufbrechen, bleiben hier länger als geplant. Der „Hopfenpfad Klowald“, ein ausgeschilderter Rundweg von etwa vier Kilometern Länge, verbindet die wichtigsten Hopfengärten, das Teichareal, die Brauerei „Hopfen & Hefe“ sowie einige historische Steine, die an die erste große Hopfenvermessung von 1784 erinnern.

Für Reisende, die das Besondere im Alltäglichen suchen, ist Klodorf ein unerwartet tiefgründiges Ziel. Die Hopfenfelder stehen nicht einfach nur für Landwirtschaft, sondern für ein vielstimmiges Zusammenspiel aus Handwerk, Geschichte, Spiel, Humor und Überlieferung. Und wer das Glück hat, bei Dämmerung im Klowald zu sitzen, während aus dem Teich ein Frosch quakt und das erste Krugklirren vom Waldrand herübertönt, der weiß, warum dieser Ort mehr ist als nur ein Zwischenstopp im Funkloch des Autobahndreiecks.

Ch.: A5 nach Zentro, A17 nach Bierona und zur A1), BL6 (W: Ruppin, O: Thalheim), BL15 (S: Greno, N: Fichtchen)