
(Pop.: 2.478 – 25m NN)
Die Kreisstadt Kreuzberg liegt im Süden des gleichnamigen Landkreises, an einem schmalen Küstenabschnitt des Mare Internum, dort, wo sich der Bieronaer Küstenwald lichtet und in die ersten Erhebungen der Bierländer Schweiz übergeht. Mit 2.478 Einwohnern gehört sie zu den kleineren Hauptorten eines Landkreises, erfüllt aber in weiten Teilen die Funktionen eines regionalen Zentrums. Die Stadt erstreckt sich über zwei deutlich voneinander getrennte Geländeformen: die Unterstadt direkt am Wasser mit Hafen, Fischereibetrieben und Brauerei, und die Oberstadt auf einem flachen Sporn oberhalb der Bucht, auf dem Kirche, Markt und zentrale Einrichtungen liegen. Verbunden sind beide durch die sogenannte Kammstraße, einen ansteigenden Straßenzug mit schmalem Bürgersteig, Pflasterung und typischen Steinbänken unter alten Kastanien.
Das Zentrum der Oberstadt bildet der Marktplatz, ein leicht trapezförmiger Platz mit Kopfsteinpflaster, dessen Nordseite das Rathaus dominiert – ein zweigeschossiger Bau mit steilem Dach, Uhrenaufsatz und offener Vorhalle. Hier befindet sich auch das „Kreuzberger Amtsarchiv“, das nicht nur Verwaltungsunterlagen des Landkreises beherbergt, sondern auch eine Sammlung historischer Dokumente aus der Zeit der storchanischen Kolonialverwaltung, darunter Abschriften von Fischereirechten, Zollakten und Grenzprotokollen mit dem Blumenland. Gleich daneben steht das ehemalige Amtsgefängnis, heute ein kleines Lokal mit dem Namen „Zur Gitterluke“, das Fischsuppe, Senfeier und ein helles Kellerbier aus der örtlichen Brauerei serviert.

Diese Brauerei – die „Schweizer Sudwerke Kreuzberg“ – liegt am westlichen Ende der Unterstadt, auf einem ehemaligen Klostergelände, dessen steinerne Grundmauern in den heutigen Produktionshallen sichtbar belassen wurden. Die Brauerei wurde 1886 gegründet, nachdem sich mehrere Wirte und Händler aus dem Umland zusammenschlossen, um eine eigene Produktion zu etablieren. Gebraut wird in offener Gärung, gekühlt mit Frischwasser aus der Lenzquelle, die wenige Meter vom Gebäude entfernt austritt und in einem gemauerten Becken gesammelt wird. Das bekannteste Produkt ist das „Kreuzberger Landbier“, ein leicht rötlicher Sud mit weichem Hopfenaroma, das auch in Tonflaschen abgefüllt wird. In den Sommermonaten bietet die Brauerei Führungen durch das Sudhaus an, bei denen Besucher auch den alten Brauschlauch aus Leder sehen können, mit dem früher das Jungbier in die Fässer geleitet wurde.
Oberhalb der Brauerei führt ein steiler Pfad zur Kirche St. Severin. Diese frühgotische Hallenkirche aus hellem Kalkstein steht auf einer vorgelagerten Klippe mit Blick über die gesamte Bucht. Die Kirche ist schlicht, aber räumlich eindrucksvoll. Ihr Dachstuhl wurde aus dem Holz eines gestrandeten Transportschiffs gefertigt, was sich in der eigenartigen Form der Querträger widerspiegelt. Im Inneren befindet sich eine kleine Ausstellung zur Schifffahrt und Seelsorge im südlichen Bierland, betreut von einer Gruppe ehrenamtlicher Gemeindemitglieder, die auch die Laternen der Kirche reinigen – eine Aufgabe, die laut Gemeindetradition nur bei abnehmendem Mond stattfinden darf.

Unterhalb der Kirche liegt der alte Hafen, heute ein funktionaler Mischbereich aus Fischerei, Lagerhäusern und einer kleinen Werft, in der Boote restauriert werden. Der Fischmarkt, jeden Dienstag und Freitag von 5:30 bis 9:00 Uhr geöffnet, ist Treffpunkt für Fischer aus Pechstein, Strandmule und Entenbad. Neben frischem Aal und Garnelen wird hier auch geräucherter Zento-Karpfen verkauft – ein Produkt, das nur während der Niedrigwasserwochen angeboten wird. Eine Besonderheit sind die sogenannten „Hakenhäuser“: langgestreckte Gebäude mit schmalem Grundriss, in denen die Fischernetze aufgehängt werden. Heute beherbergen sie teils Ateliers, Werkstätten oder kleine Schlafquartiere für Saisonarbeiter.
Der Friedhof von Kreuzberg liegt auf einer abgetrennten Anhöhe nordöstlich der Oberstadt. Er wird begrenzt von einer niedrigen Feldsteinmauer, die stellenweise von Flechten und Moos überwachsen ist. Besonders auffällig ist das Grabmal der Familie Niederbrot, einer alten Handelsdynastie, die im 14. Jahrhundert die Salzrechte der Region kontrollierte. Das Grabmal zeigt ein steinernes Fass mit eingravierter Spirale – ein Symbol für das Maßhalten, das der Familie als Leitspruch galt. Am Rand des Friedhofs befindet sich die sogenannte „Winkeltür“, ein schmaler, kaum genutzter Zugang zum angrenzenden Hohlwegnetz. Dort verläuft auch der sogenannte „Kreuzberger Wurzelweg“, ein kleiner Rundpfad, auf dem Grundschulen regelmäßig Naturkundegänge unternehmen.
Die wichtigste Schule der Stadt ist die „Kreuzberger Gemeindeschule“ in der Mühlenstraße 14. Ursprünglich als Klosterschule gegründet, ist sie heute eine integrierte Grund- und Oberschule mit Schwerpunkt auf handwerklich-technischer Bildung. Das schuleigene „Salzlabor“ befasst sich mit der Analyse lokaler Mineralien, während im hölzernen Werkhaus Schiffsmodelle, Kräuterkisten und Wetterinstrumente gebaut werden. Jährlich findet ein „Technikmarkt“ statt, bei dem Schüler ihre Konstruktionen am Hafen präsentieren. Unterstützt wird das Projekt vom „Verein der Freunde des Kreuzberger Suds“, der auch das Gasthaus „Zum Halben Kamm“ betreibt.
Das Gasthaus liegt direkt gegenüber der Stadtbibliothek in einem ehemaligen Pferdestall. Im Inneren sind die Trennwände der Pferdeboxen erhalten geblieben und dienen heute als Sitzkojen. Serviert werden hier kalte Gerstengerichte, Eierbrot mit Rübenschmalz und eine Auswahl regionaler Biere, darunter auch Spezialsude kleiner Brauereien aus Schwanensee und Siebenstein. Die Bibliothek selbst verfügt über ein Archiv alter Frachtbücher, Zollverzeichnisse und Wetterchroniken, die teils aus der Zeit der storchanischen Verwaltung stammen. Das beliebteste Buch unter Kindern ist jedoch „Der Mönch vom Schwanenberg“, ein lokal illustrierter Abenteuerband mit historischen Bezügen.
Ein kulturelles Zentrum ist das „Haus der Felsschatten“, ein umgebautes Speichergebäude mit Bühne, Filmraum und Werkstätten für Druckgrafik, Skulptur und szenisches Spiel. Das Haus kooperiert mit Schulen, den Kirchengemeinden und freien Gruppen aus dem Umland. In den Sommermonaten wird das Freiluftpodium am Klippenweg bespielt – etwa beim „Schattentheater am Hang“, das historische Szenen aus der Stadtgeschichte mit Licht, Musik und bewegten Leinwänden darstellt. Eine Szene zeigt jedes Jahr, wie das Transportschiff „Nervia“ 1733 an den Felsen unterhalb der Kirche zerschellte, woraufhin deren Schiffsmast als Balken in den Dachstuhl verbaut wurde.
Neben der Brauerei ist die lokale Fischverarbeitung ein wichtiger Wirtschaftszweig. Die Firma „Meer und Maß“ betreibt eine kleine Anlage am Ostrand des Hafens, wo filetiert, eingesalzen und in Holzfässern gelagert wird. Die Fässer werden teils in den nahen Sandboden eingegraben, um gleichmäßige Temperaturen zu gewährleisten. Diese Methode stammt aus der Zeit, als es noch keine Kühltechnik gab, und wird heute für Spezialsorten wie die „Lenzheringpastete“ beibehalten. Im gleichen Gebäude gibt es eine Kantine, die für ihre Brennnesselsuppe bekannt ist.
Die ehemalige Werft Göbel & Söhne prägte fast ein Jahrhundert lang das südliche Hafenbild von Kreuzberg. Gegründet im Jahr 1872 von Heinrich Göbel, einem aus Storcha stammenden Zimmermann, entwickelte sich der Betrieb rasch zu einer der bedeutendsten Küstenwerften des nördlichen Mare Internum. Spezialisiert auf flachgehende Lastensegler, Lotsenboote und später auch kleinere Dampfschlepper, beschäftigte die Werft in ihrer Blütezeit über 120 Arbeiter, darunter zahlreiche Lehrlinge aus dem Landkreis. In den Hallen aus rotem Backstein, von denen ein Teil bis heute erhalten ist, wurde mit einfachen Mitteln und viel Handarbeit gearbeitet: Holzmasten wurden noch vor Ort entrindet, Spanten am Strand aufgestellt, und das Teerbecken in der Südhalle war jahrzehntelang ein vertrauter Geruch in der Umgebung. Nach den 40er Jahren versuchte die Familie Göbel, mit der Produktion von Fischkuttern und Instandsetzung von Hafenkränen Anschluss an neue Märkte zu finden, doch die zunehmende Konkurrenz größerer Werften führte 1959 zur endgültigen Schließung. Heute befindet sich auf dem Gelände ein Bootsverleih, eine Uferwerkstatt sowie das kleine Hafenmuseum „Göbelhalle“, das Modelle, Werkzeuge und Fotografien aus der Betriebszeit zeigt. Ein Holzruderboot namens „Erna“, gebaut 1914 für den Hafenaufseher Göbel junior, liegt restauriert im Eingangsbereich – als stummes Zeugnis der maritimen Arbeitswelt von Kreuzberg.
Zum Stadtgebiet von Kreuzberg gehört auch das sogenannte „Küstenband“, ein gut 2 km langer schmaler Uferstreifen mit Pfaden, Schilfzonen und vereinzelten Holzstegen. In einem alten Holzschuppen am Südende des Weges liegt die „Strandbibliothek“, eine Art öffentlicher Bücherschrank mit Sitzbänken, wetterfestem Lesepult und einem Besucherbuch, in dem regelmäßig kleine Geschichten, Gedichte oder Rezepte hinterlassen werden. Im Sommer finden hier Lesungen im Sonnenuntergang statt, organisiert von Freiwilligen der Bibliothek. Am Nordende des Küstenbands beginnt der sogenannte „Falkenstieg“, ein Aufstieg zum Aussichtspunkt „Mittlere Schneise“, von dem aus man den Schwanenberg, die östlichen Küstenorte und an klaren Tagen sogar Entenbad erkennen kann.
Eine Besonderheit in Kreuzberg ist das offene Trinkwasserbrunnennetz: Insgesamt elf Brunnen speisen sich aus Quellen der oberen Hanglage. Sie sind eingefasst mit Holz oder Stein, nummeriert und auf Karten verzeichnet. Kinder nehmen an einer jährlichen „Brunnensuche“ teil, bei der sie mit Stempelheften ausgerüstet die Brunnen aufsuchen müssen. Wer acht oder mehr Stempel sammelt, erhält beim Marktstand „Kräuter & Kessel“ ein Glas Quelllimonade – eine Spezialität aus Brauwasser, Rindenextrakt und Honig.
Politisch gilt Kreuzberg als pragmatisch und verwaltungstreu. Der Stadtrat tagt vierzehntäglich im alten Ratssaal, der für Besucher offen steht. Die Themen reichen von Wegesanierungen bis zur Vergabe von Fischereilizenzen. Größere Proteste oder Aufstände sind in der Geschichte der Stadt nicht verzeichnet, allerdings existiert eine lokale Tradition des satirischen Liedguts, das bei Dorffesten in Mule oder Pulkwitz aufgeführt wird – meist zur Melodie des „Bierländer Marschs“.
Insgesamt zeigt sich Kreuzberg als funktionale, kleinteilige Stadt mit historischen Wurzeln, einer aktiven Handwerkskultur und vielfältigen Übergängen zwischen städtischem Zentrum, Küstenlandschaft und waldnaher Hangzone. Die Nähe zur Bierländer Schweiz, das Nebeneinander von Kirche, Brauerei und Fischmarkt, sowie Einrichtungen wie das „Haus der Felsschatten“ oder die „Strandbibliothek“ machen die Stadt zu einem Ort, in dem sich Verwaltung, Geschichte, Alltag und Spielräume für Entdeckungen ineinanderfügen.
Bahn: BZF112 stündlich 7:00 – 19:00 nach Bundorf, 20:00 nach Paulstedt, 21:00 nach Drosen; BZF113 stündlich 6:53 – 20:53 nach Bierona, 21:53 nach Mule; 6:17 – 20:17 nach Nova, 21:17 nach Bad Novamünde
Ch: B4 (N: Corpus 5km, S: Pechstein 8km); BL14 (O: Tabakfelsen); Küstenwaldstraße nach Strandmule, Feldwege nach Mule, Wisnitz