Keira O’Reilly, geboren 1995 in Großraumstadt im Sturmland, entdeckte früh ihre Leidenschaft für Fotografie – zunächst hinter, später vor der Kamera. Nach einer Ausbildung an der Kunsthochschule von Western begann sie, für lokale Modehäuser zu arbeiten. Ihre markante Erscheinung und die Fähigkeit, Emotionen unmittelbar und unverstellt zu transportieren, brachten ihr bald landauriweite Aufträge. Doch trotz der Jetset-Karriere blieb sie in ihrem Wohnort Rauhe Hütte verwurzelt, einem kleinen Bergdorf im Sturmgebirgskreis, wo sie in einem umgebauten Forsthaus lebt. Dort engagiert sie sich für den Schutz der alpinen Flora, leitet Pflanzaktionen im Dorf-Waldgemüsegarten und arbeitet mit Schulen zusammen, um Kindern Naturkenntnisse zu vermitteln.





Ihr jüngstes Projekt für die „Landauri Time“ führte sie in die unwirtlichsten Regionen des Sturmgebirges. Das Konzept: Kontraste zwischen verletzlicher Körperlichkeit und der kompromisslosen Kraft der Natur. Für die Serie „Eis und Haut“ ließ sich O’Reilly in feinster Unterwäsche an Orten fotografieren, die selbst geübte Bergsteiger nur bei gutem Wetter betreten – windumtoste Felsgrate, vereiste Geröllfelder und Schneemulden auf über 1000 Metern. Das Team bestand aus einem Fotografen, zwei Assistenten, einem Bergführer und einem Sanitäter. Der Dreh begann an einem grauen Märzmorgen am Venusberg. Das Thermometer zeigte –7 Grad, der Wind pfiff mit über 60 km/h über den Grat. Während das Team dick eingepackt wartete, stand Keira barfuß im Schnee, das Gesicht dem Wind zugewandt. Um zwischen den Aufnahmen nicht auszukühlen, wurde sie in Decken gewickelt und erhielt heißen Ingwertee aus einer Thermoskanne.
Besonders anspruchsvoll war die Session an den „Hängenden Schieferplatten“ nahe der Scheffelbergbaude, einer Stelle, wo sich der Bergpfad nur handbreit am Fels entlangzieht. Hier musste sie in Spitzenschuhen auf blankem Fels balancieren, während unter ihr 300 Meter Abgrund lagen. Der Fotograf, selbst angeseilt, gab kurze Anweisungen; das Auslösen erfolgte oft in Sekundenfenstern zwischen Windstößen. Später erzählte sie, dass nicht der Höhenangstfaktor das Schlimmste war, sondern das Brennen der kalten Luft in den Lungen.
An einem weiteren Tag stieg das Team zum „Schwarzen Eisfeld“ beim Sforza (über 2000m) im Holzland auf, einer Fläche aus blankem Gletscher, durchzogen von tiefen Spalten. Keira posierte am Rand einer dieser Spalten, nur gesichert durch ein Seil um die Taille. Die Sonne brach kurz durch die Wolken, ließ Eis und Stoff gleichermaßen aufleuchten – dieser Moment wurde das Titelbild der Serie. Die Aufnahme dauerte keine zwei Minuten, da das Risiko eines Sturzes und die Kälte des Eises zu groß waren.
Die logistischen Herausforderungen waren enorm: Ausrüstung und Kleidung mussten in wasserdichten Säcken transportiert werden, die Wärmefenster für Aufnahmen waren kurz, und wetterbedingte Pausen brachten den Zeitplan durcheinander. Keira bestand darauf, die Strecke zu den Motiven zu Fuß zurückzulegen, um den Kontext der Landschaft authentisch zu spüren. In den Pausen sprach sie oft mit dem Bergführer über die Veränderungen im Sturmgebirge durch den Klimawandel, die sie in den vergangenen Jahren selbst beobachtet hatte.
Das Ergebnis war eine Bildserie, die im Sturmland große Aufmerksamkeit erregte. Einige Leser sahen in den Bildern reine Provokation, andere würdigten den künstlerischen Anspruch und die körperliche wie mentale Ausdauer, die O’Reilly zeigte. In Interviews betonte sie, dass es ihr nicht um Selbstdarstellung ging, sondern um die Verbindung von menschlicher Verletzlichkeit und Naturgewalt.
Zurück in Rauhe Hütte, wurde sie von den Dorfbewohnern mit einer improvisierten Feier im Gemeinschaftsraum des Waldgemüsegartens empfangen. Bei selbst gebackenem Brot und Kräutertee erzählte sie Anekdoten vom Dreh – etwa von einem Murmeltier, das neugierig den Fotorucksack beschnupperte, oder von dem Moment, als ein plötzlicher Schneesturm das gesamte Team zwang, sich in eine Felsspalte zu drängen, um Schutz zu suchen.
Heute arbeitet Keira an einem Bildband, der neben den Modeaufnahmen auch Hintergrundfotos und Texte zu den Drehorten enthält. Er soll den Erlös teilweise an Naturschutzprojekte im Sturmgebirge abgeben. In ihrer ruhigen Art verbindet sie Glamour mit Bodenständigkeit – und macht so die Grenze zwischen internationalem Modebusiness und dem Leben in einem 98-Seelen-Dorf fließend.