Die Kirche St. Skara ist das geistliche Zentrum der Kreisstadt Nassfeld und ein markantes Bauwerk, das die Verbindung zwischen alter Überlieferung und dem heutigen Gemeindeleben sichtbar macht. Sie liegt etwas erhöht am Rand des alten Ortskerns, an der Kirchhofstraße, und ist schon von weitem durch ihr hölzernes Dach und den kleinen Turm mit Schieferhaube zu erkennen. Der Bau selbst vereint Stein und Holz: Ein Sockel aus grobem Bruchstein trägt die aufgesetzten Wände aus gehobelten Lärchenbohlen. Diese Mischbauweise, typisch für den Übergang zwischen Gebirge und Ebene, verleiht der Kirche eine robuste, zugleich schlichte Ausstrahlung.

Der Innenraum ist von kräftigen Querbalken überspannt, die den Raum in drei Zonen gliedern. Die Kanzel steht auf einem Pfeiler aus schwarzem Basalt, dessen Herkunft im Sturmgebirge vermutet wird. In den Boden eingelassen ist ein Runenstein mit einer eingeritzten Schiffsdarstellung, vermutlich aus der Wikingerzeit. Er wurde beim Bau des Chorraums gefunden und in das Pflaster integriert. Viele Gemeindemitglieder berühren die Linien des Steins beim Betreten des Raumes – eine Geste, die als stilles Zeichen der Verbundenheit mit den Ursprüngen gilt.

Die Gemeinde zählt rund 1 100 Mitglieder, womit etwa jeder siebte Nassfelder dazugehört. Gottesdienste finden sonntags statt und sind gut besucht, nicht nur von den älteren Bewohnern, sondern auch von Arbeitern aus den Möbelwerken, Schülern der Holzfachschule und Familien aus den umliegenden Dörfern. Besonders beliebt sind die Musikgottesdienste, bei denen neben Orgelstücken auch die Skare-Fiedeln aus Hirsedorf gespielt werden. Der helle, klare Klang füllt den Raum und verleiht den schlichten Liedern eine besondere Intensität.

Die Gemeinde engagiert sich stark im Alltag der Stadt. Im Winter richtet sie eine Suppenküche in der „Kantine Birke“ aus, unterstützt von Lehrlingen aus den Möbelwerken. Im Sommer veranstaltet sie auf dem Kirchhof ein Fest, bei dem die Walnüsse von den Bäumen rund um den Platz gesammelt und zu Kuchen, Likör und Gebäck verarbeitet werden. Das „Nussfest“ ist zu einem beliebten Treffpunkt geworden, auch für Menschen, die sonst keinen engen Bezug zur Kirche haben.

Ein weiterer Schwerpunkt liegt in der Kinder- und Jugendarbeit. Im Pfarrhaus gibt es eine kleine Holzwerkstatt, wo Kinder einfache Spielzeuge bauen können – Schiffe, Tiere, kleine Möbelstücke. Die Verbindung zur örtlichen Holztradition ist hier bewusst gesucht und dient als Brücke zwischen Religion, Handwerk und Alltagsleben.

Pfarrer Jens Barten, seit 2011 in Nassfeld, gilt als ruhiger, verbindlicher Mann. Er ist oft bei den Möbelwerken anzutreffen, spricht mit Arbeitern in den Pausen oder besucht ältere Gemeindemitglieder zu Hause. Er versteht es, die Geschichte von St. Skara und den Runenstein in Predigten mit aktuellen Fragen zu verbinden: Beständigkeit, Gemeinschaft, die Fähigkeit, aus wenig Material etwas Dauerhaftes zu schaffen.

So ist St. Skara mehr als ein Kirchengebäude. Sie ist ein Ort, an dem Geschichte, Arbeit und Glauben zusammenfinden. Die Mischung aus Runenstein, Basaltpfeiler, Holzbohlen und lebendiger Gemeinde macht sie zu einem Spiegelbild der Stadt Nassfeld selbst.