(Pop.: 798 – 118m NN)

Tsitsa ist ein Dorf in der Seeland-Ebene im Landkreises Nassfeld, gelegen auf 118 Metern Höhe und umgeben von weiten Feldern. Mit 798 Einwohnern gehört es zu den größeren Dörfern der Region und hat dennoch den Charakter einer bäuerlichen Gemeinschaft bewahrt. Sein Ortskern wird von zwei markanten Gebäuden bestimmt: der niedrigen Feuerwache mit ihrem schmalen Schlauchturm und einer langen Lagerhalle, die als Sammelstelle für Erntegut dient. Die Felder reichen dicht an den Ort heran, sodass im Sommer der Duft von Bohnen, Erbsen und Getreide über die Dorfstraßen zieht.

Von besonderer Bedeutung ist die Thingwiese am Rand des Dorfes. Diese grasige, leicht erhöhte Zunge wird vom Dreischwerterstein dominiert, einem nackten Granitfindling mit drei eingekerbten Schwertern. Der Überlieferung nach wurden hier im 10. Jahrhundert Streitigkeiten geschlichtet, Verträge besiegelt und Urteile gesprochen. Archäologische Funde wie Schlackenreste und Bootsnieten deuten darauf hin, dass damals Handwerker siedelten, die sowohl mit Eisenverarbeitung als auch mit Schiffbau vertraut waren. Der Dreischwerterstein ist damit nicht nur ein Ort der Erinnerung, sondern auch ein Symbol für die Verbindung von Recht, Handwerk und Gemeinschaft im frühen Seeland.

Das Alltagsleben in Tsitsa ist geprägt von Landwirtschaft. Viele Familien besitzen Felder mit Bohnen, Zwiebeln und Weizen, die sowohl für den Eigenbedarf als auch für den Verkauf angebaut werden. Besonders bekannt ist die Tradition des Einmachens: Eine Familie bringt regelmäßig Einmachgläser mit weißen Bohnen in Zitronensud auf den Nassfelder Wochenmarkt, wo sie als Delikatesse gelten. Diese Produkte sind Teil einer größeren Vermarktungskette, in der Tsitsa-Bauern nicht nur Nassfeld, sondern auch Klamsdorf und kleinere Orte beliefern.

Die lange Lagerhalle am Dorfrand ist der zentrale Umschlagplatz. Hier werden Ernten gesammelt, sortiert und auf Anhänger verladen. Während der Hochsaison herrscht dort ein ständiges Kommen und Gehen von Traktoren, Lastwagen und Helfern. Abends, wenn die Tore geschlossen sind, hallt das leise Echo von Schritten nach, und die Kinder nutzen die breite Einfahrt als Spielfläche für Ballspiele.

Neben Landwirtschaft und Geschichte ist Tsitsa auch durch sein soziales Leben geprägt. Die Feuerwehr, mit ihrer niedrigen Feuerwache, organisiert nicht nur Einsätze, sondern auch Feste. Beim jährlichen „Schwertfest“ versammelt sich das Dorf auf der Thingwiese. Dort werden Geschichten über den Dreischwerterstein erzählt, Laienspiele aufgeführt und symbolische Schwertschläge vollzogen, mit denen die Dorfgemeinschaft ihr Zusammenstehen bekräftigt. Abends brennen Feuerkörbe, und die Dorfbäckerei bietet spezielle Schwertbrote an – lange, schmale Laibe mit eingeritzten Linien, die an Klingen erinnern.

Die Dorfbäckerei „Zum Kornstein“ an der Hauptstraße ist ein wichtiger Treffpunkt. Sie backt neben Alltagsbrot das bekannte Schwertbrot und süße Nusskränze, die gern zu den Festen gegessen werden. Direkt daneben liegt die kleine Schenke „Zur Wiese“, in der man einfache Mahlzeiten bekommt: Bohneneintopf, eingelegtes Gemüse, aber auch Bier aus Nassfeld. Dort sitzen am Abend die Dorfbewohner, tauschen Neuigkeiten aus und planen gemeinschaftliche Arbeiten wie die Instandhaltung der Gräben oder die Organisation des nächsten Markttages.

Ein weiteres Wahrzeichen ist die Thingwiese selbst. Sie dient nicht nur der Erinnerung, sondern auch dem Alltag: Jugendliche treffen sich hier, Familien picknicken, und Besucher kommen, um den Dreischwerterstein zu sehen. Bei Regen sammelt sich Wasser in den Ritzen der Schwerter, sodass es aussieht, als würden die Klingen glänzen. Manche Dorfbewohner deuten dies als gutes Zeichen für eine kommende Ernte.

Auch das Schulwesen ist Teil der Dorfgemeinschaft. Zwar besitzt Tsitsa nur eine kleine Grundschule, doch viele ältere Schüler fahren täglich mit dem Bus nach Klamsdorf oder Nassfeld. Die Grundschule arbeitet eng mit den Bauern zusammen: Kinder lernen schon früh, Bohnen zu pflanzen, Getreide zu dreschen und einfache Einmachmethoden auszuprobieren.

Tsitsa ist damit ein Ort, an dem sich Vergangenheit und Gegenwart auf besondere Weise verbinden. Der Dreischwerterstein erzählt von der frühen Zeit des Rechts und der Gemeinschaft, während die Felder, die Lagerhalle und die Feuerwache das heutige Dorfleben bestimmen. Märkte, Feste und alltägliche Arbeit verknüpfen sich zu einem dichten Geflecht, das den Charakter des Ortes ausmacht. Wer Tsitsa besucht, erlebt ein Dorf, das tief in der Seeland-Ebene verwurzelt ist und dennoch weit über seine Grenzen hinaus wirkt – sei es durch seine Produkte, seine Geschichten oder die Symbolkraft des Steins.

Bahn: SeeLB86 stündlich 6:29 – 21:29 nach Seestadt, 6:52 – 21:52 nach Western

Ch.: SEE5 (N: Hocheck), SEE16 (W: Klamsdorf, O: Dreihaus), Feldweg nach Vintau