
(Pop.: 199 – 117m NN)
Dreihaus ist ein kleiner, gestreckter Weiler in der Seeland-Ebene des Landkreises Nassfeld, direkt an der Bundesstraße B35 gelegen. Auf 117 Metern Höhe und mit 199 Einwohnern zählt der Ort zu den kleineren Siedlungen, doch sein Name ist Programm: Drei alte, tief liegende Hallenhäuser bilden den Kern des Dorfes und sind bis heute bestimmend für sein Bild. Diese mächtigen Fachwerkbauten mit tief heruntergezogenen Dächern erinnern an die bäuerliche Architektur des 18. Jahrhunderts, als große Hallenhäuser das Leben ganzer Familien, ihrer Tiere und Vorräte unter einem Dach vereinten.

Eines dieser drei Häuser beherbergt die Postagentur von Dreihaus. Sie liegt gleich neben der Dorfstraße, und wer eintritt, sieht sich zwischen Kartoffelsäcken, Fadenrollen und Schachteln mit Bohnen wieder. Der Raum wirkt wie eine Mischung aus Laden, Poststelle und Lager, in dem Dorfbewohner Briefe aufgeben, Pakete abholen und gleichzeitig Saatgut kaufen können. Es ist ein Ort, an dem Kommunikation, Alltag und Landwirtschaft ineinanderfließen.
Die anderen beiden Hallenhäuser dienen bis heute landwirtschaftlichen Zwecken. Im nördlichen Haus lebt die Familie Heiden, die neben Weizen auch Zuckerrüben anbaut, während im südlichen Haus die Familie Brökers ihre Milchviehhaltung betreibt. Große Tennenräume und niedrige Stallungen prägen die Gebäude, deren Mauern tief in den Boden eingesenkt sind. Im Sommer kühlt das Mauerwerk die Vorräte, im Winter schützt es vor den kalten Winden der Ebene.

Umgeben ist Dreihaus von weitläufigen Feldern. Weizen, Kartoffeln und Bohnen bestimmen die Landschaft. Besonders zur Erntezeit herrscht reger Verkehr auf der B35, wenn Traktoren mit Anhängern direkt an den Häusern vorbeifahren. Südwestlich des Ortes liegt das Wäldchen „Ivy Thicket“, ein kleiner Mischwald mit dichtem Efeubewuchs. Die Dorfbewohner nutzen ihn zum Holzsammeln, Kinder spielen dort Verstecken, und im Herbst suchen Sammler nach Pilzen und Nüssen. Manche erzählen, dass das Wäldchen schon früher als Grenzmarke diente, weil seine dunkle Vegetation den Übergang zwischen den Feldern markierte. In seiner Mitte soll es eine alte Grube geben, in der früher Holzkohle gebrannt wurde. Noch heute sind schwarze Erdschichten sichtbar. Für die Kinder ist die Stelle ein geheimnisvoller Ort, um den sich Geschichten ranken – etwa von Schmieden, die dort nachts mit ihren Feuern arbeiteten.

Verkehrlich ist Dreihaus stärker eingebunden, als man es von einem so kleinen Dorf erwarten würde. Nur wenige Kilometer südlich liegt eine Auffahrt auf die A4, die von Western kommend nach Osten nach Seestadt und weiter bis nach Tremo führt. Dadurch ist der Ort für Reisende auf der B35 ein praktischer Zwischenpunkt. Nicht selten halten LKW-Fahrer im Dorf, um in der Postagentur kleine Einkäufe zu erledigen oder sich in der Schenke „Zur Halle“ mit einer Mahlzeit zu stärken. Die Schenke „Zur Halle“ befindet sich in einem umgebauten Stallgebäude gleich gegenüber der Postagentur. Drinnen gibt es lange Holztische, auf denen einfache Mahlzeiten serviert werden: Kartoffeleintopf, Bohnensuppe oder Brot mit Käse aus den Höfen der Umgebung. Für viele Reisende ist sie ein willkommener Halt vor der Auffahrt auf die Autobahn. Am Abend treffen sich hier die Bewohner von Dreihaus, reden über die Arbeit, und manchmal tritt eine kleine Musikgruppe aus Klamsdorf auf.
Das soziale Leben des Dorfes ist eng mit den drei Hallenhäusern verbunden. Auf den weiten Tennen finden Feste statt, vor allem im Herbst, wenn nach der Ernte Tanzböden ausgelegt werden und Nachbarn aus Tsitsa und Vierhaus eingeladen sind. Auch Hochzeiten werden hier gefeiert: Stroh wird zu Bögen geflochten, die Eingänge geschmückt, und unter den tief liegenden Dächern erklingt Musik bis in die Nacht.

Dreihaus hat keine eigene Kirche, sodass die Bewohner für Gottesdienste nach Tsitsa oder Polis fahren. Dennoch gibt es religiöse Spuren im Dorf. Vor dem Ivy Thicket steht ein alter Feldstein mit einem Kreuzzeichen, das tief in den Granit geritzt wurde. Manche sagen, es sei ein Grenzstein aus der frühen Siedlungszeit, andere sehen darin ein einfaches Segenszeichen für die Felder. An Fronleichnam stellen die Familien kleine Altäre mit Blumen davor auf, und eine Prozession zieht einmal im Jahr von Tsitsa herüber, um dort eine Station zu halten.
Auch im Alltag lebt das Dorf von seinen Eigenheiten. Die Postagentur ist nicht nur eine praktische Einrichtung, sondern auch ein Kommunikationszentrum. Die Postbeamtin, Frau Mehnert, kennt jeden im Dorf und weiß, wer wann welche Briefe erhält. Ihre Geschichten sind Teil des Dorfklatsches und reichen oft weiter als offizielle Nachrichten. Der Ladenbereich mit seinen Fadenrollen, Gläsern und Säcken spiegelt die Verbindung von Versorgung und bäuerlichem Leben wider.
Kinder von Dreihaus besuchen die Grundschule in Tsitsa oder fahren weiter nach Klamsdorf. Der tägliche Schulbus ist ein festes Ritual, morgens sammeln sich die Kinder mit Ranzen an der Bushaltestelle neben dem nördlichen Hallenhaus. Auf den Feldern helfen Jugendliche in den Ferien mit, beim Kartoffellesen oder Bohnenpflücken.
Bahn: SeeLB86 stündlich 6:38 – 21:38 nach Seestadt, 6:43 – 21:43 nach Western
Ch.: A4 (W: Western, O: Seestadt); B35 (N: Vierhaus 8km, S: Polis 4km); SEE16 (W: Tsitsa, O: Faultierwald)