(Pop.: 1.785 – 112m NN)

Polis ist ein Dorf mit 1 785 Einwohnern im Nordosten des Landkreises Nassfeld, gelegen auf 112 Metern Höhe in der Seeland-Ebene. Seine Lage an der Autobahn A4, die hier von Western nach Seestadt führt, hat dem Ort eine besondere Dynamik verliehen. Während viele Dörfer in der Ebene rein landwirtschaftlich geprägt sind, ist Polis längst ein verkehrsreicher Knotenpunkt geworden, an dem Landwirtschaft, Verwaltung und Handwerk zusammentreffen. Schon auf den ersten Blick fällt die große Zahl von Werkstätten und Umschlagplätzen auf: Holzgestelle mit Kisten, Stapelpaletten und geparkte Transportfahrzeuge säumen die Straßen.

Der Name „Polis“ stammt aus älteren Karten, vermutlich von Vermessern des 18. Jahrhunderts, die den Ort als Sammelpunkt markierten. Bis heute passt dieser Name: Polis ist ein Ort, an dem Waren zusammenkommen und verteilt werden. Viele Betriebe leben vom Transport – Speditionen, kleine Lagerhäuser und Werkstätten für Fahrzeuge. Besonders die Schmiedewerkstatt „Grell & Söhne“ an der Dorfstraße ist bekannt: Dort werden Achsen, Pflugschare und Ersatzteile für LKW repariert. Gleich daneben liegt die Tischlerei „Plank“, die Transportkisten aus Seeland-Kiefer produziert, welche anschließend auf die Umschlagplätze gelangen.

An der Grenzgrabenstraße befindet sich die Zweigstelle der Kreisverwaltung. Das unscheinbare Backsteingebäude ist ein wichtiger Anlaufpunkt für Landwirte, die hier Pflanzenschutz- oder Bewässerungsgenehmigungen beantragen. Besonders im Frühjahr stauen sich die Wartenden auf dem Vorplatz, Traktoren und Kleintransporter parken dicht gedrängt. Die Verwaltung ist nicht nur Büro, sondern ein sichtbares Bindeglied zwischen Kreis und Dorf. Viele Bauern aus Tsitsa, Vierhaus und Dreihaus kennen Polis durch ihre Gänge zu diesem Gebäude.

Das Leben im Dorf konzentriert sich stark auf den Verkehr. An der Autobahnauffahrt liegt ein großes Rasthaus, in dem Fahrer aus Buthanien und dem Sturmland einkehren. Es gibt dort einfache Mahlzeiten – Eintöpfe, belegte Brote – und Duschen für die Fernfahrer. Abends mischen sich Einheimische und Reisende, erzählen Geschichten oder tauschen Neuigkeiten aus. Für Polis ist dieses Rasthaus mehr als eine Durchgangsstation, es ist ein sozialer Ort, an dem Begegnungen entstehen.

Die Dorfkirche von Polis ist schlicht, aber von zentraler Bedeutung. Sie wird auch von den Menschen aus Dreihaus besucht, die keine eigene Kirche besitzen. Das Gebäude besteht aus gelbem Backstein, mit einem kleinen Turm und einem hölzernen Kreuz über dem Eingang. Innen finden sich einfache Bänke und ein Altar aus hellem Sandstein. Die Gemeinde zählt rund 900 Mitglieder und ist bekannt für ihre lebendigen Gottesdienste, die oft von Bläsergruppen begleitet werden. Im Sommer zieht die Kirche auch Gäste aus den umliegenden Dörfern an, wenn beim „Marktsonntag“ der Gottesdienst auf den Platz vor der Kirche verlegt wird, gefolgt von einem Festessen mit Speisen aus der Region.

Polis besitzt mehrere markante Plätze. Besonders der Umschlagplatz am östlichen Ortsrand ist ein Zentrum der Aktivität. Hier werden Gemüse- und Getreidekisten gestapelt, die aus Tsitsa, Vierhaus und Weizenau angeliefert werden. Arbeiter verladen sie auf größere Fahrzeuge, die zur Konservenfabrik in Klamsdorf oder zu den Märkten in Nassfeld fahren. Schon früh am Morgen hört man hier das Poltern von Kisten und das Rufen der Arbeiter. Abends kehrt Ruhe ein, doch die Spuren des Tages bleiben: Holzsplitter, leere Schachteln, Spuren von Erde. Neben der Arbeit gibt es in Polis auch feste Traditionen. Das jährliche „Kistenfest“ im Herbst verwandelt den Umschlagplatz in einen Festplatz. Kisten werden zu Tischen umfunktioniert, Musikgruppen spielen auf, und es gibt Wettbewerbe im Stapeln und Tragen. Kinder bemalen alte Kisten mit Farben, und die schönsten Werke werden prämiert. So verbindet sich der Alltag des Dorfes mit einem gemeinschaftlichen Fest. Die Nähe zur Autobahn bringt Vorteile und Belastungen. Ständig rollen Fahrzeuge durch den Ort, was die Straßen laut und geschäftig macht. Gleichzeitig hat dies Arbeitsplätze geschaffen und eine Offenheit gegenüber Fremden gefördert. Reisende aus vielen Regionen treffen hier auf Bauern und Handwerker, sodass Polis eine größere Vielfalt erlebt als andere Dörfer der Seeland-Ebene.

Die Jugend von Polis orientiert sich stark nach außen. Viele Schüler besuchen das Gymnasium in Klamsdorf, andere absolvieren Ausbildungen in Nassfeld. Der tägliche Busverkehr prägt den Rhythmus: morgens ein Sammeln an der Haltestelle, abends ein Wiederankommen mit Taschen voller Bücher oder Arbeitsmaterial. Dennoch ist die Bindung an das Dorf stark: Jugendliche arbeiten in den Ferien auf den Umschlagplätzen oder helfen in den Werkstätten.

Im Südwesten des Dorfes erstreckt sich ein kleines Feuchtgebiet, das als Bewässerungsquelle genutzt wird. Alte Kanäle ziehen sich durch das Gelände, in dem Reiher und Frösche leben. Manche Familien nutzen die Wiesen dort zum Heuen. Auch dieser Teil des Ortes zeigt die enge Verbindung zwischen Natur und Arbeit: Wasser, das hier gesammelt wird, fließt als Bewässerung auf die Felder der Region zurück.

Polis ist damit ein Dorf, das von Verkehr, Arbeit und Gemeinschaft geprägt ist. Es vereint das Traditionelle – Kirche, Märkte, Handwerk – mit dem Modernen – Autobahn, Verwaltung, Umschlagplätze. Wer den Ort besucht, erlebt eine besondere Mischung: das geschäftige Poltern von Kisten, die Gespräche in Werkstätten, das Klappern von Werkzeugen, aber auch die stillen Momente in der Kirche oder am Grenzgraben. Polis ist ein Knotenpunkt, an dem sich das Leben des Seelandes in all seiner praktischen Dichte zeigt.

Ch.: A4 (W: Western, O: Seestadt); B35 (N: Dreihaus 4km, S: Monos 14km); B351 (SW: Fieldwitz 20km); SEE18 (W: Weizenau, O: Ulmdorf)