(Pop.: 3.578 – 141m NN)

Zajin liegt im südwestlichen Teil des Landkreises Unterstrand, eingebettet in das sanfte Tal des Zajinbachs, der westlich bei Haugwitz im Haugwald (Landkreis Nassfeld) entspringt. Die Siedlung Zajin folgt dessen Verlauf in einer geschwungenen Form, deren Straßen, Brücken und Plätze sich am Wasser orientieren. Das Leben im Ort wird seit Jahrhunderten vom Zajinbach bestimmt – er ist Handelsweg, Energiequelle, Fischwasser und Symbol zugleich.

Der Ortskern liegt auf einer leichten Anhöhe zwischen den beiden Brücken, die den „Zajinbogen“ umspannen. Auf dem Marktplatz, dem eigentlichen Mittelpunkt des Dorfes, liegen Pflastersteine aus hellem Muschelkalk, unregelmäßig in der Farbe, da der wöchentliche Gemüsemarkt, Regen und das Salzwasser des Fischhändlers ihre Töne verändern. Hier treffen sich Landwirte, Händler, Handwerker und Besucher aus den Nachbardörfern. Die Markthalle mit ihrem Ziegeldach und den gusseisernen Stützen stammt aus dem Jahr 1882 und ist bis heute in Betrieb. Zwischen Gemüseständen, Fischfässern und Brotbuden wird hier das seeländische Leben greifbar. Zajin ist ein Ort der Fischer, Flachsarbeiter und Handwerker. Schon im Mittelalter bildeten sich Zünfte, deren Nachwirkungen bis heute spürbar sind.

Davon zeugt besonders die Maria-Magdalena-Kirche, die 1568 erbaut und im 18. Jahrhundert neu ausgemalt wurde. Sie steht am „Zajinbogen 5“, direkt oberhalb des Flussufers. Der schlichte Bau aus rotem Ziegel trägt ein Dach aus Schiefer, das sich im Wasser des hier leichtangestauten Zajinbaches spiegelt. Im Inneren leuchtet eine Deckenmalerei, die Netze und Fische zeigt – Sinnbilder der Arbeit und des Glaubens der Fischer. Die Emporenfront ist mit Szenen vom Netzflicken bemalt, und unter der Empore hängen Holztafeln mit Bootsnamen, die an verunglückte Fischer erinnern. Jede Tafel trägt eine eingeritzte Jahreszahl und eine Messingöse, an der einst das Gildenseil befestigt war. Die Kirchenbänke sind nummeriert – ein Überbleibsel der alten Fischerzünfte, in denen Sitzplätze nach Bootseigentum vergeben wurden. Noch heute sitzt die Gemeinde in dieser Ordnung, nicht aus Zwang, sondern aus Tradition. An Samstagen erklingt die Orgel im Wechsel mit Musikern aus Seestadt und Rosengarten: Teil der sogenannten Teichkonzerte, die St. Gertrud (Unterstrand), Maria Magdalena (Zajin) und die Rosenkranzkirche (Rosengarten) miteinander verbinden. Diese musikalischen Abende, bekannt als „Abende am Wasser“, gehören zu den beliebtesten Veranstaltungen der Region. Im Sommer bleiben die Kirchentüren offen, und wenn die Lichter auf dem Fluss tanzen, mischt sich der Gesang mit dem Plätschern der Boote.

Das wirtschaftliche Leben Zajins steht in enger Verbindung zu den Landwirtschaftsbetrieben der Umgebung. Der Agrarverbund Seeland-Ebene Unterstrand eG betreibt gemeinsam mit den Höfen in Achthaus, Ulmdorf und am Südrand von Zajin ein ausgeklügeltes Rotationsschema aus Rüben, Roggen und Flachs. Im Frühjahr liegen die Felder grau und feucht, im Sommer blüht der Flachs blau, und im Herbst türmen sich Rübenmieten an den Wegen. Die Felder sind von Hecken und alten Gräben durchzogen, und in der Dämmerung sieht man Reiher zwischen den Feuchtwiesen stehen. Flachs spielte seit jeher eine zentrale Rolle. In der Nachkriegszeit wurden die Säcke des Leinenwerks „Faultierwald Faden & Band“ nach Zajin geliefert – robuste Gewebe aus Flachs und Hanf, die für Saatgut und Futtermittel verwendet wurden. Ein alter Arbeiter aus dem Werk erzählte, dass in den 1970er Jahren ganze Wagenladungen dieser Säcke über Zajin weiter nach Nassfeld gingen. Viele Bauern besitzen noch heute solche Säcke, sauber gefaltet in Scheunen, mit verblassten Aufdrucken des Leinenwerks. Zajin selbst beherbergt einige kleine Werkstätten: eine Gerberei, die Leder für Handschuhe und Gürtel fertigt, eine Weberei für Haushaltsstoffe und eine Käserei am Westufer. Letztere verarbeitet Milch aus den umliegenden Höfen zu Hartkäse, der auf Märkten in Unterstrand und Seestadt verkauft wird.

Am südlichen Ortsrand liegt der Thingplatz von Zajin, eine leicht erhöhte Wiese mit einem Kranz aus Findlingen. Archäologisch belegt ist, dass dieser Platz bereits im 9. Jahrhundert genutzt wurde – vermutlich als Gerichts- und Versammlungsort. Im 18. Jahrhundert diente er den Flurgenossenschaften als Treffpunkt. In der Mitte steht eine alte Linde, deren Stamm eine Eisenöse umfasst – dort wurde einst die Zunftfahne eingehängt. Heute findet hier jedes Jahr im Juli das Thingfest statt: eine Mischung aus Jahrmarkt, Theater und Musikabend, bei dem Vereine aus Zajin und Schittingen auftreten.

Ein markantes Gebäude am Markt ist die Bogenstube Kolski, seit drei Generationen in Familienbesitz. Hier werden Heringe nach alter Art gesalzen und auf Roggenfladen mit Zwiebeln serviert. Das Heringssalz rührt die Familie selbst an – eine Mischung aus Meersalz, Dill, Zucker und Pfeffer. Am Ofen hängt ein Eimer mit Flusskieseln, die zum Beschweren der Fässer dienen. Der Geschmack dieses Gerichts ist für Zajin typisch: einfach, salzig, ehrlich.

Zajin hat sich seine eigenständige Struktur bewahrt. Die Wohnhäuser aus rotem Ziegel und hellem Putz säumen den Flusslauf, und die Gärten reichen oft bis ans Ufer. Kleine Holzstege führen über den Bach, an manchen hängen Boote, an anderen Wäscheleinen. Im Sommer sind Kinder am Wasser, im Winter friert der Bach flach zu, und die Spuren von Schlittschuhen bleiben bis zum Tauwetter.

Der Bahnhof liegt am Nordrand der Siedlung an der SeeLB87, die stündliche Verbindungen nach Grenzburg und Seestadt bietet. Von hier führt die Straße SEE7 nach Norden über Ulmdorf (8,5 km) und nach Süden über Altro (4,5 km). Der Zajinbachweg verbindet Zajin mit Haugwitz (3 km) und Schittingen (7 km). An den Wochentagen fahren Arbeiterzüge und Schulgänger, und am Sonntag wandern Besucher entlang des Flusses, vorbei an alten Weiden, Stegen und den Spuren vergangener Mühlgräben.

Am Flussufer, kurz hinter der zweiten Brücke, steht eine kleine Holzhalle, in der am Abend Musik geprobt wird: die Zajiner Bläser, gegründet 1919, treten bei Festen in der gesamten Region auf. Daneben das Dorfarchiv, ein schlichtes Gebäude mit weißen Fensterrahmen, das Protokolle, Pläne und alte Fanglisten bewahrt. In einem dieser Bücher ist auch der erste Eintrag über die Schleuse IV in Unterstrand vermerkt – eine Verbindung, die Zajin eng an die Kreisstadt bindet.

Bahn: SeeLB87 stündlich 7:04 – 22:04 nach Grenzburg, 6:17 – 21:17 nach Seestadt

Ch.: SEE7 (N: Ulmdorf 8,5km, S: Altro 4,5km), Zajinbachweg (W: Haugwitz 3km, O: Schittingen 7km)