
(Pop.: 41 – 587m NN)
Ruhdorf liegt verborgen im Sturminselgebirge, umgeben von dichtem Wald und zerklüfteten Hängen, eingebettet in das enge Tal der Tropfritz. Genau an der Stelle, an der der Perlengrabenbach über felsige Absätze in die Tropfritz mündet, erstreckt sich das Dorf auf einer Höhe von 587 Metern. Gerade einmal 41 Menschen leben hier.
Die Legende erzählt, dass Ruhdorf seinen Namen einer ungewöhnlichen Begegnung verdankt. Vor vielen Jahrhunderten lebte hier ein Hirte namens Rurik, der von unruhigen Träumen geplagt war. Eines Tages, tief erschöpft, fand er am Ufer der Tropfritz einen Stein, glatt und von Wasser und Zeit geschliffen. Als er den Stein berührte, überkam ihn plötzlich tiefer, friedlicher Schlaf. Er erwachte erst am nächsten Tag vollkommen erholt und nannte den Ort fortan Ruhdorf, den Ort, der seinem Geist endlich Frieden schenkte. Bis heute glauben manche Bewohner an die heilsame Wirkung der Steine aus der Tropfritz.

Die Dorfstraße von Ruhdorf besteht aus grobem Pflasterstein und zieht sich sanft ansteigend durch den gesamten Ort. Die meisten Häuser sind einfache Steinhütten mit steilen Holzdächern, überzogen von Moos und Flechten. An einigen Fenstern hängen kleine Blumenkästen, in denen Erika oder Heidekraut gedeihen. Direkt am Dorfplatz steht das Gemeindehaus, in dem Bürgermeister Egil Svensson wohnt, der gleichzeitig die Poststelle verwaltet und gelegentlich die Dorfchroniken aktualisiert. Gegenüber liegt der kleine Dorfimbiss, betrieben von Helga Hahnenfuß, die jeden Tag einfache, aber schmackhafte Mittagessen kocht – meist deftige Eintöpfe aus Wildfleisch und Kräutern der Umgebung. Helga ist berühmt für ihre Pilzpfanne, deren Rezeptur sie strikt geheim hält, obwohl ihr schon oft großzügige Angebote von vorbeiziehenden Händlern gemacht wurden.
Weiter unten im Dorf befindet sich die Werkstatt von Lars und Annika Torfinnson, den örtlichen Wollverarbeitern. Hier werden Schaffelle und die Wolle der wildlebenden Hochlandschafe verarbeitet. Annika fertigt warme Wollpullover und robuste Decken, die in der ganzen Region geschätzt werden. Lars hingegen bearbeitet Leder, stellt Gürtel und Jagdtaschen her, die besonders robust sind. Nicht weit entfernt steht die Hütte des alten Jägers Ragnar Stensson, dessen Fähigkeiten in der Jagd auf Wildschafe und Wildziegen weit über Ruhdorf hinaus bekannt sind. Ragnar führt gelegentlich Besucher durch die Wälder, wenn es darum geht, versteckte Pfade und Jagdreviere zu erkunden. Er behauptet, jedes Tier des Waldes persönlich zu kennen und erzählt oft Geschichten von seinem spektakulärsten Fang – einem riesigen Wildschaf, dessen Hörner noch heute über seinem Kamin hängen.
Pilze spielen neben der Wollverarbeitung eine entscheidende Rolle für das Überleben in Ruhdorf. Die Geschwister Kari und Finn Elvset sammeln im umliegenden Wald Pilze, trocknen sie sorgsam und verkaufen sie auf dem Markt in Darso. Ihre Pilzgewürze, insbesondere aus dem seltenen Schattenpfifferling, sind begehrt und sichern den Bewohnern ein kleines Zusatzeinkommen.
Die Bewohner von Ruhdorf erzählen gerne von besonderen Ereignissen in ihrem abgeschiedenen Alltag. Erst kürzlich soll ein Bär durch das Dorf gewandert sein, friedlich und neugierig, bevor er gemächlich zurück in die Wälder zog. Manche sagen, es sei ein gutes Zeichen, andere vermuten, er hätte sich lediglich am Duft von Helgas Pilzpfanne angezogen gefühlt. Eine weitere Geschichte erzählt von dem jungen Tormund Ingvald, der eines Tages eine alte, halb verschüttete Höhle in der Nähe des Perlengrabenbachs entdeckte. Er berichtete von seltsamen Felsmalereien und rätselhaften Zeichen, die jedoch niemand sonst bisher gesehen hat. Einige Dorfbewohner zweifeln bis heute an seiner Geschichte, doch Tormund hält eisern daran fest.

Etwa sieben Kilometer entfernt liegt die Felsenkammhütte, in 1.186 Metern Höhe oberhalb des Tropfritz-Tals. Diese einfache Unterkunft ist ausschließlich zu Fuß erreichbar und bietet Reisenden lediglich eine schlichte Schlafstätte und eine Feuerstelle. Hierher zieht es vor allem Bergsteiger, die den anspruchsvollen Pfad zum Gipfel des Hohen Zahns wagen. Die Hütte wird regelmäßig von Ruhdorfer Bewohnern gewartet, besonders von Ingrid und Sven Alverson, die dafür sorgen, dass stets Brennholz und Vorräte vorhanden sind. Man erzählt sich, die beiden hätten einst während eines Schneesturms in der Hütte geheiratet, ganz allein, begleitet nur von Wind und Wetter.
In Ruhdorf vergeht das Leben langsam und ohne Hektik. Abende werden oft in geselliger Runde verbracht, am Feuer im Gemeinschaftshaus, wo Bürgermeister Svensson Geschichten vorliest oder Ragnar die Legenden des Waldes erzählt. Fremde sind selten hier, aber wenn sie kommen, werden sie herzlich aufgenommen, bekommen von Helga stets eine warme Mahlzeit und von den anderen Dorfbewohnern eine Unterkunft angeboten. Die Stille des Ortes, durchbrochen nur vom Rauschen des Perlengrabenbachs und dem gelegentlichen Ruf eines Waldkauzes, prägt das Leben ebenso wie die Gemeinschaft der Bewohner, die zusammenhalten, um in dieser abgelegenen Region zu bestehen.

Zur Gemeinde Ruhdorf gehört der Flecken Fuglo, gelegen auf 407 Metern Höhe im Tal der Tropfritz, zwei Kilometer unterhalb von Ruhdorf. Seine 76 Einwohner leben in einfachen Häusern aus Feldsteinen oder Holzhütten mit begrünten Dächern. Bekannt ist Fuglo für die Wollwerkstatt von Birgit und Solveig Arnald, in der robuste Wolle von wilden Gebirgsschafen verarbeitet und gefärbt wird. Nahe dem Dorf befindet sich die Nebelhöhle, eine bedeutende Karsthöhle mit einem unterirdischen Fluss und fossilen Funden ausgestorbener Tiere. Geführte Touren werden von Magnus und Elin Thorfeld angeboten. Wichtige Dorfbewohner wie der Imker Torben Grimsson, Tischler Gunnar Olavsson und Fischer Kjell Runolfsson gestalten den naturnahen Alltag mit. Zentrales Gemeinschaftshaus bietet Raum für Treffen und jährliche Dorffeste.
Ch.: Tropfritztalstraße nach Fuglo und Darso, Bergstraße nach Spam und Laguna, Wanderweg zur Felsenkammhütte