Die Felsenkammhütte steht seit über hundert Jahren auf einem Hochplateau des Sturminselgebirges, erreichbar ausschließlich über den schmalen, serpentinenreichen Bergpfad, der von Ruhdorf aufwärts führt. Errichtet wurde sie im Jahr 1919 von den Brüdern Arvid und Björn Sonderson, zwei Holzfällern, die ursprünglich bloß ein Lager zur Übernachtung suchten, dann jedoch feststellten, dass auch andere Wanderer und Jäger Schutz benötigten. Im Laufe der Jahrzehnte wurde aus der einstigen Notunterkunft eine beliebte Bergstation. Ein Brand im Jahr 1973 zerstörte das obere Stockwerk der Hütte. Die Einwohner Ruhdorfs halfen tatkräftig beim Wiederaufbau, der ein Jahr dauerte. Noch heute hängen Fotos der damaligen Gemeinschaftsarbeit im Gastraum, darunter eines, das Egil Svensson, den heutigen Bürgermeister von Ruhdorf, als jungen Mann beim Zuschneiden der Dachbalken zeigt.

Die Hütte ist täglich geöffnet, außer dienstags, wenn die Wirtsleute Ingrid und Sven Alverson ins Tal hinabsteigen, um frische Lebensmittel zu holen und sich um die Familie zu kümmern. Ihre offizielle Anschrift lautet: Felsenkammhütte, Hochplateauweg 7, Ruhdorf, Landkreis Sturminsel West. Geöffnet wird morgens um 8 Uhr, geschlossen gegen 22 Uhr. Ingrid und Sven Alverson führen die Hütte seit zwölf Jahren. Sie stammen beide aus Fuglo, kannten einander schon aus der Schulzeit und entschieden nach ihrer Hochzeit, dauerhaft in die Höhe zu ziehen. Während Sven für Reparaturen, Holzhacken und gelegentlich für geführte Bergtouren zuständig ist, kümmert sich Ingrid mit Hingabe um die Gäste, versorgt den kleinen Kräutergarten hinter der Hütte und backt täglich frisches Brot.

Die Karte der Felsenkammhütte ist überschaubar, dabei bewusst vielfältig gestaltet, um den unterschiedlichen Ansprüchen von Wanderern gerecht zu werden. So gibt es kräftige Suppen mit saisonalen Gemüsen, außerdem Ravioli, die mit Ricotta und Spinat gefüllt sind, serviert mit einer leichten Salbeibutter und etwas geriebenem Hartkäse. Viele Gäste kommen eigens wegen dieser Ravioli, die Ingrid nach einem Rezept ihrer Tante Solveig aus Fuglo herstellt. Ebenfalls beliebt ist das Lachsfilet, das Sven in der Eisenpfanne auf der Haut brät und mit frischem Blattspinat und hausgemachter Hollandaise anrichtet. Zum Abschluss empfehlen die Alversons ihren Gästen gern einen ungewöhnlichen Genuss: warm servierter Sake, importiert über eine Händlerfamilie aus Fuglo, die enge Beziehungen zu einem Händler aus dem fernen Süden pflegt.

Wer übernachten möchte, findet Platz in einfachen, sorgfältig eingerichteten Schlafräumen. Alle Zimmer sind Dormitorien mit je sechs Stockbetten aus massivem Kiefernholz. In jedem Raum hängt eine Karte, die über die lokalen Wanderwege informiert, sowie Fotos regionaler Wildvögel, die Gäste regelmäßig dazu anregen, sich auf Vogelbeobachtung zu begeben. Dafür steht wenige Minuten von der Hütte entfernt ein hölzerner Waldvogel-Beobachtungsturm, den einst der Jäger Ragnar Stensson aus Ruhdorf errichtete und regelmäßig für geführte Beobachtungen nutzt.

Die Felsenkammhütte ist eng mit dem Leben in Ruhdorf und Fuglo verknüpft. Regelmäßig liefern Lars und Annika Torfinnson aus Ruhdorf Wolldecken und Pullover, die die Gäste bei kaltem Wetter ausleihen können. Kari und Finn Elvset wiederum beliefern die Hütte mit ihren getrockneten Pilzen und Gewürzen. Aus Fuglo erhalten Ingrid und Sven handgefärbte Tischwäsche von Birgit und Solveig Arnald, und auch die Nebelhöhle von Fuglo profitiert von den Wanderern, die regelmäßig zwischen den beiden Orten pendeln. Magnus und Elin Thorfeld aus Fuglo haben schon mehrfach Wandergruppen von ihrer Karsthöhle hinauf zur Felsenkammhütte begleitet, und nicht selten endet eine Tour am Abend vor dem knisternden Kamin der Hütte. Dies stärkt den Zusammenhalt zwischen den beiden Orten, deren Gemeinschaften seit jeher aufeinander angewiesen sind.